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AUFGEDECKT

Sebastian Kurz‘ Großmutter stammt aus einem Städtchen in der Vojvodina

Am Anfang des Herbstes 1944 kamen die Partisanen und die Rote Armee der Vojvodina immer näher und die Spitze des dritten Reiches startete die Operation „Hei-matnot“, bei der hunderttausende Angehörige der deutschen Minderheit in die Heimat übersiedelt wurden. In dieser Masse, man kann sich gewiss sein, war auch Magdalena, die Großmutter des Bundeskanzlers Sebastian Kurz.

Es ist wahrscheinlich nicht der Fall, dass Magdalena in einen der letzten Züge Richtung Westen einstieg. In diesen Tagen war jegliches Verlassen des Wohnortes, ohne eine dazugehörige Genehmigung der lokalen Behörden, als Defätismus verurteilt und mit schweren Strafen verfolgt. Der Exodus aus der Bačka begann relativ spät, erst in der Nacht vom 7. auf den 8. Oktober 1944, als der Militärkommandant von Jarak die Evaku-ierung der Bevölkerung befahl.

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Dieser folgten auch die in Temerin angesiedelten Deutschen. Von 200 Einwoh-nern von Jarak, wollten nur 54 in der Vojvodina bleiben. Die anderen Kolonnonen, die vor allem aus hölzernen Fluchtwägen bestanden, zogen sich über den Srijem, Baranja und das südliche Ungarn zurück, um erst nach drei Wochen qualvoller Reise an die Grenzen des Heimatlandes zu kommen. Die Müllers entgingen jedenfalls dem Schicksal ihrer Landsleute, vor allem älterer Menschen, Frauen mit Kleinkindern und Kranken, die von der kommunistischen Regierung in ein Arbeitslager geschickt wurden.

Formiert wurde das Arbeitslager im leer gewordenen Jarak und dieses bestand vom 2. Dezember 1944 bis zum 17. April 1946. In diesem Arbeitslager wurden, nach manchen Angaben, 15.000 Menschen festgehalten, von welchen 7.000 an Hunger, Krankheit oder den Folgen von Missbrauch starben. Die Überlebenden des Arbeitslagers bekamen die Erlaubnis aus Jugoslawien auszusiedeln. Nur einige Monate später kamen die Kolonisten aus Bosnien. Die Müllers besuchten nie wieder ihr heimatliches Temerin.

Sebastian Kurz und seine Großmutter Magdalena. (FOTO: APA_NEUE VOLKSPARTEI)

Sie haben sich im niederösterreichsichen Zogelsdorf angesiedelt, wo Magdalena den dortigen Landwirt Alois Dehler heiratete. Aus dieser Ehe entstammt Elisabeth, die später den Techniker und Ingineur Josef Kurz heiratete. Ihr Sohn Sebastian wuchs mit der Familie hingegen in Wien-Meidling auf. In Temerin leben heute Nachfahren der Deutschen, die mit der Zeit ungarisiert wurden. Deutsche Familien gibt es dort nicht mehr. In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich durch Migration die Be-völkerung der Stadt immer wieder drastisch geändert. So erinnern sich auch die heute altgewordenen Temeriner nicht mehr an die Familie Müller. Wie viele Städte in Serbien wurde Temerin während der „Übergangszeit“ wirtschaftlich ruiniert.

Die Einwohner selbst hat die Tatsache überrascht, aber gleichzeitig auch ämusiert, dass jemand aus „ihren Straßen“ heute erfolgreich und in ganz Europa bekannt ist. Dabei gefällt ihnen Kurz vor allem wegen seiner jugendlichen Dynamik und Eleganz. Das un-terscheidet ihn vom Großteil der serbischen Politiker, meinen die Einwohner. Enthusias-ten suchen verzweifelt den genauen Ort, wo die Müllers gewohnt haben. Sie würden die-sen gerne mit einer Tafel kennzeichnen als Geburtsort von Sebastian Kurz und so Touristen aus Österreich locken. Sie schlagen sogar vor, dass der Kanzler selbst ganz offiziell zum Promoter des lokalen Tourismus wird.

Autor: Stevan Miler