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Saxenda Spritze: Vom Pummelchen zum Soletti-Typ

(Foto: iStock/winterling)

Übergewicht führt bei immer mehr Menschen zum Problem. Panik ist aber nicht angebracht, denn leichte Rundungen führen nicht zu gesundheitlichen Problemen. Erst wenn die Fettleibigkeit ernsthafte Erkrankungen auslöst, sollte man seinen Lebensstil ändern und kompetente Hilfe suchen.

Das gesündeste Mittel, um das Körpergewicht zu normalisieren, sind auf jeden Fall Bewegung und körperliche Aktivität. Das ist nicht die einfachste Methode, denn viele Menschen haben keine Zeit für Sport und Fitness oder mögen diese Art der Freizeitgestaltung einfach nicht. Diäten sind meistens schwer einzuhalten und haben oft den sogenannten Jo-Jo-Effekt zur Folge, bei dem sich die Kilos nach Ende der Diät sofort wieder einstellen. Die Kombination von Sport und Diät führt zu dauerhaftem Erfolg, aber viele empfinden diese Routine langfristig als Belastung. Die Motivation nimmt schnell ab, denn das gewünschte Ziel wird nur langsam erreicht, und bei sehr übergewichtigen Menschen sind für lange Zeit gar keine Erfolge sichtbar.

Dr. Vesna Budić Spasić, ständige Beraterin des Magazins KOSMO, berichtet von Hilfsmitteln wie Tabletten, Tees und Tropfen zur Aufrechterhaltung der Motivation und Disziplin bei gleichzeitiger Reduktion der Nahrungsaufnahme und vermehrter Bewegung. Sie fügt hinzu, dass lange nach einer guten Lösung gesucht wurde, bis die Forschung schließlich auf „wunderwirkende” Injektionen stieß.


„Die Wissenschaft beschäftigte sich vor allem mit den Möglichkeiten einer Gewichtsreduktion bei Diabetikern, da sie hier ein Schlüsselfaktor zur Kontrolle des Krankheitsverlaufs ist. Die Untersuchungen bewegten sich hauptsächlich in die Richtung der Kontrolle von Insulin und Glukagon, den beiden wichtigsten Hormonen für Zuckerkranke. Mit der Zeit wurden Injektionslösungen entwickelt, die täglich oder wöchentlich verabreicht werden können und bei Diabetikern zu einer Verringerung des Körpergewichts und zur Regulierung des Zuckerüberschusses im Blut führen“, sagte Ärtztin.

Dieses Verfahren wurde dann auch bei anderen stark übergewichtigen Personen angewendet, die noch nicht an Diabetes litten, da ihre Wahrscheinlichkeit, nicht nur an der Zuckerkrankheit, sondern auch an vielen anderen Leiden zu erkranken, ausgesprochen hoch war. Man besann sich wieder auf das alte Motto ‘lieber vorbeugen als heilen’ und die Verabreichung von Anti-Übergewichtsspritzen schien sehr verlockend”, erklärt die Ärztin und fügt hinzu, dass auch die Unzufriedenheit mit dem eigenen körperlichen Erscheinungsbild nicht unterschätzt werden sollte.

Keine Hungeratken mehr


Um noch einen Schritt weiterzugehen, wurden zahlreiche Studien durchgeführt, die zeigten, dass diese Injektionen auch adipösen, aber nicht diabetischen Patienten erfolgreich verschrieben werden können.


„Bisher ist in Österreich nur ein Präparat namens Saxenda (Liraglutid) offiziell zugelassen, das der Gruppe der sogenannten ‘Inkretin-Mimetika’ angehört. Diese regulieren die Wirkung des Hormons Glukagon und verhindern die zusätzliche Zuckerbildung im Blut durch den Prozess der Gluconeogenese in der Leber. Saxenda wirkt auf mehrere Rezeptoren, die sich im Gehirn, der Bauchspeicheldrüse und dem Magen-Darm-Trakt befinden. Saxenda kämpft also an mehreren Fronten und führt zu verschiedenen Veränderungen im Organismus. Vor allem verlangsamt es den Weg der Nahrung durch den Magen, führt zu einem länger anhaltenden Sättigungsgefühl und dämpft den Hunger. Sogenannte Hungerattacken und unkontrollierter Appetit auf Kohlenhydrate, d.h. auf Süßigkeiten, bleiben aus. Mit seiner Wirkung auf die Hormonfunktion führt es darüber hinaus zu einer Freisetzung und Verbrennung des Viszeralfetts, das die inneren Organe umkleidet und in der Bauchwand gebunden ist“, betont die Ärtztin weiter.

,,Saxenda kann täglich gespritzt werden, wobei die Dosis wöchentlich erhöht wird. Man beginnt mit einer kleinen Menge, die bis zu fünfmal gesteigert werden kann, damit sich der Organismus an das Präparat gewöhnt”, sagt die Ärztin.

Sie weist darauf hin, dass der erwartete Gewichtsverlust zu Beginn, mit der kleinsten Dosis, ca. ein Kilo pro Woche beträgt, was unser Organismus gut verträgt, dass aber die Fettanlagerungen immer schneller verbrannt werden, wenn die Dosis allmählich unter ärztlicher Aufsicht erhöht wird.

Nur mit ärztlichem Rezept!


Unserer Beraterin zufolge heißt die klar definierte Indikation für Saxenda Adipositas. Es gibt auch andere Präparate, die sich noch in der Testphase oder im Genehmigungsverfahren befinden.


„Eines der interessanteren ist ein Präparat, das einmal wöchentlich verabreicht wird, wobei die Dosis auch hier alle vier Wochen gesteigert wird, und das bis zu dreimal. Bisher wird es nur bei Diabetikern eingesetzt, aber es ist auf einem guten Weg, auch für Übergewichtige zugelassen zu werden“, so die Ärtztin.

,,Saxenda kann offiziell vorerst nur per Privatrezept verschrieben werden, d.h. die allgemeine Krankenversicherung zahlt es nicht. Der Preis dieses Medikaments ist relativ hoch, aber die Kosten sind noch immer wesentlich niedriger als das, was man über die Jahre in die überhöhten Lebensmittelmengen investiert hat, die zu dem unerwünschten Gewicht geführt haben“, sagt sie.

,,Neben dem Preis ist zu beachten, dass auch Saxenda, ebenso wie jedes andere Arzneimittel, seine unerwünschten Wirkungen hat. Eine der unangenehmsten ist ein leichtes Gefühl der Übelkeit, das von der eingenommenen Dosis abhängig ist. Wenn der Gewöhnungsprozess des Organismus den Empfehlungen entsprechend durchlaufen wird, wird es in der Regel besser vertragen. Neben der Übelkeit kann auch ein verändertes Geschmacksempfinden auftreten und einige Patienten klagen über Müdigkeit, Verdauungsprobleme und Schlaflosigkeit. Selten kommt es zur Bildung von Gallensteinen und einem Ansteigen der Pankreasenzyme und manchmal zu Schmerzen an der Einstichstelle. Die Injektionen haben die Form eines Pens (Stifts) und werden im Magenbereich unter die Haut gespritzt. Zu Beginn der Therapie klärt der Arzt den Patienten darüber auf, wie er sich die Injektion selber richtig verabreicht”, unterstreicht Dr. Vesna.

Wichtige Info:

  • Empfohlen wird die Therapie bei einem Alter über 18 Jahren und einem BMI über 27.
  • Natürlich werden neben der Gabe von Saxenda auch Bewegung und eine Veränderung der Ernährungsgewohnheiten empfohlen.
  • Der gesamte Prozess wird unter strenger Kontrolle durch einen Arzt durchgeführt, der den Patienten untersucht und die nötigen Laborwerte ermitteln lässt.
  • Die Therapie ist normalerweise sehr erfolgreich, aber es gibt auch Fälle, die auf dieses Medikament nicht ansprechen. Und natürlich gibt es auch Patienten, die die Therapie aufgrund der Übelkeit und anderer Beschwerden abbrechen.
  • Ein Vorteil des Präparats ist, dass man es nur schwer auf eigene Faust anwenden kann, denn es ist ohne Rezept nicht erhältlich und unterliegt einer strengen medizinischen, d.h. ärztlichen, Kontrolle.