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INTERVIEW

„Wir halten uns für unverwundbar, sind es aber nicht!“

"Das einzige worauf es im Leben wirklich ankommt, ist wahre Liebe und Gesundheit." (FOTO: Radule Bozinovic/KOSMO)

In meinem Job lernt man ständig interessante Menschen kennen, aber jemand wie Nikola Božić ist mir bisher noch nicht begegnet. Als ich das Interview mit ihm vereinbarte, wusste ich lediglich, dass er aufgrund eines Verkehrsunfalls im Rollstuhl sitzt und schnelle Autos liebt.

Dass ich kurze Zeit später mit einem der beeindruckendsten jungen Menschen sprechen würde, die unsere Community zu bieten hat, war mir bis dato noch nicht klar…

Während ich an unserem Treffpunkt auf ihn warte, fährt ein schwarzes, auffälliges Gefährt vor – ein BMW M6 Gran Coupé, wie ich später erfahre. Es zog augenblicklich die Aufmerksamkeit auf sich und ich wusste gleich, dass es sich dabei um das Auto meines Interviewpartners handeln musste. Als es vor mir zum Stillstand kommt, grinst mich Nikola aus dem offenen Fenster an und begrüßt mich freundlich. Vom Beifahrersitz lächelt mir eine bildhübsche junge Frau entgegen. Nikola stellt sie mir als seine Verlobte Martina vor. Auf den ersten Blick wirken sie, wie ein gewöhnliches, glückliches Paar, doch die Geschichte der beiden ist fast schon hollywoodreif. Ich steige bei ihnen ein, wir machen eine kleine Spritztour und sie nehmen mich mit auf eine Reise in ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

„Ich kann einfach kein schwaches Auto fahren“, erzählt Nikola im KOSMO-Interview. (FOTO: Radule Bozinovic/KOSMO)

Bei dem Geschoss handelt es sich um das achte oder neunte Auto des 29-Jährigen. Sein erstes hatte der Autonarr bereits im Alter von 17 Jahren. Auf meine Frage, wie die Leute darauf reagieren, wenn ein Rollstuhlfahrer aus solch einem auffälligen Fahrzeug steigt, reagiert Nikola prompt. „Viele halten meinen Behindertenausweis im Auto für unecht. Sie glauben einfach nicht, dass eine gehandicapte Person solch einen Wagen fahren kann. Wenn sie dann aber sehen, dass ich tatsächlich Rollstuhlfahrer bin, sind sie natürlich mehr als überrascht“, erzählt mir Nikola offen und fügt hinzu, dass er nicht einsieht, weshalb er nur aufgrund seiner Behinderung auf ein starkes Auto verzichten sollte.

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Mit diesem Rollstuhl kann man auf keinen Fall umfallen und bewältigt Treppen völlig problemlos: Es ist eine Erfindung kroatischer Professoren und Studenten von der Zagreber Fakultät für Elektrotechnik.

 

Schicksalstag

Der gelernte Elektriker legt schon zu Beginn unseres Gesprächs die Karten offen auf den Tisch und macht kein Geheimnis daraus, dass er die Geschwindigkeit liebt und früher als Raser bekannt war. Diese Tatsache und ein Reifenfehler veränderten sein Leben am 28. Februar 2014 schlagartig. Der damals 25-Jährige war mit einem Freund auf dem Weg nach Belgrad, als auf der Autobahn unter hoher Geschwindigkeit der Reifen seines BMW M5 E60 explodierte. Das Auto überschlug sich. Nikola wurde aus dem Fahrzeug geschleudert und 60 Meter weiter auf einem Feld aufgefunden – Die Diagnose: Querschnittslähmung von der Brust abwärts. Der Beifahrer überstand den Unfall fast unverletzt.

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