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INTERVIEW

Wie ein Diplomingenieur zur Brandmalerei kam

FOTO: Milica Kalajdžić Baltić

Marijan Nikodijević (29), ausgebildeter Diplomingenieur für Landwirtschaft, aber Maler aus Berufung. Ein Künstler mit der ungewöhnlichen Technik der Pyrographie (Brandmalerei auf Holz), gebürtig aus Knjaževac, zum Masterstudium in Wien, wo er derzeit lebt und seine nicht alltäglichen Werke schafft, erzählt uns seine ungewöhnliche Geschichte, in der er sich und seinen Weg gefunden hat.

KOSMO: Du beschäftigst dich noch nicht ewig mit der Malerei und bist kein ausgebildeter Künstler: Wie bist du auf diese Idee gekommen, mit der Pyrographie anzufangen? Was hat dich dazu gebracht?
Marijan Nikodijević:
Das hat vor einigen Jahren begonnen, als ich ein traumatisches Stresserlebnis hatte und an einer heute sehr populären Krankheit litt, einer Depression. Da ich damals die Diagnose F43.2 erhielt, können Sie sehen, dass das meine Signatur auf den Bildern geworden ist. Gott-sei-Dank ist davon nur die Signatur zurückgeblieben. Aber als ich in dieser Depression steckte und auf andere Gedanken kommen wollte, habe ich begonnen, mich für verschiedene Dinge zu interessieren, z.B. für das Lesen, den Bau von Modellen aus Streichhölzern und bin am Ende beim Malen gelandet. Da habe ich begriffen, dass ich das Malen auf Holz sehr genieße. Beim Malen drifte ich in eine ganz andere Welt ab, eine ohne Sorgen und Stress.

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Inspiriert durch die Mode der Männer vom Balkan hat der 28-jährige Ilija Miličić mit seiner Kollektion den ersten Internationalen Erfolg erzielt. Seine Mode wird in den Kulturstädten Europas ausgestellt. Das Handwerk lernte er in Wien.

 

 

Was sind deine Motive und was (oder wer) hat dich inspiriert, nach Wien zu kommen?
Nach Wien bin ich gekommen, weil ich glaube, dass ich leider viel mehr kann, als mir mein Land bieten kann, und dass ich später in meinem Fach arbeiten kann und nicht mein ganzes Leben als Saisonarbeiter in der Gastronomie oder Ähnlichem fristen muss. Vielleicht klingt das komisch, aber vor allem bin ich wegen meiner Familie hierhergekommen. Und damit meine ich meine Frau und die Kinder, die ich später einmal haben werde. Ihnen möchte ich ein normales Leben bieten. Das war für mich der wichtigste Grund und die Inspiration – die Zukunft.

FOTO: Milica Kalajdžić Baltić

Warum gerade Uhren, was bedeutet „Zeit“ für dich?
Einmal habe ich ein Bild mit einer Uhr gemacht und mein Freund fragte: “Warum wird das nicht wirklich eine Uhr?” Daher die Idee mit den Uhren. Aber damit das kein normales Bild (Uhr) mit Mechanismus wird, musste ich etwas „Persönliches“ hineinbringen, und da begann die 3D-Pyrographie. Seitdem habe ich begonnen, Uhren und Bilder in 3D zu machen, aber auch ganz gewöhnliche. Die Zeit bedeutet mir viel. Aber wenn wir über die Zeit und ihre Betrachtung reden würden, würde dieses Interview mehrere Seiten lang. Ich will nur eines sagen, das ich mit der Zukunft verbinde: eine Familie.

Kann man heutzutage von der Kunst leben?
Wenn jemand ein Bild kauft, ist das eine willkommene Nebeneinnahme, aber das größte Glück ist für mich – das sage ich ohne falsche Bescheidenheit -, wenn ich Menschen, die mir lieb sind, ein Bild schenke und ihre Begeisterung sehe. Das ist unbezahlbar! Für alles im Leben braucht man Liebe. Man muss in das, was man macht, genügend Liebe hineinlegen. Das erkennen und schätzen die Menschen sehr.

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Die Landschaftsarchitektin Silvana Ajdinović (29) beschloss nach Abschluss ihres Studiums in Novi Sad, ihren Master in Wien zu machen. Neben einem Job in der Branche, verbringt sie sehr viel Zeit damit, ihre Wohnung im dritten Stock ohne Lift einzurichten, die eine Art Aushängeschild für ihren Umgang mit der Inneneinrichtung darstellt.

Wo können wir deine Arbeiten sehen und wie denkst du über deine Karriere, träumst du von einer Ausstellung?
So, wie die Welt heute funktioniert und wie man hier sehen kann, musste ich mich integrieren und habe mir eine Facebook-Seite eingerichtet: 3D Pirografija – ručni rad. Da können Sie meine Arbeiten sehen und sich über alles informieren, was Sie interessiert.

In Zukunft sehe ich mich als Maler. Natürlich werde ich weiterarbeiten, solange ich Inspirationen habe und das Bedürfnis, etwas zu schaffen. Vielleicht wird das mein ganzes Leben lang so sein, ich weiß es nicht. Mir ist die Emotion des Augenblicks, der Gegenwart immer wichtig. Das ist das, was auf jedem Bild ins Auge springt. Was eine Ausstellung betrifft, so bin ich Laie, das ist nichts für mich. Lieber verschenke ich meine Bilder, als sie für irgendeine Ausstellung aufzuheben.

Autorin: Milica Kalajdžić Baltić

Auf den nächsten Seiten könnt ihr euch ein paar Werke des Künstlers ansehen: