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MUSLIME

Aus dem Alltag eines Fastenden: Hast du schon Hunger?

Man muss nicht heraus posaunen, dass man fastet, denn schließlich wissen nur Gott und ich, ob ich mich tatsächlich auch daran halte oder nicht. (Foto: iStock)

Der Fastenmonat Ramadan hat nun seine Halbzeit erreicht. Seit zwei Wochen essen und trinken viele muslimische Mitbürger tagsüber nichts. Weder in der Arbeit noch am Wochenende. Nur am Abend gönnen sie sich eine Mahlzeit und in der Früh, vor Sonnenaufgang. Die Regeln kennen wir, doch wie ist es tatsächlich, wenn man einen Tag lang auf Nahrung und Wasser verzichtet? Ein Erfahrungsbericht.

Eines vorweg: Das ist kein Experiment, bei dem das Fasten getestet wurde. Es ist ein persönlicher Auszug eines Fastenden, der aus seiner Perspektive die Zustände während des Ramadans beschreiben möchte.

Um halb drei läutet der Wecker und reißt mich aus der REM-Phase. Ah, es ist soweit. Schläfrig begebe ich mich in die Küche und schalte das Licht ein, damit ich munter werde. Seitdem ich alleine zu Sehur (morgendliches Frühstück) aufstehe, habe ich Angst zu verschlafen. Eine Horrorvorstellung die mich plagt: Das Fasten mit leerem Magen zu beginnen. Als ich bei meinen Eltern gewohnt habe, wurden meine Geschwister und ich geweckt. Der Tisch war bereits angerichtet und oft wusste man nicht ob Iftar (Abendessen) oder Sehur-Zeit ist. Das Frühstück war voll beladen mit Speisen, die meine Mutter platzierte, damit wir ein sättigendes Frühstück einnehmen. Seit meiner Teenager-Zeit pflege ich gemeinsam mit meiner Familie aufzustehen, und eine kleine Mahlzeit einzunehmen. Unter dem Jahr haben wir es zumeist nur sonntags geschafft, ein Familienfrühstück zu organisieren.

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Der Fastenmonat Ramadan steht vor der Türe. Für Muslime gilt es ab morgen zwischen Beginn der Morgendämmerung und dem Sonnenuntergang, sich von Essen, Trinken, Rauchen und Geschlechtsverkehr fern zu halten.

 

Die müden und verschlafenen Gesichter meiner Eltern und meiner Geschwister entlockten mir immer ein Lächeln. Wahrscheinlich hat Sehur auch deshalb eine so wichtige Bedeutung für mich, weil ich Kindheitserinnerungen damit verbinde. Als Single endet das Frühstück mit einer kurzen Prozedur. Einige Datteln, ein wenig Joghurt und einige Gläser Wasser. Nach dem Gebet fahre ich mit meinem Schlummer fort. 7:00 Uhr der Wecker läutet, die Arbeit ruft. Zu Beginn des Ramadans ist man der Star in der Firma, ob man will oder nicht. Spätestens in der Mittagspause fällt allen auf, dass man weder isst noch trinkt. Generell meine ich Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen und spreche auch nicht über das Fasten. Nicht aus Scham, sondern weil ich es als etwas sehr Privates betrachte. Man muss es nicht heraus posaunen, denn schließlich wissen nur Gott und ich, ob ich mich tatsächlich auch daran halte oder nicht. Nachdem man Arbeitskollegen, Freunde oder Verwandten aufgeklärt hat, muss man sich auch der Frage stellen: Ist das auch gesund im Sommer? Bei der Gesundheitsfrage scheiden sich die Geister. Wichtig ist nur, dass man ab dem Moment aufhört, wo das Fasten in irgendeiner Art die Gesundheit gefährden könnte.