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TRANSGENDER

Der Weg vom Mann zur Frau: Jelena und Sarah erzählen

Sarah-Michelle Fuchs

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„Ich habe in meiner Teenagerzeit immer wieder heimlich Frauenkleidung getragen, was sich auch immer wieder fortgesetzt hat. 2003 habe ich dann entschieden, dass etwas passieren muss“, erklärte uns Sarah. (FOTO: zVg.)

„Schon im Teenageralter wusste ich, dass etwas unstimmig ist. Das aller erste Mal habe ich den Begriff Transsexualität 1986 in der Jugendzeitschrift Bravo gelesen. Es war eine vierteilige Artikelreihe mit der Überschrift: „Transsexualität – Oben Frau, unten Mann“. Man muss berücksichtigen, dass das vor 32 Jahren war. (lacht)

Die Artikel handelten von einer Linzerin und beim Durchlesen habe ich dann für mich bemerkt, dass ich nicht blöd oder komisch bin, sondern sich sehr vieles von dem, was ich damals selbst empfunden oder erlebt habe, mit dem Inhalt des Textes gedeckt hat. Mitte bzw. Ende der 80er Jahre war es im Vergleich zu heute, bzw. ohne Internet, schier unmöglich irgendwo Informationen zu bekommen. Man muss auch bedenken, dass ich damals 13 Jahre alt war und nicht so einfach zu einer Beratungsstelle gehen konnte. Ich habe in meiner Teenagerzeit immer wieder heimlich Frauenkleidung getragen, was sich auch immer wieder fortgesetzt hat. 2003 habe ich dann entschieden, dass etwas passieren muss und mich schlussendlich dann auch in Psychotherapie begeben. Damals hatte die Psychotherapie allerdings den Standpunkt, es wegtherapieren zu wollen.

Mit Anfang 20 kamen dann auch medizinische Untersuchungen dazu. Anfang der 2000er Jahre habe ich dann gewusst, dass ich diesen Schritt gehen möchte und mit den notwendigen Maßnahmen begonnen. Meine Geschlechtsangleichung hat insgesamt zwei Jahre lang gedauert. Die Psychotherapie begann während meiner Ausbildung zur Psychotherapeutin. Ich hatte vorerst Angst, dass dies auch Auswirkungen auf meine beruflichen Leben haben wird. Mein Lehrtherapeut hat mir damals nur gesagt: „Ich habe eigentlich nur darauf gewartet, dass du es endlich aussprichst.“ Es hat circa ein halbes bis drei Viertel Jahr gedauert, bis ich dann meine Familie und Freunde darüber informiert habe. Dieser Schritt war auch schon psychotherapeutisch begleitet und auch die medizinischen Maßnahmen warn bereits geplant.

GESCHLECHT
Ist nicht nur ein Begriff der Biologie, sondern auch eine soziale Kategorie.

Ich habe mich ziemlich davor gefürchtet, meinen Eltern davon zu erzählen, allerdings waren die Reaktionen wunderbar und gänzlich das Gegenteil von dem, was ich mir erwartet habe. Meine Mutter hat zum Beispiel gesagt: „Ich habe mir eh schon immer eine Tochter gewünscht.“ Heute ist es für alle ganz normal und in keinster Weise speziell. Selbstverständlich habe ich auch Negatives im beruflichen Alltag, wie zum Beispiel Mobbing, erlebt. Unterm Strich muss ich aber sagen, dass sich die negativen und positiven Erfahrungen allerdings die Waage gehalten haben. Auch wenn ich 2003 mit den nicht-medizinischen Schritten in Richtung Leben als Frau begonnen habe, wagte ich dann zwei Jahre den endgültigen Schritt zur Frau mit meiner geschlechtsangleichenden Operation.

Heute lebe ich in einer glücklichen Ehe mit meinem Mann und muss meine feminine Seite nicht mehr verstecken, was wohl das Wichtigste an der ganzen Sache ist. Mein Mann wusste im Vorhinein von meiner Geschlechtsangleichung und es war eigentlich überhaupt kein Thema. Mit einem Wort kann ich sagen, dass ich heute viel bewusster lebe als davor.“