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OFFENER BRIEF

„Ihr würdet uns auch heute Pistolen geben, damit wir uns wie damals umbringen!“

Kristina Sivonjić - offener Brief
(FOTO: zVg.)

Kristina Sivonjić, eine Schülerin aus Jajce veröffentlichte einen offenen Brief über die „vergiftete Situation“ in Bosnien-Herzegowina, welcher für großes Aufsehen sorgte.

Die junge Bosnierin ruft öffentlich dazu auf, dass die älteren Generationen im Land aufhören sollen, ihre Kinder mit Nationalismen zu vergiften. In kürzester Zeit verbreitete sich ihr Brief via Social Media über die ganze Region.
Hier die Übersetzung:

„Willkommen in Bosnien-Herzegowina, einem Staat voller Nationalismen. Willkommen in einem Staat, in welchem Menschen in Kroaten, Serben und Bosniaken, in Katholiken, Orthodoxe und Muslime unterteilt werden. Willkommen in einem Staat, wo Kinder im Alter von 7-8 Jahren gegeneinander aufgehetzt werden, da von ihnen von Anfang an verboten wird, mit Altersgenossen eines anderen Religionsbekenntnisses befreundet zu sein. Willkommen in einem Staat, wo die Älteren die Köpfe der Kinder mit etwas füllen, was die Jüngsten gar nicht erlebt haben.

Kinder lernen von klein auf, dass man jemanden hassen muss, der einer anderen Religion, Nation angehört und gar nicht weiß warum? Wir Kinder leben in einem Märchen, in welchem es nicht wichtig ist, wie du heißt, woran du glaubst oder an wen sich deine Gebete richten.

Aber dafür haben wir ja unsere Erwachsenen: Väter, Mütter, Opas, Omas, … welche uns mit diversen Dingen Angst machen und jedes Märchen beeinträchtigen. Wir bauen untereinander Freundschaften auf, welche die Nationalität zerstören möchte: ‚Wir haben uns nicht gegenseitig getötet, damit unsere Kinder befreundet sind oder gar – so Gott bewahre – in die gleiche Schule gehen.‘ Bravo! Ihr seid wirklich ein richtiges Vorbild! Ich glaube, wenn ihr könntet, würdet ihr uns allen Messer und Pistolen geben, damit wir uns umbringen, so wie ihr vor 20 Jahren. Aber ihr seht selbst, dass das nicht funktionieren würde.

Ihr, die sagt, dass ihr dieses oder jenes seid, immer besser und wichtiger als die anderen – wem erzählt ihr das?! Das, was ihr seid, behaltet für euch. Betet zu jenem Gott, zu welchen ihr möchtet und an welchen ihr glaubt, aber respektiert auch das Fremde. Warum verkompliziert ihr Dinge, die eigentlich sehr einfach sind?

Uns, die Jugend und Kinder, möchten jene Menschen teilen, für welche die Zeit zu sterben gekommen ist. Welche mit einem Bein im Grab stehen. Leute, es wäre besser, dass ihr euren Lebensabend in Frieden verbringt und nicht damit, wie man die Zukunft Bosnien-Herzegowinas kaputtmachen kann. Eure Zeit ist vorbei. Ihr seid nur ein Schatten, welcher uns Jungen begleitet. Ihr vergesst, dass die Welt den Jungen gehört. Ihr werdet früher oder später sterben und wir jungen, wir werden auch weiterhin zusammenbleiben…“