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KOMMENTAR

Verdacht unterlassener Hilfeleistung – sind alle Polizisten Schweine? (VIDEO)

(Foto: iStock)

Die Wiener Polizei habe minutenlang einen älteren Mann, der am Karlsplatz regungslos am Boden lag, ignoriert. Das berichten der „Falter und das Magazin „Vice“. Ein Student hat die Situation gefilmt. Sind nun alle Polizisten Schweine?

Am 30. Mai habe sich der Vorfall am Karlsplatz zugetragen. Ein älterer Mann lag regungslos am Boden, in unmittelbarer Nähe der Polizeiinspektion. Ein Passant wurde auf den Mann aufmerksam und bat Beamte um Hilfe. Er betrat die Politeistation und fragte ob der Polizist Erste Hilfe leisten könne. Der Passant filmte den Polizisten. „Bitte beruhigen Sie sich jetzt“, gab der Polizist zu Antwort und verschwand hinter einer Tür. Über drei Minuten stand der Passant in der Polizeistation und wartete auf Hilfe. Warum hat niemand der Polizisten auf den Passanten reagiert? Warum hat der Passant die Polizeistation gefilmt? Darüber scheiden sich die Geister. Eines steht jedoch fest, dass das Video scheint eine Bestätigung der gängigen Meinung über Beamte ist. „War ja klar“, „Von wegen dein Freund und Helfer“.

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Über 41.000 Aufrufe hat das Video auf Youtube. Die Beschimpfungen treffen nicht nur die Polizei und den Passanten. Auch die Medien die das Thema aufgegriffen, werden in den Kommentaren „zerrissen“. „Scheiß linker Falter. Euch geht es nur darum gegen die Polizei zu hetzen“, wittert einer der User gegen das Wiener Stadtmagazin. Die Falter-Redaktion habe rechtswidrig gehandelt, da sie ohne das Einverständnis des Beamten die Aufnahme veröffentlichte. Das Video ist höhst brisant, auch wegen des FPÖ-Kugelschreibers den der Student in der Polizeistation filmt. Schuldzuweisungen, nationalsozialitische Vorwürfe, unterlassene Hilfeleistung sind scheinbare Widersprüche des Vorfalls.

Schlechte Erfahrungen mit einzelnen Polizisten können nicht auf die gesamte Institution Polizei übertragen werden. Wen würde man sonst anrufen, wenn man beispielsweise ausgeraubt wird? Das Verhalten des Polizisten soll nicht relativiert werden. Auch die Problematik, die in der Exekutive vorzufinden ist, darf nicht verschwiegen werden. Was jedoch vermieden werden muss, ist die Entmenschlichung sowohl der Einzelpersonen als auch des Kollektivs. Die wüsten Kommentare über die Polizei und auch den Passanten zeigen, dass Kritik schnell in Hass umschlagen kann. Trottel, Gutmenschen-Zecke, Nazi-Arschlöcher sind Äußerungen die weit unter der Gürtellinie liegen. Von Einzelfällen auf die Allgemeinheit schließen und dabei die Komplexität der Situationen auslassen, verhindern die detaillierte Auseinandersetzung mit eben solchen Vorfällen.