Start Aktuelle Ausgabe
INTERVIEW

Ognjen Vukojević: „Wien ist die beste Stadt Europas“

FOTO: Radule Bozinovic

INTERVIEW. Der ehemalige kroatische Nationalspieler und jetzige Spieler der Wiener Austria Ognjen Vukojević (33) spricht mit KOSMO über seine spannende Fußballkarriere, stürmische Zeiten und seine Ziele für die Zukunft.

Ognjen Vukojević (33) ist zweifellos einer der besten defensiven Mittelfeldspieler unserer Region, wovon schon allein die Tatsache zeugt, dass er trotz starker Konkurrenz sieben Jahre lang eine ständige Stütze der kroatischen Fußballnationalmannschaft war. In der entspannten Atmosphäre des Wiener Grand Hotels sprach Vukojević mit KOSMO nicht nur über seine besten Fußballerzeiten, sondern auch über die Geburt seines Sohnes und die Fortsetzung seiner Karriere…

LESEN SIE AUCH: Die besten Hallenfußball-Locations Wiens

  

Zwar wurden wir bisher von allzu kalten Temperaturen verschont, doch eines ist gewiss: Der Winter steht vor der Tür. Daher wird es Zeit sich eine wintertaugliche Alternative für die regelmäßigen Fußballspiele mit der Crew zu suchen. Wir haben die besten Locations für dich:

 

 

KOSMO: Während der Winterpause hattest du in deiner Familie einige aufregende Tage. Du hast deine langjährige Partnerin, die ehemalige Miss Kroatien Andreja Ćupor, geheiratet, und kurz da-rauf kam euer gemeinsamer Sohn zur Welt. Mit welchen Eindrü-cken bist du nach Wien zurückgekommen?
Vukojević: Ich habe mir den Traum von der Familie vor dem Ende meiner Karriere erfüllt. Die Hochzeit war sehr schön, alle Freunde und die ganze Familie waren da, und die Geburt unseres Sohnes Luka war definitiv die schönste Erfahrung meines Lebens.

Dein langjähriger Kollege und Mitspieler Eduardo da Silva war dein Trauzeuge. Wie stark ist die Freundschaft zwischen euch?
Dudu und ich sind bereits seit unseren gemeinsamen Tagen beim Zagre-ber Dinamo Freunde, und auch in der kroatischen A-Nationalmannschaft waren wir immer Zimmerkollegen und beste Freunde. Später waren wir in der Ukraine Konkurrenten, als er für Schachtar und ich für Dynamo Kiew spielten. Ich bin Taufpate seines Kindes und jetzt ist er mein Trauzeuge geworden.

In der ersten Antwort hast du bereits das Thema Karriereende angeschnitten. Sind dies deine letzten aktiven Spielertage?
Ich bin jetzt im 34. Lebensjahr, da muss man im Fußball unweigerlich über sein Karriereende nachdenken. Auch meine Knieprobleme sind ja schon seit längerem bekannt. Damit kann ich nicht zu 100 Prozent so spielen, wie ich das gewohnt bin. Ich glaube, dass sich das bis zum Som-mer regeln wird, und schon jetzt habe ich Angebote aus Amerika und Ka-tar bekommen. Die endgültige Entscheidung, wie und womit es weiter-geht, treffe ich im Sommer.

STÜRMISCHE TAGE. „Wir hatten alles, was nötig ist, um große Resultate zu erzielen. Aber das Pech war leider unser treuer Begleiter.“

Diese Saison spielst du noch für die Wiener Austria, die sich auch um die Meisterschaft bewirbt. Glaubst du, dass deine Violetten den Titel gewinnen werden?
Ich glaube, dass wir, Sturm und Salzburg gleich gute Chancen haben, den Titel zu gewinnen. Es bleibt auf jeden Fall bis zum Ende spannend, und das ist das, was mir in der österreichischen Liga gefällt.

Wie findest du die österreichische Bundesliga ansonsten?
Obwohl die österreichische Liga nicht zu den besten europäischen Ligen gehört, sind die Bedingungen sehr gut, viel besser als in Kroatien. Es gibt viele junge Spieler, hohe Zuschauerzahlen und die mediale Berichterstat-tung über die Liga ist sehr gut. Ich glaube, dass die österreichische Liga in Zukunft noch besser werden wird, und schon heute ist sie ein ideales Sprungbrett für junge Spieler.

Deine besten Fußballertage hast du beim Kiewer Dynamo ver-bracht, wo du ganze sieben Jahre geblieben bist. Wie siehst du diese Zeit heute?
Das war sicher die goldene Zeit meiner Karriere und gleichzeitig auch die, in der ich den besten Fußball gespielt habe. In der Ukraine habe ich mich sehr wohlgefühlt, schon allein darum, weil Dynamo Kiew einer der belieb-testen Clubs im Osten ist. Ich denke gerne an diese Zeit zurück.

FOTO: Radule Bozinovic

Hast du irgendeine Veränderung bemerkt, als die Ukraine-Krise begann?
Mein Glück im Unglück war, dass mein Vertrag bei Ausbruch der Krise schon fast abgelaufen war. Die Krise hat tiefe Spuren hinterlassen und die ukrainische Liga ist seitdem stark geschwächt.

Die ersten großen Schritte hast du beim Zagreber Dinamo ge-macht, bevor du in die Ukraine gegangen bist.
Dinamo ist natürlich mein Lieblingsclub. Wir haben Titel, die Meisterschaft und Cups gewonnen und das Publikum und ganz Zagreb lebten damals für den Club. Mit Spielern wie Modrić, Ćorluk oder Mandžukić hatten wir wirklich eine glänzende Generation. Viele haben große Karrieren gemacht und darum habe ich Dinamo heute in schöner Erinnerung. Da haben wir alle angefangen, den Fußball zu spielen, der uns dann eine Stufe weitergebracht hat.

Mit diesen Spielern hast du auch in der kroatischen Nationalmannschaft gespielt, mit der du an zwei Europa- und einer Weltmeisterschaft teilgenommen hast. Ich habe den Eindruck, dass deine Generation in der Nationalmannschaft unwahrscheinlich talentiert war und regelmäßig gute Platzierungen bei großen Wettbewerben erreicht hat, dass aber ein Fünkchen Glück gefehlt hat, um das Maximum herauszuholen…
Das stimmt, absolut. 2008 hatten wir bei der Europameisterschaft in Ös-terreich und der Schweiz das größte Pech, als die Türken in der letzten Spielminute den Ausgleich schafften und uns später im Elfmeterschießen besiegten. Das war ein echtes Trauma, ein echter Schock. In Polen hatten wir 2012 auch Pech, als uns gegen die Spanier zwei Strafstöße nicht gegeben wurden. Am Ende gewannen die Spanier diese Europameisterschaft genau wie Portugal in der EM im vergangenen Jahr, das uns in der 118. Minute bezwang. Obwohl wir eine glänzende Mannschaft haben, war das Pech unser treuer Begleiter und darum bleibt das eine Bedauern, dass wir bei großen Wettkämpfen nicht weitergekommen sind.

TRAUZEUGE. „Eduardo da Silva ist schon seit der Zeit der kroatischen Juniornationalmannschaft mein bester Freund“, sagt Vukojević.

Wo siehst du dich nach dem Fußball?
Ich habe mich bei der Akademie des Kroatischen Fußballverbands ange-meldet, aber ob ich als Sportdirektor, Trainer oder in der Jugendschule arbeiten werde, das wird die Zukunft zeigen. Wie ich gesagt habe, ent-scheiden werde ich in diesem Sommer, wenn ich alle Angebote erwogen habe, die mir meine eigene Fußballkarriere noch einbringt.

Wie findest du das Leben in Wien? Hast du dich gut eingelebt?
Wien ist wirklich top, wenn es um die Lebensqualität geht. Die ganze Le-benskultur gefällt mir hier, und natürlich mag ich die Stadt noch lieber, weil sie nur dreieinhalb Stunden von Zagreb entfernt ist, und auch nach Kiew ist es nicht allzu weit. Ich fühle mich hier sehr wohl.