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Das Computerspiel-Paradoxon: Schlau und gesund durchs Zocken?

Computerspiel-Paradoxon
(FOTO: iStock Photo)

Computerspiele machen schlau, gesund und sollen sogar dabei helfen, Depressionen vorzubeugen. Das ist nicht etwa ein schlechter Scherz, sondern die Bilanz aus den neuesten Studien zum Thema Computerspiele, Bildung und Gesundheit.

Wissenschaftler aus Singapur fanden heraus, dass ausgewählte Computerspiele bereits nach einer Stunde Spielen am Tag die Aufmerksamkeit und das räumliche Gedächtnis nachweislich verbessern. Untersucht wurden 75 Studenten, die sich laut eigener Aussage vor der Durchführung der Studie kaum mit Videospielen befasst hatten. Im Rahmen der Studie erhielten sie dann die Aufgabe, vier Wochen lang an jeweils fünf Tagen eine Stunde lang Spiele auf ihrem Smartphone zu spielen. Jedem Teilnehmer wurde eins von fünf Spielen zugewiesen, die unterschiedliche Anforderungsniveaus aufwiesen. Sowohl Simulationsspiele, wie Die Sims, als auch Ego-Shooter-Spiele, wie Modern Combat: Sandstorm, waren vertreten. Die Forscher konnten schließlich feststellen, dass unterschiedliche Spiel-Genres unterschiedliche Fähigkeiten und Fertigkeiten fördern und verbessern.

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Nach den vier Wochen erzielten alle Teilnehmer bessere Ergebnisse als in den kognitiven Vortests. Die Probanden, die sich mit den Ego-Shooter-Spielen befasst hatten, verbesserten ihre Fähigkeit, ihre Aufmerksamkeit innerhalb eines kurzen Zeitraums auf mehrere Objekte gleichzeitig zu richten. Die Testpersonen, die sich in den vier Wochen mit den gewaltfreien Spielen befasst hatten, verbesserten – je nach Fokus des jeweiligen Spiels – ihr räumliches Gedächtnis und ihre Fertigkeiten bei Suchaufgaben. Prof. Dr. phil. Linda Breitlauch, Dozentin für Gamedesign an der Hochschule Düsseldorf, weist überdies darauf hin, dass Computerspiele – neben den genannten kognitiven Fähigkeiten – vor allem auch die Hand-Auge-Koordination, die Geschicklichkeit, die Kombinationsfähigkeit, die Kreativität und überdies auch die Kooperations- und die Teamfähigkeit verbessern können. Auch das physiologische Hirnvolumen sei bei aktiven Computerspielern signifikant ausgeprägter als bei Personen, die sich überhaupt nicht Computerspielen befassen. Insbesondere die Bereiche, die im Gehirn für strategisches Planen, Aufmerksamkeit und das Arbeitsgedächtnis zuständig seien, seien bei aktiven Spielern deutlich besser ausgebildet.

Neben Simulations- und Ego-Shooter-Spielen widmen sich Menschen unterschiedlicher Altersgruppen vermehrt Online-Glücksspielen, wie etwa den unterschiedlichen Formen des Online-Pokerspiels. Zwar spielt beim Pokern vor allem Glück eine entscheidende Rolle, aber ohne die nötige Geschicklichkeit würden die Spieler nicht weit kommen. Man kann Poker daher als Mischspiel betrachten, bei dem laut Forschern der betriebswirtschaftlichen Fakultät der Universität Hamburg die Relevanz der Geschicklichkeit des Spielers deutlich gegenüber der seiner „Glückssträhne“ überwiegt. Die Kartenverteilung sei zwar glücksabhängig, aber es seien vor allem die psychologischen und mathematischen Fertigkeiten der Spieler, die über Sieg und Niederlage entscheiden. Zu diesen Fertigkeiten gehören unter anderem die gezielte Umsetzung von Täuschungsmanövern oder das Einschätzen von Gewinnchancen durch die Analyse bestimmter Kartenkombinationen.

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Selbst der Deutsche Kulturrat kategorisiert einen Großteil der Computerspiele als Kulturgut, dessen Potenzial weit über den Unterhaltungsfaktor hinausgeht. Und auch die Medizin hat die gesundheitsfördernde Wirkung von Computerspielen erkannt und anerkannt. Mittlerweile werden Computerspiele daher immer öfter im Gesundheitsbereich zum Einsatz gebracht. Ausgewählte Computerspiele werden gezielt zur Prävention und Rehabilitation eingesetzt. Zielgruppen sind dabei nicht nur die Patienten, sondern auch die Ärzte und Therapeuten selbst. Während Ärzte und Therapeuten Computerspiele zur Behandlung, Forschung und Fortbildung verwenden, dienen sie den Patienten zur Gesundheitserhaltung bzw. -wiederherstellung. Computerspiele machen ihre Konsumenten also nicht nur schlauer, sondern vor allem auch gesünder.