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KARRIERE

Marija Đorđević: „Bei der Ausbildung von Lehrlingen gibt es keinen Egoismus“

FOTO: Diva Shukoor

ERFOLGREICH. Nach der Matura gab sie ihren Plan, Chemieingenieurin zu werden, der Liebe wegen auf. Nach einigen freudlosen Arbeitsjahren in der Gastronomie und als Sekretärin machte sie zwei Ausbildungen.

Marija Đorđević (44) aus Urovica bei Negotin wünschte sich einen Beruf, in dem Sie ihre Kreativität und ihre kommunikativen Fähigkeiten ausleben konnte. Darum nahm sie, als sie bereits verheiratet und Mutter zweier Söhne war, das Angebot einer bekannten französischen Kosmetikfirma an, dort eine Ausbildung zur Kosmetikerin zu machen, die zwanzig Monate dauerte. Sie erlernte die Theorie, erwarb praktische Erfahrung und machte sich anschließend, vor nunmehr zehn Jahren, selbständig.

Marija Đorđević: „Ehrlich gesagt, hat mir meine Herkunft in dieser Arbeit mehr geholfen als geschadet.“

Auf Initiative ihrer Klienten besuchte sie neben der Arbeit auch einen Schnellkurs für Fußpflege und vor sieben Jahren übersiedelte sie aus ihrem winzigen Salon in einen größeren Raum und erweiterte auch die Palette ihrer Angebote. Heute bietet der „Marija Kosmetik Salon“ seinen Klienten verschiedene moderne Kosmetikbehandlungen im Bereich der Gesichtspflege sowie Schminken, Fußpflege, Nageldesign und eine Reihe weiterer Leistungen für ein schönes und gesundes Aussehen an. Ambitioniert und professionell, wie Marija Đorđević ist, erwarb sie eigene Konzessionen für die genannten Tätigkeiten. Dennoch ist sie mit den erreichten Resultaten nie zufrieden, sondern verfolgt regelmäßig die Neuigkeiten des Faches und setzt sie in ihrer Arbeit um. Ihre Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt sie auch den Mitarbeiterinnen, vor allem der Auszubildenden, die bei ihr den praktischen Teil der Berufsausbildung absolviert. Über ihren beruflichen Werdegang sprach sie mit dem Magazin KOSMO.

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ERFOLG. Davor Sertić, mehrfach ausgezeichneter Gründer der internationalen Spedition „Unitcargo“ und Obmann der Sparte Transport und Verkehr in der Wiener Wirtschaftskammer, spricht über seinen Weg vom Lehrling bis zum Chef, aber auch über das Geheimnis des Erfolgs in der Arbeit mit Lehrlingen.

 

KOSMO: Wie sind Ihre Erinnerungen an den Anfang Ihrer Berufsausbildung? Was waren Ihre Eindrücke?
Marija Đorđević: Auf dem Weg, den ich gewählt habe und der für mich der einzig richtige war, hat mich der Gedanke, dass sich überwiegend ganz junge Leute für diesen Anfang entscheiden, nicht entmutigt, denn ich hatte ein klares Ziel vor Augen: Ich wollte meine Ausbildung abschließen und eine Arbeit machen, die mir gefiel. Meine Eindrücke waren positiv und erfüllten in beiden Berufen meine Erwartungen.

Warum haben Sie sich für einen Handwerksberuf entschieden?
Im Unterschied zu den Jobs, die ich vorher gemacht habe und in denen ich die echten Resultate meiner Arbeitsstunden nicht sehen konnte, ist das bei einem Handwerk ganz anders. Ich sehe die Effekte meiner eigenen Kenntnisse und meiner Kreativität direkt im Gesicht und an den Händen und Füßen meiner Kunden. Ich glaube, dass das bei allen Handwerken so ist.

„Die Effekte meiner eigenen Fertigkeiten sehe ich im Gesicht und an den Händen und Füßen meiner Kunden sofort“, unterstreicht die Unternehmerin. (FOTO: Diva Shukoor)

Sie sind eine der besonders erfolgreichen Auszubildenden in Österreich. Wie sehr hat die Handwerksausbildung zu Ihrem Erfolg beigetragen?
Meine Suche nach dem endgültig richtigen Beruf war lang, ich habe mich beruflich unausgefüllt gefühlt. Erst als ich ins Handwerk gegangen bin, wusste ich, dass ich auf dem richtigen Weg war. Der direkte Kontakt mit den Menschen, die Chance, meine angeborenen Eigenschaften wie Freundlichkeit, Geduld, Bereitschaft zum Zuhören zu zeigen und meine Klienten gleichzeitig mit dem zu behandeln, was ich ihn meinem Salon anbiete, kann ich mit nichts vergleichen. All das gäbe es nicht, wenn ich keine Handwerksausbildung gemacht hätte.

Hatten Sie während der praktischen Ausbildung oder in Ihrem Umfeld Probleme? Wenn ja, welche Hilfe benötigten Sie?
In der Kosmetikschule war der Unterricht sehr umfassend, denn es stand genug Zeit zur Verfügung. Aber im Fußpflegekurs war aufgrund der beschränkten Zeit alles sehr gedrängt, obwohl die Ausbilder kompetent und bereit waren, ihre technischen Fertigkeiten an die Auszubildenden weiterzugeben. Ich betone, dass die Handwerke, die ich gelernt habe, spezifisch sind, denn sie bestehen aus der direkten Arbeit am Kunden, und ein altes Sprichwort sagt: „Wie viele Menschen, so viele Wunder“. In diesem Abendkurs fehlte mir die Hilfe bzw. eine Ausbildung im Bereich der Kommunikation mit den Kunden, vor allem mit denen, die manchmal schlecht gelaunt sind und daher unangenehm und allzu anspruchsvoll werden. In solchen Situationen müssen wir wissen, wie wir uns verhalten, um Unannehmlichkeiten zu vermeiden und die Kunden am Ende so zufriedenzustellen, dass sie unseren Salon wieder aufsuchen.

Die Leiterin des Schönheitssalons „Marija Kosmetik Salon“ ist Marija Đorđević, die sich in dieser Arbeit selbst verwirklicht. (FOTO: Diva Shukoor)

Haben Ihnen Ihre Muttersprache und Ihre Kultur in diesem Handwerk besondere Vorteile gebracht? Haben die Ausbilder Ihre zusätzlichen Kompetenzen unterstützt?
Ich kann sagen, dass mir meine Herkunft in der Arbeit mehr geholfen als geschadet hat. Nicht nur, weil die Kunden aus unserer Region sich freuen, ihre Sprache zu hören, sondern auch die Österreicher schätzen unsere Herzlichkeit, die manchmal vielleicht etwas übertrieben, aber doch sympathisch ist. Kunden mit Migrationshintergrund, egal, aus welchem Teil der Erde sie kommen, fühlen sich auch besser angenommen und aufgehoben, wenn sie erfahren, dass auch meine Wurzeln außerhalb Österreichs liegen. Perfekte Deutschkenntnisse und die Beachtung der beruflichen Standards werden vorausgesetzt, da gibt es keine Kompromisse, und jede zusätzliche Kompetenz ist wertvoll. Das haben auch die Vortragenden während der Ausbildung betont, auch wenn meine Ausbildung nicht so typisch war.

Sie haben fünf Angestellte und eine Auszubildende. Welche Erfahrungen, die Sie in Ihrer Ausbildung gemacht haben, können Sie heute in der Arbeit mit ihr umsetzen?
Wir beide können hervorragend miteinander reden und ich bin zufrieden mit ihrem Verhalten gegenüber den Kunden und in der Arbeit überhaupt. Ich sehe, dass sie gerne lernt und fleißig ist, und ich habe die Absicht, sie auch nach Abschluss der Ausbildung im Salon zu behalten. Darum vermittle ich ihr alle Geheimnisse unseres Handwerks, die ich bei der Arbeit und in der Schule gelernt habe. Ich kann sagen, dass das Tricks sind, die jeder von uns anwendet, um erfolgreicher zu sein. Da bin ich selbstloser, als es meine Ausbilder waren. Ich kann sagen, ich gebe ihr mehr mit auf den Weg, als ich mitbekommen habe, denn das ist auch in meinem Interesse.

Worauf achten Sie bei Ihrer Schülerin am meisten?
Alle meine Mitarbeiterinnen sind mit bestimmten Routinen gekommen, die sie in anderen Salons angenommen haben, aber der Schülerin zeige ich alles von Grund auf. Ich enthalte ihr meine eigenen Kenntnisse nicht vor, denn nur so kann ich sicher sein, dass sie von meiner Arbeitsweise nicht abweicht, auch wenn ich die Selbständigkeit, die sie zeigt, sehr unterstütze.

Vera Marjnaovic
Meine Berufung zur Journalistin entdeckte ich bereits als Sechzehnjährige während meiner Gymnasialzeit in Montenegro. Diesem Berufszweig bin ich seither treu geblieben. Nach meiner Ankunft in Wien widmete ich mich der Arbeit mit Mitgliedern der BKS-Gemeinschaft, wodurch ich tiefgreifende Einblicke in die Lebensgeschichten und sowohl die Triumphe als auch die Herausforderungen verschiedener Generationen gewann. Diese vielfältige Palette an Persönlichkeiten prägte meinen journalistischen Weg und festigte mein Engagement für soziale Themen.