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KOMMENTAR

Vidovdan: Ein Mythos als Grundlage der serbischen Identität?

(FOTOS: iStockphoto, zVg.)

Das Kosovo stellt schon seit jeher das politische Pulverfass des Balkans dar. Es ist ehemaliger Bestandteil der, 1992 neu konstituierten, Föderativen Bundesrepublik Jugoslawien und war nach dessen Zerfall Provinz der Republik Serbien. Viele erinnern sich wohl noch an den Kosovokrieg von 1999 und dessen Folgen. Die Republik Kosovo als Staat gibt es also erst seit etwas mehr als zehn Jahren, aber die Historie rund um dieses westbalkanische Gebiet zeichnet den Balkan, vor allem Serbien, noch bis heute.

Die territorialen Ansprüche Serbiens auf das Gebiet des Kosovos gibt es nicht erst seit Kurzem, sondern reichen lange in die Geschichte zurück. Rund um den Kosovo rankt sich ein unglaublich dichtes Netz an Mythen, Sagen und Legenden, welche für die serbische Geschichte und in weiterer Folge für die Serben als ethnische bzw. Volksgruppe mehr als essentiell sind. Aber erstmals zu den Geschehnissen an jenem bekannten Tag, am 28. Juni 1389.

Die Basis stellt die Schlacht am Amselfeld (Kosovo polje) dar, welche sich am 28. Juni (jul.) 1389, unweit von Priština, ereignete. Ein serbisches Koalitionsheer, unter der Führung von Car Lazar, Vuk Branković, Miloš Obilić und vielen anderen Verbündeten, stand dem osmanischen Heer unter Murat I. und dessen Söhnen Bayezid I. und Yakub gegenüber. Der Konflikt entstand durch die Offensiven seitens der Osmanen gegen die christlichen Reiche auf der Balkanhalbinsel. Die Schlacht endete ohne eindeutige Siegermacht und beide Seiten verloren ihren Anführer, allerdings bedeute dieser Ausgang eine Schwächung der serbischen Mächte. Bis heute ist der 15. Juni(jul.)/28.(greg.) Juni, Vidovdan (St. Veitstag) ein Feiertag in Serbien – ein Gedenken an die Schlacht.
 
„Die Schlacht am Kosovo“ – Adam Stefanović, 1870 (FOTO: Wikimedia Commons)

Ewiges Trauma
Der „Verlust“ des Kosovo an die Osmanen, ist ein Schlüsselereignis für die serbische Identität. Eine gemeinsame Erinnerung an einen großen Verlust, sei sie nun wahrheitsgetreu oder nicht, bedeutet einen großen Einschnitt in das kollektive Denken einer Ethnie. Dieser Begriff des gemeinsamen Verlustes, Niederlage oder Unterdrückung manifestiert sich oftmals in der kollektiven Identität als kollektives Trauma.

Dieser Begriff beschreibt ein vergangenes und einschneidendes Ereignis, welches von Mitgliedern einer ethnischen Gruppen geteilt wird. Diese kollektiven Traumata werden von Generation zu Generation weitergegeben, um zu verhindern, dass die Geschehnisse und die gemeinsame Erinnerung in Vergessenheit gerät.  Kollektive Traumata „schleppen“ sich durch die Geschichte einer ethnischen Gruppe, wenn die vorhergehenden Generationen es nicht geschafft haben, sich mit diesem Trauma auseinanderzusetzen und es zu überwinden.

Nun aber wieder zurück zu den Ereignissen vom 28. Juni 1389 und dessen Fortleben als kollektives Trauma in der serbischen Identität.

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