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SCHWERE ANSCHULDIGUNGEN

Studie zu Islam-Kindergärten: Manipulationsvorwürfe gegen Außenministerium

Außenminister Sebastian Kurz und Studienautor Ednan Aslan. (FOTO: Aussenministerium/Dragan Tatic)

Am Dienstag veröffentlichte der „Falter“ ein Dokument, welches die umstrittene Kindergarten-Studie des Islamwissenschaftlers Ednan Aslan unter Manipulations-Verdacht stellt. So lautet der Vorwurf, dass einige inhaltliche Korrekturen vorgenommen wurden, um die Islam-Kindergärten in einem negativen Bild darzustellen. Aslan weist die Anschuldigungen zurück.

Schon seit Dezember 2015 hat die Kindergarten-Studie von Aslan für Empörung gesorgt. Nun hat die Geschichte ihren Höhepunkt erreicht, denn laut „Falter“ wurden in der Studie von Beamten des Außen- und Integrationsministeriums wesentliche inhaltliche Aussagen umgeschrieben. Während den Islam-Kindergärten eine integrationsfeindliche Einstellung vorgeworfen wurde, kam auch Aslan aufgrund schlechter Recherche in das Visier der Kritiker. Bis Herbst soll eine gemeinsame Studie in Kooperation mit der Stadt Wien und dem Integrationsministerium erstellt werden – mit Hilfe von Ednan Aslan.

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Änderungen nachvollziehbar

Nun stehen neben dem Vorwurf der schlecht recherchierten Studie, auch die Beamten des ÖVP-Obmanns Sebastian Kurz unter Verdacht, die Aslan-Studie an mehreren Stellen beeinflusst zu haben. Durch den Korrektur-Modus ist es möglich die Änderungen nachzuvollziehen. Erste Nachforschungen ergaben, dass in vielen Passagen die Aussagen des Islamwissenschaftlers insofern umgeschrieben wurden, sodass ein anderer Kontext entstand. So beschrieb Aslan in der Studie, dass den Eltern der Kinder besonders die „Werte wie Respekt, Gelassenheit, Individualität des Kindes, Hygiene, Zufriedenheit der Kinder, Pünktlichkeit, Liebe, Wärme und Geborgenheit, Selbstständigkeit und Transparenz der Regeln“ am Herzen lagen. In der korrigierten Version hieß es jedoch: „Besonders wichtig ist ihnen (den Eltern, Anm.), dass den Kindern islamische Werte vermittelt werden“.

Stundenlange Korrekturarbeit
Wie das Dokument laut „Falter“ weiter verrät, hatten sich die beteiligten Beamten an sechs Tagen im Januar und Februar 2016 zusammengesetzt, um die Bearbeitung der Studie vorzunehmen. Nach mehreren Stunden wurden insgesamt 903 Änderungen im Dokument vorgenommen und 59 Mal in der Randspalte des 161 Seiten langen Word-Files Bemerkungen angefügt. Laut Integrationsministerium wurden 890 Anmerkungen zum Studientext verfasst, sowie 170 Anmerkungen zu Grammatik- und Zeitfehlern.

Aslan weist Vorwürfe zurück
Der Islamwissenschaftler und Verfasser der Studie Ednan Aslan wies alle Anschuldigungen zurück und steht zu allen Inhalten der Studie. Er beteuerte, dass die vom Ministerium verfassten Anmerkungen lediglich in formaler oder redaktioneller Natur kamen. Aslan habe als einziger inhaltliche Änderungen vorgenommen. Auch Kurz bekräftigte die Aussagen des Wissenschaftlers und bestätigte die Richtigkeit der Studie. Seiner Meinung nach könnte man die Probleme in den Islam-Kindergärten auf diese Weise nicht schön färben.

Neuer Religionsleitfaden
Ergänzend zum Bildungsplan erstellt die Stadt Wien einen Religionsleitfaden für private Träger. Dieser soll konkrete Vorgaben liefern wie religiöse Inhalte adäquat zu vermitteln sind. Der Leitfaden wird an alle privaten Kindergärten der verschiedenen Religionsgemeinschaften verteilt. Einrichtungen die sich nicht an die neuen Vorschriften halten, können sanktioniert werden und sogar die Bewilligung oder Förderung verlieren. Das Handbuch wird erstmalig im Herbst präsentiert.