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TRANSGENDER

Der Weg vom Mann zur Frau: Jelena und Sarah erzählen

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(Foto:iStockphoto, Boris Ristić, zVg.)

Dass die Mitglieder der transsexuellen Community nicht alle gleich sind, sondern vielmehr genauso divers und vielfältig wie andere Gemeinschaften sind, zeigt das Beispiel zweier Trans-Frauen total unterschiedlichen Profils, die jedoch dasselbe Schicksal teilen: die Zugehörigkeit zu einem anderen Geschlecht als dem biologischen.

Aufgrund der „Unsichtbarkeit“ dieser Community gibt es zahlreiche Vorurteile und Falschinformationen über Transgender in der Mehrheitsgesellschaft. Ebenso wissen nur wenige, wie viele Mitglieder die Community zählt und mit welchen gesellschaftlichen Problemen sie konfrontiert sind. Anhand globaler Untersuchungen wird davon ausgegangen, dass einer bis drei Prozent der Weltbevölkerung zur Gruppe der Transgender gehört. Ob diese Zahl nun der Wirklichkeit entspricht oder nicht, ist schwierig festzustellen, da sich transidentitäre Personen vermehrt in den eigenen Kreisen bewegen. Grund hierfür ist die Tatsache, dass sie sich oftmals von der Mehrheitsgesellschaft nicht akzeptiert fühlen, oder Angst vor dem Outing in der Familie, im Freundeskreis, in der Arbeit, usw. haben.

Kluft zwischen biologischem und gefühltem Geschlecht
Zu Beginn ist es wichtig hervorzuheben, dass Transvestitismus und Transsexualität zwei komplett unterschiedliche Begriffe sind, da sich der Erstere auf Menschen bezieht, die Kleidung des jeweils anderen Geschlechts tragen. Dies ist jedoch komplett unabhängig von der sexuellen Orientierung und dem biologischen Geschlecht. Auch wenn der Begriff Transsexualität das Wort Sexualität in sich trägt, ist es wichtig zu verstehen, dass die Betroffenen kein Problem mit ihrer sexuellen Orientierung haben, sondern eine Kluft zwischen dem biologischen und der gefühlten/gelebten Geschlechtsidentität empfinden, die sich während des Heranwachsens herausbildet. In den meisten Fällen, bei der sogenannten Cis-Mehrheit, formieren Personen ihre Geschlechtsidentität übereinstimmend zum biologischen Geschlecht.

VERSICHERUNG:
In Österreich übernimmt die Krankenkasse den Großteil der Kosten für Therapien im Rahmen einer Geschlechtsumwandlung.

Bei Transgender ist dies jedoch anders, sie fühlen sich, salopp gesagt, im falschen Körper geboren. „Man muss zwischen dem zytogenetischen, d.h. biologischen, und dem gefühlten Geschlecht unterscheiden. Hinsichtlich der Genetik werden Männer immer Männer bleiben, auch wenn sie sich für geschlechtsanpassende Maßnahmen, bzw. eine Geschlechtsumwandlung, entscheiden. Selbiges gilt selbstverständlich auch für Frauen. Wer sich wie fühlt und definiert, das hängt wiederum vom individuellen Empfinden ab, weshalb es so wichtig ist, zwischen dem biologischen und gefühlten Geschlecht zu unterscheiden“, erklärten uns die Experten aus der Beratungsstelle Transgender Team Austria.

Es gibt drei Begriffe, die dieses Phänomen beschreiben. In der klassischen Medizin wird das Wort Transsexualität verwendet, welches aus dem Englischen Ende der 70-er Jahre übersetzt wurde. Allerdings wurde damals nicht beachtet, dass das Wort „Sex“ im Englischen mehrere Bedeutungen hat (Geschlecht, Geschlechtsverkehr, usw.) Danach bildeten sich die Begriffe transidentitär, der in der Psychologie verwendet wird und Transgender, welcher seine Verwendung in Sozialwissenschaften findet, heraus.

Drei medizinische Stellungnahmen
Operative Maßnahmen zur Geschlechtsanpassung sind ab 1906 zum ersten Mal in medizinischer Fachliteratur unter dem Begriff Geschlechtsumwandlung zu finden. Selbstverständlich hat sich die Medizin, jedoch auch der Begriff in mehr als 100 Jahren gewandelt. Heute spricht man von geschlechtsanpassenden Maßnahmen/Operationen, die einer Person mithilfe der Medizin ermöglicht, sich dem gefühlten Geschlecht auch physisch anzugleichen. Bevor eine Person allerdings die dafür notwendige Therapie überhaupt beginnen darf, ist in Österreich eine eindeutige Diagnose erforderlich.

Dafür benötigt man insgesamt drei medizinische Stellungnahmen, das eines Psychotherapeuten, eines Psychiaters und einen Gesundheitscheck. Erst nachdem man über alle drei verfügt, kann man mit der Psycho- und Hormontherapie beginnen. „Die Kosten für die Psychotherapie trägt zum Teil die Krankenkasse. Allerdings ist es wie bei vielen anderen Kassenleistungen so, dass es auch hier zu wenige Kassenplätze gibt. Bezüglich der Hormontherapie werden alle Kosten von der Krankenkasse übernommen, ausgenommen der Rezeptgebühr. Gleiches gilt auch für die geschlechtsangleichende Operation, wo man nur das Tagesgeld im Krankenhaus selbst bezahlen muss“, erklärte uns das Transgender Team.

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(Foto: Boris Ristić, Styling: Darko Kostić, Hair: Total studio Todorović)

Anhand globaler Untersuchungen wird davon ausgegangen, dass einer bis drei Prozent der Weltbevölkerung zur Gruppe der Transgender gehört. Ob diese Zahl nun der Wirklichkeit entspricht oder nicht, ist schwierig festzustellen.

Hinsichtlich operativer Maßnahmen besteht in der transsexuellen Community, wie auch in der Mehrheitsgesellschaft, der Trend, Operationen im Ausland durchzuführen. Eine nicht unbedeutende Anzahl an Menschen reist dafür in europäische Nachbarländer, oder gar nach Asien, um den gewünschten Eingriff durchführen zu lassen. Einer der größten Hotspots für Transgender ist hier Thailand, wo gewisse Operationen viel günstiger als in Österreich sind.

Personenstandsänderung
Der Weg in Richtung gewünschtes Geschlecht endet jedoch nicht mit den psychischen und psychischen Veränderungen bzw. Therapien. Auch auf gesetzlicher Ebene müssen transsexuelle Personen nach durchgeführter Geschlechtsanpassung ihr Geschlecht ändern. In Österreich wird dies als Personenstandsänderung bezeichnet.

Nach dieser wird gesetzlich offiziell die Geschlechtsänderung einer Person anerkannt und die Möglichkeit zur Ausstellung aller Dokumente mit dem gelebten Geschlecht gegeben. Diese Personenstandsänderung ist notwendig, da es sonst zu Problemen mit der Krankenkasse, dem Arbeitgeber und an anderen Orten kommen kann, insofern das Geschlecht der Person nicht mit jenem in den Dokumenten übereinstimmt.

Lebensgeschichten
Wie es ist, eine transsexuelle Person in Österreich zu sein, wie der Transformationsprozess abläuft und mit welchen Herausforderungen sie heute zu kämpfen haben, erzählten uns zwei Wienerinnen: Jelena Kleinschnitz, mit Wurzeln in Serbien, die derzeit in einer Drogeriekette angestellt ist und Sarah-Michelle Fuchs, eine Psychotherapeutin mit eigener Praxis und Mitglied des Transgender Teams Austria.

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