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INTERVIEW

Miljana Zarić – Ihre Gedichte rühren die ganze Balkan-Region!

FOTO: Marija Zoi

Miljana Zarić (24) ist eine junge Dichterin aus Ugljevik (Bosnien-Herzegowina). Ihr Studium der serbischen Sprache und Literatur hat sie an der Philosophischen Fakultät in Novi Sad abgeschlossen. Ihre neue Heimat hat sie erst kürzlich in Wien gefunden, wohin die Liebe sie verschlagen hat. Ihre Gedichte berühren die Menschen in unserer ganzen Region, denn sie zeichnen sich durch Ehrlichkeit und Einfachheit aus.

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Vergangene Woche fand der erste “Abend der zauberhaften Worte” statt. An dieser Veranstaltung konnten junge Autoren ihre eigenen Werke vorstellen und ihre Lieblingsautoren rezitieren.

 

KOSMO: Wann hast du erstmals begonnen, Gedichte zu schreiben, und welche Themen dominieren in deinen Liedern?
Miljana Zarić: Ich habe bereits in der zweiten Klasse der Grundschule begonnen zu schreiben. Zu Anfang waren das klassische Kinderthemen über den Frühling, Mama und Papa und so weiter. Allerdings gab es auch in dieser Zeit schon ernste Themen. Erst kürzlich habe ich mein Gedicht „Glad je rat“ („Hunger ist Krieg“) wiedergefunden, das ich in der Grundschule geschrieben habe. Ich weiß nicht, was mich damals inspiriert hat, dieses Gedicht zu schreiben, denn es geht da um Kinder in einem Lager, die unschuldig leiden und auf grausame Weise sterben. Das Gedicht ist schön und überhaupt nicht in einem naiven Kinderstil geschrieben.

Planst du, demnächst eine Gedichtsammlung herauszugeben?
Natürlich. Die erste wird eine Sammlung von Kindergedichten sein. Sie sollte in Serbien, Bosnien-Herzegowina und auch in Wien herauskommen, hoffe ich. Derzeit arbeite ich daran, Kinderzeichnungen zu sammeln. In der Sammlung erscheint auch das Gedicht „Da ne bude više rata“ („Dass es niemals wieder Krieg gibt“) und auch Gedichte mit sozialen und „schwierigeren“ Themen. Ich glaube, dass Kinder sehr intelligent sind und dass sie solche delikaten Themen verstehen können, aber dass wir, die Älteren, sie heute oft unterschätzen. Auch mit Kindern muss man darüber srechen, denn Liebe und Toleranz erlernt man im Elternhaus, und ich bin der Meinung, dass Kinder das manchmal sogar besser verstehen können als die Erwachsenen.

Viele kennen dein Gedicht „Da ne bude više rata“ („Dass es niemals wieder Krieg gibt“). Woher stammt dein Interesse für solche ernsten Themen?
Ja, die Themen sind schwierig, aber es sind Themen, über die man sprechen muss. Insbesondere bin ich der Meinung, dass die Jugendlichen darüber nachdenken müssen, denn in letzter Zeit hetzen uns die Politiker sehr auf, und das nur ihrem eigenen Geldbeutel zuliebe. Es tut mir leid, Menschen zu sehen, die sich hassen und sich meiden, nur weil sie unterschiedliche Religionen haben. Es tut mir wirklich weh, das zu sehen, und ich kann nicht verstehen, dass jemand einen Menschen nur danach beurteilt, woran er glaubt.

Hast du manchmal Schreibblockaden?
Blockaden treten nur auf, wenn von mir erwartet wird, dass ich ein Gedicht schreibe. Ich hatte Situationen, in denen jemand mich gebeten hat, ein Gedicht für einen Geburtstag oder über irgendein anderes Thema oder sogar Gedichte für Dichter zu schreiben, und dann kommt das zum Beispiel vor. Das sind dann einfach nicht meine Emotionen, und darum kann ich sie schwer beschreiben. Am Ende gefällt den Menschen immer, was ich geschrieben habe, aber mir nicht, denn ich kann das Gedicht nicht vollständig spüren.

Autorinnen: Dušica Pavlović und Jelena Mihajlović Ignjativoć