Impfhersteller blockieren das Vorhaben Deutschlands, überschüssige Impfstoffe an ärmere Staaten spenden, was zur Vernichtung unzähliger Dosen führen könnte.
Die deutsche Bundesregierung plante ursprünglich, die nicht gebrauchten Corona-Impfstoffdosen an die Covax-Initiative zu spenden. Ziel dieser ist es, einen weltweit gleichberechtigten und gerechten Zugang zur Vakzine zu sichern. Bis Ende 2021 wollte Deutschland 100 Millionen Impfdosen des Herstellers AstraZeneca spenden – bislang wurden aber erst 19 Millionen Vakzine abgeben.
Hersteller blockieren
Wie das ARD-Politikmagazin „Kontraste“ berichtet, sollen Hersteller eine schnelle Weitergabe der Impfstoffe an ärmere Staaten unterbinden. In einem Brief des Bundesgesundheitsministeriums an die EU-Kommission wird kritisiert, dass nicht nur Deutschland, sondern auch viele andere Staaten, „demnächst unzählige Impfdosen vernichten werden müssen, die anderswo dringend benötigt werden“.
Das Recht zu dieser Blockade haben die Impfstoffhersteller aufgrund einer Klausel in den Verträgen mit der EU. Die Unternehmen müssen in die Abgabe einwilligen bzw. können diese auch mittels Vetos unterbinden.
Das Ministerium kritisiert die Haltung einiger Hersteller, die diese Klausel ausnützen würden, um Mindestpreise anzusetzen oder um Ausgleichszahlungen zu verlangen. Außerdem würden einige der betroffenen Pharmakonzerne die Impfstoffverteilung durch internationale Organisationen, wie etwa „Ärzte ohne Grenzen“, versuchen zu verbieten.
Profit steht über Gesundheit
Die Hersteller würden zusätzliche Geldforderungen stellen, da man in Ländern, die unentgeltlich gespendeten Impfstoffe erhalten, keine weiteren Dosen mehr verkaufen könne. Kritische Stimmen sprechen von kommerziellem Interesse, das über der Gesundheit stehe.
Für eine Impfdosis vom Hersteller Moderna zum Beispiel zahle die EU angeblich etwa 19 Euro. Laut einer Presseaussendung des US-Impfherstellers zahlt die Covax-Initiative im Durchschnitt weniger als 8,58 Dollar pro Dosis. Gleichzeitig würde der deutsche Markt für Moderna schrumpfen, da die dritten Impfungen derzeit mit denselben Vakzinen durchgeführt werden und BioNTech/Pfizer dominiere.
Hersteller schalten auf stumm
Wie „Kontraste“ herausfand, stelle sich derzeit vor allem Moderna gegen diese Spendeninitiativen. BioNTech/Pfizer und Johnson&Johnson hätten die Covax-Verträge bereits unterzeichnet. Welche Ausgleichszahlungen geleistet werden müssen, um die zahlreichen Impfdosen vor ihrem Ablauf und somit vor ihrer Vernichtung zu schützen, ist nicht bekannt. Keines der Unternehmen hat übrigens auf die Anfragen des ARD reagiert.
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