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LESUNG

Zwei Städte ein Kampf: Sarajevo und Wien vereint für die Vijećnica

(Foto: Facebook)

Vor der Stadtbibliothek in Wien und vor dem Rathaus in Sarajevo haben die Menschen mit einer öffentlichen Lesung die Initiative „Unser Leseraum: Ein Kampf eine Stadt“ unterstützt. 

Die Initiative wurde von Bürgern Sarajevos ins Leben gerufen. Sie möchten den Kommerz und Privatisierung des Lesesaals der Nationalbibliothek in Sarajevo stoppen. Den Bürgern ist das Nutzen der Räumlichkeiten des renovierten Gebäudes nicht gestatten. Ausgenommen man mietet die Räumlichkeiten für eine satte Summe oder ist bereit Eintritt zu zahlen. Nun möchten sich die Bürger das Recht auf das kulturelle Symbol der Stadt zurück holen und fordern das unentgeltliche Benutzen des Lesesaals.

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Vor 120 Jahren, am 20. April 1896, öffnete die Vijećnica (Rathaus) in Sarajevo ihre Türen. Das leuchtend gelbe und rote Gebäude mit den orientalischen Ornamenten diente der österreichischen Verwaltung als Rathaus zur Machtdemonstration. In jugoslawischer Zeit wurde es zur National- und Universitätsbibliothek.

 

Die Bürgerbewegung kämpft gegen die Stadtverwaltung in Sarajevo, die die Vijećnica rechtlich unter ihre Fittiche genommen hat. Die bosnische Nationalbibliothek, die im Rathaus untergebracht war, brannte 1992 nach einem Granatenbeschuss aus, darf das Gebäude nicht benutzen. Auch in Wien versucht man auf den Fall aufmerksam zu machen. Sechs Autoren haben am Wochenende auf den Stufen der Hauptbücherei am Urban-Loritz-Platz eine Lesung abgehalten.

Damit wollte man sich mit der Initiative „ein Kampf eine Stadt“ solidarisieren. Hier wurden keine Parteien, keine politischen Interessen verfolgt, lediglich eine Unterstützung der Menschen in Sarajevo geboten. Ihre Bibliothek sollte nicht kommerzialisiert werden, sondern für die Bürger frei zugänglich sein. Organisiert wurde die Lesung in Wien vom Journalisten Christoph Baumgarten, dem es ein Anliegen war, auf die Missstände aufmerksam zu machen.

Aufgrund des schlechten Wetters am Samstag war die Zahl der Beteiligten überschaubar. Das Ziel der Veranstaltung war nicht die Massen zu mobilisieren, sondern ein Zeichen zu setzen, dass man die Menschen in Sarajevo unterstützen möchte. „Alle Beteiligten waren sofort dabei, als ich ihnen die Sache mit der Vijećnica erklärt hab. Das zeigt mir doch, dass internationale Solidarität schon da wäre, wenn man was machen würde und den Menschen Gelegenheit gibt, sich mit dem zu beteiligen, was sie können und gern machen“, so Baumgarten gegenüber KOSMO.