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VANDALISMUS

Wahlplakate und Hasspostings: Wenn Beschimpfungen unter die Gürtellinie gehen

Am 15. Oktober finden die Nationalratswahlen statt. (Foto: iStock)

An den Wiener Straßen gibt es auffällig zerstörte Politikwerbung. Hitlerbärtchen, Schmierereien und Verunstaltungen jeglicher Art zieren die Plakate aller Parteien.

Wahlplakate zieren das Land vor der Nationalratswahl am 15. Oktober. Zu Wahlkampfzeiten werden nicht nur die Parteien einfallsreich, auch Rowdies zeigen ihre kreative Ader. Die Politikerinnen und Politiker werden entstellt und ihre Slogans beschmiert. Wahlplakate aller Parteien, ausgenommen Liste Pilz, die im Wahlkampf auf Plakate verzichten, werden, mit und ohne, erkennbare politische Aussagen versehen. Wahlplakate werden zerfetzt. Der Wahlkampf wird immer radikaler.

(Foto: Facebook)

Neu ist das nicht. Bei jeder Wahl, wenn die Parteien ihre Plakate, die Straßen entlang tapezieren, drücken politische Haudraufs ihre Meinung über Kandidaten per Filzstift oder Fußtritt aus. Die Palette der Meinungen reicht von linksradikal bis rechtsradikal. Während FPÖ Plakate mit Hakenkreuzen und Hitlerbärtchen geschmückt werden, wird SPÖ-Bundeskanzler als „Saujud“ beschmiert und der Grünen-Spitzenkandidatin Lunacek der Mund zugeklebt. In Obersiebenbrunn, Bezirk Gänserndorf, haben unbekannte Täter mehrere Wahlplakate der Grünen mit dem Wort FPÖ und Hakenkreuzen beschmiert, bevor sie sie in Brand steckten, wie „heute“ berichtet.

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Die Nationalratswahlen rücken näher und der Wahlkampf entwickelt sich immer mehr zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Spitzenkandidaten Sebastian Kurz, H.C. Strache und Christian Kern. Doch wer sind eigentlich ihre (virtuellen) Unterstützer? Wir haben uns die Facebook-Seiten der Politiker mal etwas genauer angesehen.

 

Wahlkampf online

Bei den Nationalratswahlen setzt man mittlerweile nicht nur auf die klassische Wahlwerbung. Die politischen Parteien haben endgültig auch die Bedeutung der digitalen Kommunikation erkannt. Sie nutzen alle ihnen zur Verfügung stehenden Wege, um an die Wähler heranzutreten. Doch auch in den sozialen Netzwerken sind Rowdies unterwegs. Dort hauen sie auf die Tasten statt auf Wahlplakate. Die Folge ist, dass politische Debatten ins Internet verlagert werden. Dort fühlen sich anonyme User sicher. Die Diskussionen werden auf die emotionale Ebene herunter gebrochen. Manipulation und Machtkämpfe werden hier ausgetragen. Aktuell hat Heinz Christian Strache mit 739.468 (28.09.2017) Fans die größte Anhängerschaft, Sebastian Kurz folgt mit 704.250 „Gefällt mir Angaben“, der dritte Platz gehört Christian Kern mit 222.894 Anhängern, Matthias Strolz mit 83.832 Personen, Peter Pilz mit 27.058 „Gefällt mir“ und die Grüne Ulrike Lunacek mit 19.330 „Gefällt mir Angaben“. Ging man früher ins Kaffeehaus oder ins Beisl, um sich über den Wahlkampf auszulassen, macht man das nun gemütlich von zu Hause aus.

Das Kommentar einer Facebook-Userin. (Foto: Facebook)

Was dem Wähler am Herzen liegt

Auch die Politiker versuchen ihren Fans näher zu kommen. In Echtzeit reagieren sie auf Nöte, Wut und Empörung. Hier tauschen sich Gleichgesinnte über verschiedene Themen des Wahlkampfes aus. Warum gewisse Seiten Hasspostings nicht löschen und diese stehen lassen, sei dahin gestellt. Anders als bei Wahlplakaten, wo zumeist Anzeige erstattet wird, unternimmt man gegen die Kommentare auf Facebook kaum etwas. Unter einem Artikel, der auf der Seite von Heinz Christian Strache veröffentlicht wurde, folgen Beschimpfungen gegen Sebastian Kurz („da hast deinen geliebten kurz der größte wixxa von allen“). Auch auf der Seite von Herrn Kurz wimmelt es von Botschaften („Ich wähle diesmal nicht die SPÖ / ÖVP weil sie ASYLANTEN reinlassen die frauen und kinder vergewaltigen!“). Die Kommentare erfassen verschiedene Themen, die den Wählern am Herzen liegen. Von Sozialleistungen über Flüchtlingspolitik, Pensionen und Werten wird quer durch die Bank geschimpft und diskutiert. Auf den Social Media  Kanälen wird deutlich, dass der Wahlkampf viel brutaler, härter und respektloser geführt werden kann, als auf den Straßen.

Mit Vandalismus haben alle Parteien zu kämpfen. (Foto: iStock)

Kühlen Kopf bewahren

Aufgrund der intensiven Berichterstattung während des Wahlkampfes und den Sozialen Netzwerken, die uns in sogenannte mediale Blasen drängen, ist es dennoch wichtig einen kühlen Kopf zu bewahren. Unabhängig davon für welche Kandidatin oder Kandidaten man Sympathien hegt, ist es dennoch wichtig, sich mit verschiedenen Wahlthemen auseinander zu setzen. Statt sich gegenseitig mit Filzstiften und Beschimpfungen im Internet zubekriegen, sollte man sich fragen, was in Österreich verändert werden muss? Welchen Beitrag kann ich leisten, um eine besser Zukunft in diesem Land zu gestalten? Diversität in der Politik ist in einer demokratischen Gesellschaft erforderlich. Insbesondere in politisch aufgeladenen Zeiten sollte man seine Komfortzone verlassen, um die Meinung der anderen Menschen zu verstehen. Vor allem ist es jedoch wichtig, dass man wählen geht.