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„Digitale Grundbildung ist essenziell“ – Claudia Beganovic im Gespräch über moderne Bildungspolitik

FOTO: SPÖ
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Claudia Beganovic spricht sich im Interview für kostenlose Ganztagsschulen, digitale Grundbildung ab der Volksschule und politische Bildung ab der Oberstufe aus. Sie betont die Bedeutung konkreter Maßnahmen im Bezirk, um Chancengleichheit für Kinder und Jugendliche zu fördern – trotz begrenzter Zuständigkeiten.

KOSMO: Sie setzen sich für kostenlose Ganztagsschulen ein – wie könnte die Finanzierung konkret aussehen, und wo sehen Sie derzeit die größten Hürden?

Finanzierung könnte konkret durch Umverteilung von Ressourcen erfolgen. Zudem könnte man bestehende Förderungen und Subventionen, die nicht direkt der Bildung zugutekommen, umschichten und gezielt in die Ganztagsschulen investieren.

Die größten Hürden sehe ich derzeit in der politischen Umsetzung und dem Widerstand gegen eine gerechte Finanzierung. Oftmals gibt es Bedenken hinsichtlich der Kosten und der Ressourcenverteilung, sowie eine unzureichende Unterstützung von Seiten der Regierung. Auch die Notwendigkeit, bestehende Strukturen zu reformieren und zu überdenken.

Ich bin jedoch überzeugt, dass mit einem klaren politischen Willen die Einführung kostenloser Ganztagsschulen möglich ist und einen großen Schritt in Richtung Chancengleichheit darstellt.

KOSMO: Digitale Grundbildung ab der Volksschule ist ein zentrales Anliegen von Ihnen – was braucht es Ihrer Meinung nach, damit dieses Ziel nicht nur auf dem Papier existiert?

Digitale Grundbildung ab der Volksschule sehe ich als essenziellen Bestandteil einer modernen und zukunftsorientierten Bildungspolitik. Damit dieses Ziel nicht nur auf dem Papier existiert, sind mehrere Maßnahmen notwendig. Die folgenden drei Schritte könnten dabei als erste Maßnahmen dienen:

  1. Ausbildung der Lehrkräfte: Es ist entscheidend, dass Lehrerinnen und Lehrer umfassend in digitalen Kompetenzen geschult werden. Nur so können sie die Schüler effektiv anleiten und unterstützen.
  2. Technische Ausstattung: Schulen müssen mit der notwendigen technischen Infrastruktur ausgestattet werden, einschließlich moderner Computer, Tablets und einer stabilen Internetverbindung. Dies stellt sicher, dass alle Schülerinnen und Schüler Zugang zu digitalen Lernressourcen haben.
  3. Lehrpläne und Materialien: Die Lehrpläne müssen aktualisiert werden, um digitale Kompetenzen systematisch zu integrieren. Es sollten auch geeignete Lehrmaterialien entwickelt werden, die den Schülerinnen und Schülern helfen, digitale Fähigkeiten praxisnah zu erlernen.

Durch diese Maßnahmen kann sichergestellt werden, dass digitale Grundbildung nicht nur ein theoretisches Konzept bleibt, sondern aktiv in den Schulalltag integriert wird und alle Kinder die notwendigen Fähigkeiten für die Zukunft erwerben.

KOSMO: Politische Bildung und Recht ab der Oberstufe: Was genau soll Ihrer Ansicht nach vermittelt werden – und wer soll unterrichten?

Ich bin überzeugt, dass politische Bildung und Recht ab der Oberstufe von zentraler Bedeutung sind, um junge Menschen zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern zu machen. In diesem Fach sollten die Grundlagen der Demokratie, die Rechtsstaatlichkeit, die Menschenrechte, verschiedene politische Systeme und Ideologien sowie aktuelle politische Themen und die Bedeutung von Partizipation und Engagement vermittelt werden.

Was die Lehrkräfte betrifft, sollten diese ausgebildete Fachkräfte sein, die sowohl über fundiertes Wissen in den Bereichen Politik und Recht verfügen als auch didaktische Fähigkeiten besitzen, um die Themen ansprechend und verständlich zu vermitteln. Idealerweise sollten die Lehrenden eine Kombination aus Lehrern mit politikwissenschaftlichen Hintergrund und Praktikern aus dem politischen oder juristischen Bereich sein, um den Schülerinnen und Schülern praxisnahe Einblicke zu gewähren. Durch diese Ansätze kann sichergestellt werden, dass politische Bildung und Recht nicht nur theoretisch, sondern auch praxisnah und relevant vermittelt werden.

KOSMO: Welche konkreten Maßnahmen setzen Sie um, um Kindern und Jugendlichen bessere Chancen zu ermöglichen – etwa bei Freizeitangeboten, Lernräumen oder der Unterstützung von Familien?

Um Kindern und Jugendlichen bessere Chancen zu ermöglichen, setzen wir auf eine Vielzahl von konkreten Maßnahmen, die auf unterschiedlichen Ebenen wirken. Dabei ist uns bewusst, dass wir als Bezirksvertretung keine gesetzgebende Körperschaft sind, sondern vielmehr als Vermittler und Unterstützer agieren.

Wir kooperieren eng mit lokalen Vereinen und Organisationen, um ein abwechslungsreiches und zugängliches Freizeitprogramm für Kinder und Jugendliche zu entwickeln. Diese Angebote sollen nicht nur Freude bereiten, sondern auch die sozialen Kompetenzen der jungen Menschen stärken. Im Rahmen regelmäßiger Sitzungen stehen wir zudem im Austausch mit dem Kinder- und Jugendparlament, um deren Perspektiven und Ideen aktiv einzubeziehen

KOSMO: Wie erleben Sie in Ihrer Arbeit als Bezirksrätin die Schnittstelle zwischen Bildungs-,Familien- und Sozialpolitik – braucht es hier mehr Zusammenarbeit oder mehr Zuständigkeit im Bezirk?

In meiner Arbeit als Bezirksrätin in der Inneren Stadt erlebe ich die Schnittstelle zwischen Bildungs-, Familien- und Sozialpolitik als äußerst lebendig und bereichernd. Diese Bereiche sind eng miteinander verknüpft und beeinflussen sich gegenseitig. Um den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger gerecht zu berücksichtigen, ist es entscheidend, dass wir hier eine enge Zusammenarbeit unterstützen.

Ich bin überzeugt, dass es in vielen Fällen nicht nur um mehr Zuständigkeiten im Bezirk geht, sondern vor allem um eine bessere Kooperation zwischen den unterschiedlichen Beteiligten. Bildungseinrichtungen, soziale Dienste und Familienangebote müssen Hand in Hand arbeiten, um ein umfassendes Unterstützungsnetzwerk zu schaffen. Nur durch einen regelmäßigen Austausch und die gemeinsame Entwicklung von Lösungen können wir sicherstellen, dass die Angebote tatsächlich den Bedürfnissen der Menschen vor Ort entsprechen. Darüber hinaus ist es wichtig, dass wir die Perspektiven der Betroffenen – insbesondere der Familien und der Jugendlichen – in unsere Überlegungen einbeziehen. Ihre Erfahrungen und Anliegen sind entscheidend, um die Schnittstellen zwischen diesen Politikbereichen effektiv zu gestalten. Insgesamt sehe ich großes Potenzial in einer verstärkten Zusammenarbeit, um die Lebensqualität in unserer Inneren Stadt zu verbessern und allen Bürgerinnen und Bürgern die bestmöglichen Chancen zu bieten.