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KOMMENTAR

Brandanschlag in Wien: Auch linker Extremismus ist Extremismus

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(FOTO: Heute.at; Twitter)

Nur wenige Tage nach dem Terroranschlag in Wien sorgte ein Vorfall im achten Wiener Gemeindebezirk für großes Aufsehen. Ein weißer Pkw fuhr durch die Josefstädter Straße und spielte über Lautsprecher Schüsse und muslimische Gebetsrufe ab. Selbstredend alarmierten Anrainer aus Angst die Polizei.

Später stellte sich heraus, dass es sich bei diesem Vorfall um eine „Demonstration durch eine Privatperson“ handle. Hinter diesem geschmacklosen Aktionismus steckt der ehemalige Pegida-Sprecher und aus rechten Kreisen bekannte Publizist Georg Immanuel Nagel. Nagel selbst bestätigte diese Nachricht noch am Sonntag.

Ganz nach dem Prinzip „Actio und Reactio“ folgte am Dienstag ein Brandanschlag auf jenes weiße Auto, das am Sonntag durch die Josefstadt fuhr. Der Pkw-Inhaber, Christian Charous, der mit Nagel bei der Kundgebung unterwegs war, veröffentlichte Bilder vom ausgebrannten Fahrzeug. Auch wenn offiziell noch kein Schuldiger für den Brandanschlag gefunden wurde, so beschuldigen Charous und Nagel die Wiener Antifa, die diese Aktion in den sozialen Netzwerken groß gefeiert haben sollen.

Gewaltsamer Clash der Ideologien
„Schleicht’s euch ihr Orschlöcher“Der mittlerweile legendäre Sager des Wieners in der Terrornacht trifft nicht nur auf radikalisierte Islamisten zu. Selbiges gilt auch für Extremismus in welcher Form auch immer. Der Zweck heiligt nicht die Mittel. Und dessen soll man sich auch endlich in der Öffentlichkeit bewusst werden. In medialen Berichterstattungen und anderen öffentlichen Diskursen (Stichwort Social Media) wird dieses Detail jedoch gerne ausgespart.

Wie weit diese Gewaltverherrlichung extremistischer und radikaler Gruppen geht, sieht man im folgenden Twitter-Post der „autonomen antifa [w]“: „Ganz ehrlich, da kommt schon vorweihnachtliche Stimmung auf 🔥“

(FOTO: Twitter-Screenshot)

Das Ausmaß von Clash diametral unterschiedlicher Ideologien hat man auch am Beispiel der Demos in Favoriten gesehen. Nachdem eine rechte türkische Gruppe die Kundgebung einer kurdischen Frauenbewegung zerschlagen wollte, mischte sich der extremistische Teil des politischen Gegenpols, der Linken ein. Das Resultat waren Ausschreitungen, die Wien seit Jahrzehnten nicht gesehen hat und für Zündstoff in der Politik und Gesellschaft gesorgt hat. Beide Seiten haben versucht ihr Gedankengut und ihre Werte auf eine extremistische Art und Weise zum Ausdruck zu bringen. Dies hat zu einer noch größeren Spaltung und Kluft innerhalb der Gesellschaft geführt.

Auch linker Extremismus ist Extremismus
Man kann zur Kundgebung stehen wie man möchte, ich selbst verachte sie. Was mir jedoch in dieser gesamten Konstellation am meisten aufstößt, ist die Tatsache, dass man diesen gezielten Anschlag auf das Privateigentum eines Andersdenkenden in einigen Kreisen für „berechtigt und gut“ befindet. Radikales Gedankengut, gewaltsame Aktionen, Zerstörung und Selbstjustiz sind in jeder Form unzulässig und nicht rechtens, so nobel die Hintergründe vermeintlich auch sein mögen. Extremismus ist und bleibt Extremismus, auch wenn er von der politischen Linken kommt.

Wer also glaubt, dass Extremismus „für die richtige und gute Sache“ berechtigt ist, der hat das Grundprinzip der Demokratie, Meinungsfreiheit und anderer wichtigen Werten moderner Gesellschaften nicht verstanden und macht euch um nichts besser als die so „verhasste“ Gegenseite. Hier dürfen sich Linke und Rechte gleichermaßen angesprochen fühlen!