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EXPERTENMEINUNG

„Die Länder des Westbalkan sind ärmer als vor 30 Jahren“

Westbalkan ämer als vor 30 Jahren
(FOTO: Screenshot)

Aus diesem Grund würde es auch mindestens 25 Jahre dauern, bis diese in die Europäische Union aufgenommen werden können, erklärte Tobias Flessenkemper.

Bezüglich des sogenannten „Berlin Prozess plus“, einer Art Marschall-Plan für den Balkan äußerte der der Projektdirektor für die Balkanregion des Europäischen Instituts CIFE in Nizza und Mitglied der Beratergruppe für Balkanpolitik in Europa (BiEPAG) Flessenkemper: „Alles befindet sich noch auf einem Level der Planung. Wir haben nichts genaueres über die genaue Finanzierung erfahren und legale Mechanismen bestehen auch nicht.”

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Der durchschnittliche Verdienst unterscheidet sich am Balkan stark, nun wurden offiziellen Zahlen seitens diverser staatlichen Institutionen veröffentlicht.

 

“Allerdings wissen wir, dass die Bedürfnisse der Region und deren Erfüllung nicht vom Geld abhängig ist. Eine der Entwicklungshürden ist das große Handelsdefizit mit der EU. Seit 2007 ist dieses auf 98 Billionen Euro angestiegen. Dies bedeutet, dass Beziehungen erarbeitet wurden, welche europäischen Ländern einen Export in Westbalkanländer ermöglicht.

Gleichzeitig sei die Wirtschaft der Region nicht ausreichen qualifiziert, um signifikante Exporte in die EU-Märkte zu erreichen, erklärte er weiter.

Neben der großen Defizite im Bereich der Infrastruktur würde auch die Bildung am Balkan der dem restlichen Europa stark hinterherhinken.

„Wie Sie wissen nahm die Bildungsqualität, trotz der steigenden Anzahl an Privatschulen und Universitäten ab. Deren Struktur und Qualität sind nicht der Bedürfnisse der Wirtschaft angepasst. Die meisten Menschen suchen daher einen Job im öffentlichen Sektor, oder versuchen das Land zu verlassen“, so Flessenkemper weiter.

Ebenso warnte der Experte davor, dass die „regierende Balkan-Elite“ die finanziellen Förderungen missbrauchen könnte, um ihre politische Position zu stärken. „Aus diesem Grund hat der deutsche Außenminister Gabriel betont, dass das Geld direkt an die Bürger und Zivilgesellschaft gehen sollen.“

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Flessenkemper ist zudem der Meinung, dass der Balkan Marschall-Plan keinen Ersatz für die EU-Mitgliedschaft darstelle, sondern vielmehr ein Versuch sei, die wirtschaftliche Rückständigkeit des Balkans zu bekämpfen. Allerdings unterstrich er auch, dass eine EU-Mitgliedschaft nicht bedeuten würde, dass ein Land das Level der restlichen Union erreicht hat.

„Daher lautet die Schlüsselfrage nicht ‚Werden die Balkan-Länder formale EU-Mitglieder?‘, sondern ‚Wie erreichen sie ein europäisches Wirtschaftslevel?‘ Daher müssen wir, wie Gabriel betonte, in den strategischen Sektor investieren, sodass die Region die Lücken füllen kann.“

„Eine EU-Mitgliedschaft bedeutet nicht automatisch, dass man den europäischen Durchschnitt erreicht hat. Einige Länder haben es geschafft, während andere – wie z.B. Kroatien – dies nicht taten“, resümierte der Balkan-Experte.