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SICHERHEIT

Pulverfass Balkan: Paramilitärische Formation oder russische Wohltätigkeitorganisation?

Milorad Dodik mit den Mitgliedern der "Serbischen Ehre". (Foto: zurnal.info)

Die bosnischen Sicherheitskräfte haben angekündigt Ermittlungen gegen eine nationalistische Gruppe aufzunehmen. Es würde ein ernsthaftes Problem hinter der paramilitärischen Einheit stecken, die sich um den Präsidenten der Republika Srpksa, Milorad Dodik, formiert hat.

Die Mitglieder der Gruppe „Serbische Ehre“ (Srbska čast) haben für Aufruhr gesorgt. Sie sind während einer Militärparade am 9. Jänner 2018 in der Hauptstadt der Republika Srpksa, Banja Luka, in voller Kriegsausrüstung aufmarschierten, um den „Nationalfeiertag“ zu feiern.

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Der FPÖ-Klubobmann reiste gestern nach Banja Luka, um dort an den Feierlichkeiten anlässlich des umstrittenen „Nationalfeiertags“ der Republika Srpska teilzunehmen.

 

In Bosnien-Herzegowina gilt dieser Feiertag jedoch als verfassungswidrig (KOSMO hat berichtet). Vor 26 Jahren riefen die bosnischen Serben genau an jenem Tag ihre Unabhängigkeit aus. Der 9. Jänner wird seit jeher als einer der entscheidenden Schritte für den Bürgerkrieg zwischen Bosniaken, Serben und Kroaten gesehen. An diesem Tag wurde auch die Teilrepublik, welche seit dem Daytoner Friedensabkommen auch offiziell eine Entität Bosnien-Herzegowinas darstellt, geründet.

„Dass sie sich als Wohltätigkeitsorganisation ausgeben ist lächerlich“,

so der bosnische Minister für Sicherheit, Dragan Mektic.

 

Die Militärparade stellt eine Herausforderung für das bosnische Verfassungsgericht dar, da andere ethnische Gruppen des Landes diskriminiert werden würden. Bosnien-Herzegowina teilt sich in die Föderation, die überwiegend von muslimischer und katholischer Bevölkerung bewohnt wird, während in der Republika Srpska Orthodoxe beheimatet sind.

Mitglieder der „Serbischen Ehre“ in Banja Luka. (Foto: zurnal.info)

Die Formation „Serbische Ehre“ ist im Nachbarland Serbien registriert und verfügt über einen informellen Flügel in der bosnisch-serbischen Republik. Derzeit würde sich die Gruppe in Bosnien-Herzegowina als wohltätige Organisation registrieren lassen, lautet die offizielle Erklärung.

„Für mich ist das eine paramilitärische Formation“, so der bosnische Minister für Sicherheit, Dragan Mektic. „Die Art, wie sie sich präsentieren deutet auf ihre Gefährlichkeit. Dass sie sich als Wohltätigkeitsorganisation ausgeben ist lächerlich“, so Mektic gegenüber bosnischen Medien.

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Der Vorsitzende der Partei „Srbija, demokratija, pravda“ (Serbien, Demokratie, Gerechtigkeit), Oliver Ivanović wurde heute Morgen in Kosovska Mitrovica getötet.

 

Aus Milorad Dodiks Büro heißt es, dass die Äußerungen von Dragan Mektic falsch seien und dass er offensiv gegen die Republika Srpska arbeiten würde. Es sei eine Taktik um Angst zu säen und Stimmung für den bevorstehenden Wahlkampf im Oktober zu sorgen.

Verbindungen nach Russland

Das bosnische Portal „Zurnal“ gab an, dass die Gruppe „Serbische Ehre“ von Russland ausgebildet und finanziert wird, um gegen Milorad Dodiks Gegener vorzugehen. Aus der russischen Botschaft wollte man „etwas so Lächerliches“ gar nicht kommentieren.

Dragan Mektic verglich die paramilitärische Formation mit den kriminellen Bandenführern, die während des Krieges in Bosnien-Herzegowina die grausamsten Gräueltaten gegen Zivilisten verübten. „Das ist das geringste was wir hier brauchen, eine Wiederholung dieser schrecklichen Ereignisse“, warnte Mektic. Laut Mektic sei der Fall dokumentier und werde an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet.

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Der FPÖ-Klubobmann, Johann Gudenus, hat mit seiner Teilnahme an den Feierlichkeiten anlässlich des umstrittenen „Nationalfeiertags“ der Republika Srpska, viel Wirbel ausgelöst. Nun meldet sich die bosnisch-herzegowinische Diaspora zu Wort.

 

Die instabile Lage am Balkan ist derzeit brisanter denn je. In Bosnien-Herzegowina wird der Sezessionsdruck immer stärker, der parlamentarische Boykott in Montenegro und erneute Spannungen zwischen Serbien und Kosovo scheinen groß zu sein. Westlich orientierte Führer werfen Russland, den Verbündeten der Serben, die Schwächung der EU auf dem Balkan vor. Russland bestreitet die Anschuldigungen. Es bleibt zu hoffen, dass das Pulverfass Balkan nicht explodiert.