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NOBELPREISTRÄGER

Sarajevo verzichtet auf Ehrenbürger Orhan Pamuk aus Angst vor Erdogan?

(Foto: YouTube/screenshot/ Louisiana Channel)

Der türkische Nobelpreisträger, Orhan Pamuk, wird kein Ehrenbürger der bosnischen Hauptstadt. So entschied das zuständige Komitee für die Verleihung des Titels.

Der türkische Schriftsteller und Menschenrechtsaktivist, Orhan Pamuk, wurde 1952 in Istanbul geboren. Er ist Träger des Literaturnobelpreises 2006 und gilt als einer der wichtigsten Schriftsteller seines Landes. Heuer galt er als Anwärter für die Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Stadt Sarajevo.

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Nazif Mujić hat 2013 den Silbernen Bären als bester Darsteller gewonnen. Danach hörte man wenig von ihm. Er stellte einen Antrag auf Asyl in Deutschland, doch dieser wurde abgelehnt. Nun starb der Bosnier mittelos.

 

Die bosnischen Behörden entschieden sich jedoch gegen Orhan Pamuk. In einer Klarstellung heißt es, dass Pamuk nichts zur Stadtentwicklung beigetragen habe. Oppositionsräte vermuten, dass der Grund für diesen Entschluss in Ankara säße. Aus Angst vor dem türkischen Präsidenten Erdogan, würde man andere Kandidaten in Betracht ziehen. Denn Pamuk gehört zu den schärfsten Kritikern Erdogans.

Die Idee für die Nominierung des Nobelpreisträgers stammt vom bosnischen Kunstfond Amadeus und dem Buchverlag ByBook. Pamuk arbeitet derzeit an einem Drehbuch über den Widerstand im belagerten Sarajevo. Das Konzert des Stardirigenten Zubin Mehta in der zerschossenen und ausgebrannten Nationalbibliothek soll das zentrale Thema sein. Aus diesem Grund sei Pamuk auch nach Sarajevo gereist, bestätigt der Besitzer von ByBook, Damir Uzunovic.

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Aus Bosnien-Herzegowina wandern immer mehr Menschen aus. Jährlich zieht es bis zu zehntausend junge Menschen ins Ausland. Aufgrund der schlechten Bedingungen in der Heimat, hoffen viele auf besser bezahlte Jobs in Deutschland.

 

Dennoch sei für die Kommission Pamuks Beitrag für die Stadt noch zu klein, um eine Ehrung zu rechtfertigen. Uzunovic sieht in dieser Entscheidung eine Blamage der Behörden. Damit würde man ein klares Zeichen an Orhan Pamuk senden, nämlich, dass dieser in Bosnien-Herzegowina nicht willkommen sei. Im April plante Pamuk eine Reise nach Sarajevo. Ob diese stattfinden wird, ist derzeit noch unklar.