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REPORTAGE

Es gibt Hoffnung für Online-Spieler!

Dr. Kari Weber Rechtsanwalt (FOTO: KOSMO)

KOSMO: Welche Möglichkeit gibt es für Ihre Klienten, das, was sie bei Online-Spielen verloren haben, auf dem Gerichtswege zurückzubekommen?
Dr. Karim Weber: Das Glücksspielgesetz erfordert den Besitz einer vom Staat Österreich ausgestellten Lizenz, damit ein Unternehmen legal und damit in diesem Land zugelassen ist. In Österreich besitzt nur der Inhaber von www.win2day.at eine Lizenz für das Online-Glücksspiel. Alle anderen Glücksspielangebote sind auf dem österreichischen Markt illegal, unabhängig davon, wie erfolgreich sie im Fernsehen oder im Internet beworben werden.

Was versteht man genau unter Online-Glücksspielen?
Das sind Roulette, Black Jack, Slot-Automaten und Poker. Beträge, die man bei Sportwetten verloren hat, kann man nicht einklagen.

In Österreich besitzt nur der Inhaber von www.win2day.at eine Lizenz für das Online-Glücksspiel. Alle anderen Glücksspielangebote sind auf dem österreichischen Markt illegal.

Dr. Karim Weber

Müssen die Klienten vor der Einleitung eines Verfahrens einen Arzt aufsuchen oder erklären, dass sie von den Glücksspielen süchtig geworden sind?
Nein, wir halten uns ausschließlich an das Argument, dass ein Online-Casino keine Betriebserlaubnis besitzt. Daher müssen unsere Klienten keinen Arzt besuchen oder sich irgendeiner psychologischen Begutachtung unterziehen.

Welche Argumente bringen die illegalen Online-Casinos vor Gericht zu ihrer Verteidigung vor?
Das häufigste Argument ist, dass sie eine Glücksspiellizenz auf Malta besitzen oder auch in anderen Staaten der Europäischen Union und dass ihnen diese Lizenz das Recht gibt, auch in Österreich aktiv zu sein. Sie behaupten, dass das österreichische Glücksspielgesetz im Widerspruch zum Recht der Europäischen Union steht und damit ungültig ist. Diese Frage konnten wir jedoch vor dem Obersten Gerichtshof Österreichs klären, wo rechtskräftig entschieden wurde, dass das österreichische Glücksspielgesetz dem Recht der Europäischen Union nicht widerspricht. Daraus folgt, dass jemand, der auf diesem Wege Verluste erlitten hat, das verlorene Geld auf dem Gerichtswege zurückverlangen kann, denn der Vertrag, den das Online-Casino mit dem Klienten abgeschlossen hat, ist ungültig. Wir haben über 2.000 Klagen eingereicht und bisher haben unsere Klienten in über 500 Fällen ihr Geld zurückerhalten. Wir haben noch keinen einzigen Fall verloren.

Wie wird das Verfahren finanziert?
Wichtig ist, dass jedes Erstgespräch mit einem Klienten zum Thema der Online-Glücksspiele kostenlos ist. Was die Finanzierung des Verfahrens betrifft, besteht die Möglichkeit, dass der Klient es direkt selber bezahlt, und wenn das Verfahren zugunsten des Klienten erfolgreich abgeschlossen wird, ist das Online-Casino verpflichtet, die gesamten Anwaltskosten zurückzuerstatten. Die zweite Möglichkeit ist, dass wir einen der zahlreichen Prozessfinanzierer fragen, ob er ein Interesse daran hat, die Kosten des konkreten Falles zu übernehmen. Im Falle einer positiven Antwort, übernimmt die Finanzierungsgesellschaft die kompletten Anwaltskosten und auch das Prozessrisiko, sodass unseren Klienten keinerlei Kosten entstehen. Nach dem Abschluss des Gerichtsverfahrens, wenn das Geld ausgezahlt ist, ist der Klient verpflichtet, dem Prozessfinanzierer ein Drittel des erlangten Geldes zu überweisen. Auf diese Weise haben auch Klienten in einer schwierigen finanziellen Situation die Chance, die größten Glücksspielunternehmen ohne jedes persönliche Risiko zu verklagen. Und genau das gibt mir täglich neue Motivation.

Was war der größte Betrag, den einer Ihrer Klienten bei Gericht einklagen konnte?
Das war eine große Summe – über eine Million Euro.