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INTERVIEW

Gegen die Kälte: „Es kann einfach sein Menschen in der Umgebung zu helfen“

Eine Gruppe von Studenten hat sich zusammen geschlossen, um Obdachlose mit warmer Kleidung zu versorgen. (Foto: Vienna Winterchallenge/ Facebook)

Der Winter ist für obdachlose Menschen und Menschen die von Armut betroffen sind besonders schwer. Ein Trend der in Bulgarien und in der Türkei startete, schwappte nun nach Wien. KOSMO hat nachgefragt.

Warme Jacken, Schals, Hauben oder Handschuhe, versehen mit aufbauenden Botschaften, sind seit einigen Monaten an Bäumen vorzufinden. Menschen, die sie benötigen, können sich so mit Winterkleidung ausstatten, ohne Umweg über Spendensammler oder NGOs. In Wien hat eine Gruppe unter dem Namen „Vienna Winterchallenge“ warmes Gewand gesammelt und im Prater aufgehängt. KOSMO hat Esma Celik, eine der sechs Studierenden, die hinter dieser Aktion stecken, zum Interview getroffen.

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Die Bosnisch-herzegowinische Kulturplattform hat gemeinsam mit dem Heeresgeschichtlichen Museum ein Benefizkonzert, zugunsten obdachloser Menschen, veranstaltet. Zwei bosnische Künstler begeisterte das Publikum mit klassischer Gitarrenmusik.

 

KOSMO: Wie ist die Idee für das Projekt „Vienna Winterchallenge“ entstanden?

Esma Celik: Die Idee kommt ursprünglich aus Bulgarien und der Türkei. Mitte Dezember haben wir dieses Projekt zu allererst in Graz entdeckt. Herr Mag. Mustafa Durmus (Landesvorsitzender der Jungen Generation Steiermark) und sein Team haben diese Idee in Österreich ins Leben gerufen. Wir, eine unabhängige Gruppe von Studierenden, haben durch soziale Medien die Hilfsaktion gesehen und dachten uns, „Was Graz kann, kann Wien sicherlich auch.“

Wie viele Leute stecken hinter diesem Projekt? 

Wir sind eine Gruppe von sechs unabhängigen Studierenden, die sich für dieses Projekt zusammengeschlossen haben. Ich studiere Jus, eine meiner Kolleginnen studiert Medizin, viele verschiedene Studienrichtungen sind in der Gruppe vertreten. Da wir alle zusammen gearbeitet haben, gibt es keinen Projektleiter.

Wie seid ihr vorgegangen?

Die Jacken wurden von uns durch Aufrufe auf unserer ViennaWinterchallenge Facebook-Seite gesammelt, sortiert und zu einem geringen Teil aufgehängt und zum Großteil an die Gruft gespendet. Es wurden rund 50 Jacken gesammelt und dabei nochmal so viele Schals, Socken, Schuhe und Pullover. Am Keplerplatz, im Resselpark und rund um den Prater haben wir etwa 15-20 Jacken mit aufmunternden Notizen aufgehängt, wobei die meisten am nächsten Tag bereits weg waren.

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Das junge Wiener Modelabel Pexwear überraschte dieses Wochenende 100 obdachlose Wienerinnen und Wiener in der Gruft. Die Obdachlosen bekamen nagelneue, warme Kapuzzenpullis mit dem stadtbekannten Aufdruck „Wien oida, Beč oida“.

 

Wie ist die Idee in Wien angenommen worden? 

Das Projekt kam in ganz Österreich sehr gut an. Positive Rückmeldungen gab es sowohl von vielen Privatpersonen als auch von Mitarbeitern „der Gruft“ und von „Shades Tours“, die sehr dankbar waren für diese Aktion. Außerdem gab es kurz darauf viele „Nachahmer“ wie zum Beispiel in Salzburg. Der Verein „Vielfalt in Aktion“ hat ebenso Jacken aufgehängt und zusätzlich viele Politiker nominiert, die auch mitgemacht haben. Auch aus Tirol haben wir Fotos bekommen.

(Foto: Vienna Winterchallenge)

Warum sind solche Ideen, Projekte von Bedeutung? Was hat sie dazu bewegt, aktiv zu werden?

Solche Aktionen braucht es unserer Meinung nach aus mehreren Gründen. Einerseits ist die Notwendigkeit relativ gut erkennbar, wenn man leicht bekleidete Obdachlose sieht, die sich nach einem warmen Platz in der Stadt umschauen. Andererseits ist es unserer Meinung nach ebenfalls notwendig den Menschen, denen es besser geht, aufzuzeigen, dass es ganz einfach sein kann den Menschen in unserer Umgebung zu helfen. Da braucht es nicht immer riesige Strukturen und Mittel, sondern einfach den Willen, die Bereitschaft und die richtigen Leute dazu. Somit wollten wir auch ein Zeichen für Solidarität und Menschlichkeit setzen.

Was möchtet ihr mit dem Projekt erreichen?

Im Moment ist das Projekt insofern beendet, dass wir zurzeit keine Spenden mehr entgegennehmen, jedoch sehr wohl noch hier und da darauf aufmerksam machen wollen, dass der Bedarf nicht mit einem bestimmten Datum endet, sondern erst dann, wenn wärmere Tage und vor allem Nächte vor der Tür stehen. So haben wir zuletzt auch den erneuten Aufruf der Caritas geteilt, in dem darum gebeten wird unterschiedliche Kleiderspenden vorbeizubringen die momentan dringend benötigt werden.