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SCHLECHTE AUSNAHMEN

Impfpflicht: Ärzte kritisieren Mückstein

(FOTO: BKA/Dragan Tatic)

Obwohl die Impfpflicht bereits gültig ist, sorgt sie nach wie vor für Diskussionen. Massiver Protest kommt nun auch von Medizinern wegen der Impfpflicht-Ausnahmen.

Von der Impfpflicht ausgenommen sind neben Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren, auch Schwangeren und Genesenen (für 180 Tage) sowie Personen, die nicht ohne Gefahr für Leben oder Gesundheit geimpft werden können. Darüber hinaus zählen aber auch Menschen, „bei denen aus medizinischen Gründen keine erfolgreiche Immunisierung erfolgen kann“ zu den Ausnahmen. Dies sorgt bei mehreren Fachärzte-Gesellschaften für massives Kopfschütteln und einen Aufstand gegen Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne).

„Impfpflicht-Ausnahmen widersprechen Empfehlung“
In einem offenen Brief an Gesundheitsminister Mückstein kritisieren Experten der Nephrologie, Rheumatologie, Gastroenterologie und Transplantationsmedizin bestimmten Ausnahmegründen von der Impfpflicht: Diese würden „gängigen Empfehlungen für unsere Patientinnen und Patienten“ widersprechen. Daher seien sie „aus ärztlicher und wissenschaftlicher Sicht in keinster Weise nachvollziehbar“, heißt es in dem Brief weiter.

Konkret sind etwa Menschen vor und nach Transplantationen oder mit dauerhafter Cortisontherapie gemeint. Diese seien jedoch besonders gefährdet durch das Coronavirus und hätten daher letztes Jahr auch noch zur „höchsten Prioritätsstufe“ gehört, wie auch Judith Sautner, Primaria am Landesklinikum Korneuburg-Stockerau, am Dienstag im Ö1-„Morgenjournal“ betonte:

„Unsere Patienten stehen häufig unter einer immunsupprimierten Therapie. Das war auch genau der Grund, warum diese Patienten, um sie vor einer Infektion zu schützen, letztes Jahr vom Nationalen Impfgremium in die höchste Prioritätsstufe für die Impfung gelistet worden sind. Genau diese Patienten stehen jetzt aber in dieser Verordnung als von der Impfpflicht ausgenommen.“

Experten fordern: „Patienten sollten sich impfen und boostern lassen“
Im Gegensatz zu den aktuellen Impfpflicht-Ausnahmen, sind die Experten „absolut davon überzeugt“, dass auch für die betroffenen Patienten ein Immunschutz zu erzielen ist. Auch eine möglicherweise reduzierte Immunantwort sei besser, als komplett ungeimpft zu sein: Patienten mit einer entzündlich rheumatischen, gastrointestinalen oder nephrologischen Erkrankung bzw. vor oder nach einer Transplantation sollten sich „impfen und auch boostern lassen“, so die Empfehlung.

Die Fachärzte fordern nun, dass die Verordnung von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein geändert wird, denn sie verunsichere Patienten und entspreche nicht den wissenschaftlichen Überzeugungen, heißt es.