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INTERVIEW

Ana Bekuta: „Ich bin nicht dafür geschaffen, alleine zu leben!“

FOTO: Zoran Lončarević

EINE KARRIERE, DIE SCHON JAHRZEHNTE DAUERT. Der erste große Hit, den sie 1985 aufgenommen hat, prägte ihre Karriere und ihr Privatleben. Seitdem ist sie offen gegenüber ihrem Publikum und spricht ehrlich über die Bühne, ihre Enttäuschungen und Freuden, über ihren Sohn, ihre Enkel und den Mann, den sie liebt.

KOSMO: Wann haben Sie Ihre Karriere begonnen?
Ana Bekuta: Die erste Platte habe ich 1985 aufgenommen. Davor habe ich bereits intensiv Musik gemacht, ich bin also nicht unvorbereitet da hineingeraten. Natürlich habe ich wie die meisten meiner Kollegen mit Auftritten in Kaffeehäusern begonnen, aber das auf ziemlich schmerzlose Weise, da meine Band und ich überwiegend in Hotels aufgetreten sind. Damals habe ich unter dem Namen Nada Polić gesungen.

Mit dem Beginn Ihrer eigentlichen Karriere haben Sie Ihren Namen geändert. Warum?
In dem Jahr, in dem ich das erste Album herausgebracht und das Lied „Ja nisam rođena da živim sama“ („Ich bin nicht dazu geboren, alleine zu leben“) gesungen habe, habe ich meinen Namen in Ana Bekuta geändert, denn das klang moderner, passte mehr zum modernen musikalischen Sound, mit dem ich die Sympathien des Publikums erobern wollte. Ich dachte nicht, dass ich auch meine Dokumente ändern müsste, aber es gab Situationen, zum Beispiel Anmeldungen in Hotels und andere banale Dinge, die problematisch waren. Die Band nannte sich in Anlehnung an meinen Namen „AnaBe“. Der Beginn meiner Bühnenkarriere stand also im Zeichen großer Veränderungen.

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Über die Musik…
Wie haben Sie es geschafft, den Turbofolk und den zunehmenden Schund in der Musik zu umgehen?
Ich war nie eine orthodoxe Volksmusikerin, daher ist auch das Arrangement meines ersten großen Hits eher im Stil der Unterhaltungsmusik. Das hat meinen musikalischen Weg geprägt, von dem ich auch nicht abgewichen bin, und darum bin ich nicht in den Schund abgerutscht. In der Zeit, als ich begonnen habe, war das, was ich gemacht habe, ungewöhnlich und modern. Davon zeugt auch die Tatsache, dass Dragan Jovanović Krle, der berühmte Gitarrist der „Generacija 5“, die Sologitarre auf meinem ersten Album gespielt hat.

Was sagen Sie zum modernen musikalischen Sound?
Ich finde gar nichts daran und die heutige Musik gefällt mir überhaupt nicht. Sie hat keine Seele, die Texte berühren einen nicht und wecken keine Gefühle. Nichts davon wird überleben. Vielleicht ist gerade das auch der Grund, warum meine Generation so lange schon überlebt. Unter solchen Umständen ist es schwer, uns vom Thron zu stoßen. Es gibt auch nicht mehr diese guten, klassischen Komponisten, die sich durch Qualität ihr Überleben sichern.

Warum ist unsere Musik von ihrem traditionellen Weg abgekommen?
Viele Jahre lang wurden uns Sängern unsere Tantiemen nicht gezahlt. Da es viel Geld braucht, um ein gutes Album aufzunehmen, haben meine Kollegen dazu Zuflucht genommen, griechische, türkische und andere ausländische Lieder nachzusingen. Textschreiber werden dafür bezahlt, zu diesen Melodien Texte zu schreiben, und das hat uns das Rückgrat gebrochen. Ich wollte das nicht machen, ich habe in meiner ganzen Karriere nur zwei Lieder nachgesungen. Wegen all dieser Schwierigkeiten haben wir unsere guten Komponisten vernachlässigt, und das zeigt sich auch in der Qualität der Musik.

Wie viel Einfluss haben Sie als Jurorin in der Talentshow „Zvezde Granda“ auf die jungen Kräfte?
Sie entscheiden selbst, was sie singen, aber ich gebe immer denen meine Unterstützung und meine Stimme, die Lieder aus unserem traditionellen musikalischen Erbe interpretieren. Wer so ein Repertoire fehlerlos und gut darbieten kann, kann alles singen, was er will.

„In diesem bitteren, kleinbürgerlichen Milieu war die Geburt eines unehelichen Kindes eine Schande“, sagt Ana. (FOTO: Zoran Lončarević)

Stellen Sie fest, dass die Teilnehmer an solchen Musikwettbewerben denken, sobald sie ein Mikrofon, die Bühne und eine Zeitschriftenseite ergattern, können sie auch viel Geld verdienen?
Ja, das glauben sie. Und es ist ihr Recht, das zu hoffen und ihre Ziele zu verfolgen. Ich sage ihnen immer, dass auch ich als Teenager bei Wettbewerben um die erste Stimme in meiner Stadt, der Region usw. teilgenommen habe, dass ich aber niemals Erste war und gewonnen habe. Ich habe immer den zweiten oder dritten Platz bekommen, so war es einfach. Aber die Musik erkennt die Ehrlichkeit der Interpreten an und belohnt sie. Da gibt es keinen Betrug. Wer ehrlich und fair arbeitet, wird es irgendwann zu den Sternen schaffen.

Über die frühe Mutterschaft
Wie alt waren Sie, als Sie das erste Mal an einem Wettbewerb teilgenommen haben? Und was haben Sie gesungen?
Ich war am Anfang des Gymnasiums, vielleicht 15 oder 16 Jahre alt. Da ich im Dreiländereck geboren bin, in Probojska Banja, hatten damals Titograd, Sandžak, Sarajevo und Belgrad gleich viel Einfluss auf mich. Darum habe ich bei den Wettbewerben immer traditionelle Lieder aus diesen Regionen gesungen.

Was haben Ihre Eltern dazu gesagt, dass Sie Sängerin werden wollten?
Ehrlich gesagt, hat mich mein Vater unterstützt. Er hat mich zur Kultur- und Kunstvereinigung „Sloga“ gebracht, damit ich tanzen lerne. Von Herbst bis Frühling hatten wir einmal monatlich Auftritte in den umliegenden Orten, wo wir getanzt und gesungen haben. Das war unsere Unterhaltung. Obwohl meine Mutter streng war, hat sie mir damals nicht verboten, Musik zu machen.

EHRLICH. „Ich habe gezeigt, dass ich eine Frau
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