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1. MAI

Schweigen der Lämmer: Trotz Arbeitslosigkeit feiert Balkan Tag der Arbeit

Die Feierlichkeiten für den Ersten Mai werden am Balkan seit Jahrzehnten gepflegt. (Foto: zVg.)

Seit 128 Jahren wird der Tag der Arbeit international gefeiert. Auch im ehemaligen Jugoslawien etablierte sich der Erste Mai zu einem Staatsfeiertag. In den heutigen Balkan-Ländern scheint die gewohnte Feiertagsstimmung wieder aufzuflackern.

Die hohe Arbeitslosenquote und die schlechten wirtschaftlichen Bedingungen am Balkan hindern die Länder nicht den Tag der Arbeit  ausgelassen zu feiern. Während der Tito-Ära zählte der Erste Mai zu den beliebtesten Feiertagen im ehemaligen Jugoslawien, neben dem „Tag der Republik“ und Neujahr. Traditionell wurden die Feierlichkeiten im familiären Rahmen verbracht, beim Grillen. Das frühlingshafte Wetter wurde genutzt für Ausflüge und Kurzurlaube. Diese Tradition geriet durch die Kriege, die am Balkan wüteten, in Vergessenheit. Genauso auch der Sinn dieses Feiertags, der ursprünglich von unterdrückten Arbeitern ins Leben gerufen wurde.

Ende der 90er Jahre wurde der Trend am Balkan für die Feierlichkeiten am Tag der Arbeit wiederbelebt. Nach der „Nova Godina“ stellt sich die Frage: Was wirst du am Ersten Mai unternehmen? Die Pläne werden bereits im März oder April geschmiedet. Im ehemaligen Jugosalwien wurde auch der 2. Mai als arbeitsfreier Tag gefeiert. Diese Gewohnheit haben einige Balkan-Länder beibehalten. In Bosnien-Herzegowina beispielsweise ist dies, neben Silvester, der einzige gemeinsame Feiertag der Föderation und Republika Srpska. Ein Land mit einer Arbeitslosenquote von rund 25 Prozent feiert den Tag der Arbeit. Das klingt fast paradox.

In den Reisebüros werden die meisten Buchungen während der Mai-Feiertage nach Rom, Istanbul und Dubai verzeichnet. Die Frage, wie sich die Bürger eines Landes, dass dreifach so viele Arbeitslose hat wie Arbeiter, diesen Luxus leisten können, drängt sich automatisch auf. In Österreich bleibt ausschließlich der Dienstag frei, Regierung und staatliche Institutionen werden am Mittwoch den regulären Betrieb wieder aufnehmen. Anders in Bosnien. Alle Einrichtungen des Landes bleiben auch am 2. Mai geschlossen. Die Arbeiter werden um ihre Rechte betrogen, Sozialleistungen werden nicht erbracht. Dinge für die Arbeiter vor über 100 Jahren hart gekämpft haben, werden heute hingenommen.

Die kritische Lage der Arbeiter scheint sich durch den gesamten Balkan zu ziehen. Auch die Massenabwanderung der jungen Arbeitskräfte können die Politiker nicht dazu bewegen, entsprechende Maßnahmen zu setzen um dem entgegen zu wirken. Eine Arbeiterbewegung fehlt. Ende des 19.Jahrhunderts, wurden weltweit Massendemonstrationen veranstaltet, um menschenwürdige Arbeitsbedingungen einzufordern. Möglicherweise wäre dies für den Balkan auch nötig, damit eine andere Politik betrieben wird. Eine Politik, die Arbeitsplätze schafft und nicht nur aktiv bei Wahlen die Nationalismus-Keule schwingt.