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"HERCEG BOSNA"-PROZESS

Den Haag: Kroatischer General vergiftet sich selbst – Urteilsverkündung unterbrochen

Praljak vergiftet sich in Den Haag
(FOTO: Screenshot)

Die Verhandlung des Kriegsverbrechertribunals gegen sechs bosnische Kroaten wurde nach einem schockierenden Zwischenfall unterbrochen.

„Ich bin kein Krimineller. Ich weiße die Verurteilung zurück“, soll Slobodan Praljak auf Kroatisch gesagt haben und daraufhin einen Schluck aus einer kleiner Flasche genommen haben.

Sowohl die Worte als auch das Trinken aus der brauen Flasche sind auf den Bildern des Livestreams zu sehen. Daraufhin wurde der Stream abgebrochen. Bereits vor der angeblichen Selbstvergiftung protestierte Praljak heftig gegen den Schuldspruch.

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Das UN Kriegsverbrechertribunal hat das Urteil gegen den serbischen Ex-General Ratko Mladic wegen des Völkermordes von Srebrenica verkündet.

Wegen Kriegsverbrechen in Mostar (1992/93) wurde Praljak, der frühere Befehlshaber des Kroatischen Verteidigungsrats (HVO) in Herceg Bosna, zu 20 Jahren verurteilt worden. Das Urteil aus dem Jahr 2013 wurde wegen Einspruchs vonseiten der Verteidigung aufgehoben.

Gesundheitszustand unklar
Bisher wurden noch keine näheren Details über den derzeitigen Gesundheitszustand, bzw. den Inhalt des Fläschchens veröffentlicht. Da der vorsitzende Richter die Sitzung unterbrach, konnten die Zuschauer auch nicht sehen, was weiter geschah.

Sofort nach Praljaks angeblicher Selbstvergiftung wurde die Rettung verständigt, welche ihn mittels Helikopter abgeholt haben soll.

Wie Al Jazeera Balkans berichtet, sei die Flüssigkeit bzw. das Fläschchen immer noch im Gerichtssaal und dürfe auf Anordnung der zuständigen Organe nicht daraus entfernt werden.

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Insgesamt 65 Jahre Haft für Herceg-Bosna-Anführer
Bevor die Sitzung des Tribunals unterbrochen wurde, fielen rechtskräftige Urteile gegen drei Kroaten. Diese müssen für insgesamt 65 Jahre hinter Gittern.

Bestätigt wurden auch die Haftstrafen aus der ersten Instanz für den früheren Regierungschef der selbstproklamierten Kroatischen Republik, Jadranko Prlić – in seinem Fall 25 Jahre –, und den früheren Innenminister Bruno Stojić, der zu 20 Jahren verurteilt wurde. Das rechtskräftige Urteil für weitere drei Angeklagte soll nachträglich erfolgen.

Mit diesem Schuldspruch im Berufungsverfahren bestätigte das Kriegsverbrechertribunal die Teilnahme aller sechs Angeklagten an einem gemeinsamen verbrecherischen Vorhaben unter Führung des damaligen kroatischen Präsidenten Franjo Tuđjman.

Ziel dieses gemeinsamen Unterfangens sei laut dem rechtskräftigen Urteil ein Anschluss des Gebiets der damals selbstproklamierten Herceg Bosna unter Kontrolle der bosnisch-kroatischen Truppen an Kroatien ab. Tuđjman selbst war vom Uno-Tribunal nie angeklagt worden.

Das Video findet ihr auf Seite 2!