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TRADITIONELL

Sevdah als emotionale Identität

Damir Imamović ist einer der bekanntesten Vertreter der traditionellen Volksmusik aus Bosnien-Herzegowina. Mit Sevdah, der Musik über Liebe und Tod, hat es der Sänger weit außerhalb der Landesgrenzen geschafft. (Foto: zVg.)

Er trägt einen berühmten Nachnamen und gilt als der bosnische Erhalter einer langen musikalischen Tradition. Den Ansprüchen eines Svedah-Königs wird Damir Imamović durchaus gerecht, den Titel strebt er jedoch nicht an. Was Sevdah tatsächlich ist, hat KOSMO beim Musiker erfragt.

Mit Bosnien-Herzegowina verbindet man viele Dinge. Das erste, dass einem in den Sinn kommt ist die dunkle Geschichte des Landes. Ein Krieg der das gesamte Land zerrüttete und tiefe Spuren hinterließ. Ein Weg mit diesem Kapitel umzugehen ist die Musik, die die Menschen eint. Ein gefeierter Musiker ist auf dem besten Wege Brücken mit dem traditionellen Sevdah zu schlagen.

Kosmo: Was steckt hinter dem Wort „Sevdah“ und wie würden Sie diese Musikrichtung beschreiben?

Damir Imamović: Historisch betrachtet steht Sevdah in enger Verbindung mit dem Gefühl der Melancholie und hat sich zu  einem Musikgenre der Poesie herauskristallisiert, besser bekannt als Sevdalinka. Daraus ist eine produktive Mischung aus westlichen und östlichen Klängen geworden. Trotz des starken Einflusses des Ostens, im poetischen Sinn, hängt Sevdah stark an der südslawischen mündlichen Dichtung. Diese Verbindung erzeugt ein einzelnes „leeres Wort“, in dem man Emotionen und Identitäten hineinfließen. Eine Sevdalinka kann für jemanden ein Heimatlied bedeuten, für andere wiederum ist es eine intime Erinnerung.

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In Wien ist eine neue Kulturplattform ins Leben gerufen worden mit dem Ziel die kulturelle Zusammenarbeit zwischen Österreich und Bosnien-Herzegowina zu fördern. KOSMO hat die Gründer der Plattform getroffen, um herauszufinden was sie vorhaben.

 

Seit wann machen Sie Musik? Warum haben Sie sich ausgerechnet für diese traditionelle Musikrichtung entschieden? Was verbindet Sie mit dieser?

Seit meiner Kindheit spiele ich Gitarre. Ich war ein Teenager als das ehemalige Jugoslawien zerfallen ist. Aufgewachsen bin ich im belagerten Sarajevo. Die meiste Zeit haben wir im Keller verbracht, wo es sehr langweilig war. Mein älterer Bruder hat mir dann die Akkorde beigebracht. Die Lieder der Sevdalinke habe ich spontan gelernt, wie auch das sonstige Repertoire. Ich stamme aus einer musikalischen Familie, vermutlich wurde dadurch mein Ohr für diese Musikrichtung sensibilisiert. Als es dann soweit war, dass ich mich auf einer professionellen Ebene mit Musik beschäftige, hatte ich genug von Sevdah. Ich wollte etwas Neues aus ihr kreieren.