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WELT-ANTI-KORRUPTIONS-TAG

Urlaub am Balkan: Wenn die Diaspora kommt, freuen sich die korrupten Bullen!

„In Österreich sind eure Gehälter deutlich höher!“

Einsichtig waren wir dennoch dazu bereit, die total überzogene Strafe zu bezahlen. Schließlich handelte es sich um ein Vergehen meinerseits. Der Beamte verlangte einen Personalausweis von Daniel. Als dieser ihm sagte, dass er nur seinen Führerschein bei sich hatte (wer nimmt auch schon seinen Pass mit in einen Club), begab sich der Polizist zu seinem Kollegen, der auf der anderen Straßenseite ebenfalls ein Auto mit Wiener Kennzeichen aufgehalten hatte.

Als er wiederkehrte, legte er die Karten auf den Tisch. „Daniel, ich müsste dich jetzt in unsere Polizeistation schicken, die einige Kilometer von hier entfernt ist, da du aber keinen Personalausweis dabei hast, müsstest du erstmal nach Hause und diesen holen, wodurch dein ganzer Abend im Eimer wäre. Weißt du, in Bosnien arbeitet ein Polizist für 400 Euro im Monat und ich stehe hier im Regen. In Österreich sind eure Gehälter deutlich höher, das weiß ich. Was machen wir nun?“

Ganz offensichtlich wollte er darauf hinaus, dass sie sich auch außerbehördlich einigen könnten, weshalb Daniel konterte: „Ja, unsere Gehälter sind zwar höher, aber dafür stehe ich auch täglich um vier Uhr morgens auf. Das Geld wächst auch bei uns nicht auf den Bäumen. Also sagen Sie mir, was wir nun tun!“

Ungeduldig antwortete der Mann: „Willst du mich etwa bestechen?“ „Nein, nicht bestechen, ich will mich nur mit Ihnen einigen“, antwortete Daniel. „Gut, das klingt schon besser. Aber ich will nicht, dass es dann heißt, wir Polizisten hier in Bosnien seien korrupt“, sagte er absurderweise, während er Daniel zum Kofferraum bat. „Tu so, als würdest du mir irgendetwas im Kofferraum zeigen“, hörte ich den Polizisten flüstern. Nach wenigen Sekunden setzte sich mein Bruder wieder hinters Steuer.

Wütend sagte er: „Wir fahren jetzt nach Hause, ich hole meinen Pass und wir gehen zur Polizeistation! Der sieht von mir keinen Cent“ Wir erfuhren später, dass sie an diesem Abend unzählige Autos mit ausländischen Kennzeichen aufgehalten hatten und sich so ihre Haushaltskasse aufbesserten.

Das Problem an dieser ganzen Geschichte ist nicht, die Strafe, die mir blühte, sondern die Tatsache, dass wir vermutlich nie angehalten worden wären, wenn wir mit einem Auto unterwegs gewesen wären, das über bosnische Kennzeichen verfügt. Denn bei den Einheimischen gibt es ja nichts zu holen….