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WIRTSCHAFT

Crowdfunding für ein ganzes Land – Plattform fördert Selbstständigkeit in Bosnien

(Foto: zVg.)

In Bosnien-Herzegowina ist der Krieg über 20 Jahre vorbei. Im Land herrscht weitgehend Ruhe, auch wenn die Aufarbeitung der Kriegsgräuel nicht abgeschlossen ist. Die Wirtschaft wächst jedoch kaum und die Arbeitslosenquote ist sehr hoch. Trotz dieser Probleme startet die Plattform „počni.ba“ eine Crowdfunding Kampagne in Bosnien-Herzegowina.

Die wirtschaftliche Stagnation Bosnien-Herzegowinas kann auf mehrere Gründe zurückgeführt werden. Sei es der Dayton Vertrag, der die Dreiteilung der Machtbefugnisse im Land vorsieht, oder die schwerwiegenden Folgen des Krieges, die zum Einbruch der Fabriken und der wirtschaftlichen Standorte führten. Im Land selbst gibt es kaum Arbeit.

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Ein Kurzfilm von Menschenrechtaktivisten aus Bosnien-Herzegowina zeigt wie Zusammenleben und Toleranz, in einem von Krieg zerstörten Land, funktionieren sollen.

Die Arbeitslosigkeit liegt, wie bei den Nachbarländern, bei 25 Prozent. Für die Jugend ist die Situation noch dramatischer. Die Jugendarbeitslosigkeit ist mit rund 60 Prozent am höchsten. Das führt dazu, dass hochqualifizierte Absolventen Bosnien-Herzegowina verlassen, um im Ausland eine Chance auf einen Job zu haben.

Wegen des massiven Brain-Drains hat Bosnien-Herzegowina nicht unendlich viel Zeit. Das Balkan-Land steht unter massiven Druck, da ständig Leute ins Ausland auswandern. Die Schaffung von Start-ups und die Förderung des Unternehmertums sind mögliche Auswege, die Menschen im Land zu halten. Das hat auch die Crowdfunding Plattform „počni.ba“ erkannt. Dabei handelt es sich um ein Projekt, dass von der UN unterstützt wird, um die Nutzung von Crowdfunding im Land vermehrt zu nutzen. Dabei spielt die Diaspora eine wichtige Rolle, da sie entscheiden können, wo sie ihr Geld investieren können.

Noch ist Crowdfunding in Bosnien-Herzegowina keine gängige Finanzierungsmöglichkeit für Start-Ups oder Projekte. Denn lediglich zwei Prozent der Menschen haben durch diese Form ihr Unternehmen finanziert. Das Vertrauen und Wissen in diesen Bereich fehlen noch, weshalb Workshops und diverse Kampagnen gestartet wurden. Bisher wurden Bücher und Fruchtsäfte über Crowdfunding finanziert.

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Der bosnisch-herzegowinische Unternehmer, Nijaz Hastor, hat ein kontroverses Image in Deutschland. Dort wirft man ihm vor Arbeitsplätze zu gefährden, während er gleichzeitig in seiner Heimat schaffen würde.

Schätzungsweise leben zwei Millionen Menschen mit Wurzeln in Bosnien-Herzegowina, außerhalb der Landesgrenzen. Zu den Wahlländern zählen die Schweiz, Deutschland, Österreich oder die USA. Die meisten verfügen über ein gutes Einkommen und vertrauen auf Online-Transaktionen. Dies wären Voraussetzungen, um Projekte oder Start-Ups direkt finanziell unterstützen zu können. Die Idee benötigt noch Zeit um in einem Land wie Bosnien-Herzegowina zu reifen.