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JUGOSLAWIENKRIEG

Dieser Bosniake gab sein Leben, um 12 Serben zu retten

Refik Višća
Vor dieser Schule wurde Refik im Alter von 37 Jahren erschossen. (FOTO: Elmedin Mehić/Klix.ba))

Refik Višća ist einer von vielen Soldaten des Krieges in Bosnien-Herzegowina, aber einer der wenigen, welcher sich für den Schutz des „Feindes“ einsetze.

Refik stellte sich vor die Pistole seines „eigenen Mannes“ und gab sein Leben, um zwölf Serben zu retten, welche aus Zenica in die Schule in Zavidovići überführt wurden. Šemsad Ćahtarević ist der einzige Zeuge dieser Tat und erzählte im Interview für „klix.ba“ die Geschichte vom Helden Refik Višća, welcher für manche so groß wie Srđan Aleksić ist.

„Wir kannten uns aus der Kindheit, allerdings wurden wir erst bei der Militärpolizei Freunde. Gemeinsam gingen wir auf Einsätze, er war ein guter Soldat und guter Kollege. Er war sehr mutig und – was wohl das wichtigste war – er hätte nie jemanden zurückgelassen“, so Ćahtarević.

12 Gefangene gerettet
In die Technische Schule von Zavidovići wurden an jenem besagten Tag zwölf Gefangen aus Zenica überführt. „Wir wurden dazu beauftragt, auf sie aufzupassen. Sie waren in der Schule einquartiert, im ersten Stock. Ich habe dann vorgeschlagen, sie in das zweite Obergeschoss zu übersiedeln, da sie dort sicherer waren. Wir haben gut auf sie aufgepasst, da wir wussten, das nur Lebende gegen Lebende getauscht werden können und das war unser aller Ziel“, so der Zeuge weiter.

Jasmin Viković kam am Abend in die Schule, um die gefangenen Serben über den Mord an seinem Verwandten zu befragen, welche angeblich vom Tatort nach Zavidovići überführt wurden. Viković hätte sie mit Fragen gelöchert und beleidigt, aber niemanden körperlich angegriffen. Ćahtarević meint, dass Viković angetrunken war, weshalb auch Rafik Višća in die Schule kam, um nach dem Rechten zu sehen.

„Wir waren vorm Eingang, ich bin hinausgegangen als Višća ankam. Ich hatte damals keine Waffe, Višća jedoch schon, ein Automatikgewehr. Als Rafik zu Jasmin sagte, er soll die Waffe niederlegen, erhob dieser das Gewehr gegen seinen Soldatenkollegen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wer den ersten Schuss abgeben wird. Man hörte nur noch Schüsse und ein Streuschuss traf mich, dann sah ich, wie Višća verletzt am Boden lag“, erinnert sich Ćahtarević.

All das sahen auch die gefangenen Serben mit an und einer trat an Ćahtarević heran, um ihm zu sagen, dass sie für Višća beten würden und fügte hinzu: „Nur Gott weiß, was mit uns geschehen wäre und ob wir überlebt hätten, wenn Refik nicht gewesen wäre.“

Gedenken an Višća
Auf Ansuchen der Sozialdemokraten (SDP), soll nun eine Straße in Zavidovići den Namen Refik Višćas tragen. „Jedes Jahr sind wir Zeuge der Gedenfeierlichkeiten für unseren Helden, weshalb wir die Initiative gestartet haben, einen Teil der Mehmed-paša Sokolović- Straße nach unserem Helden aus Zavidovići zu benennen“, war aus den Reihen der SDP zu hören.

Ebenso wird gerade ein Dokumentarfilm über Refik Višća unter der Regie des bosnisch-herzegowinischen Journalisten Harun Bošnjak gedreht. Am 12. August dieses Jahres, dem 25. Todestag des Helden von Zavidovići soll dieser Premiere feiern.