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TRADITIONELL

Sevdah als emotionale Identität

Was möchten Sie mit ihrer Musik erreichen? Was sind ihre Ziele?

Ich glaube, dass der Wunsch jedes Musikers ist, die Menschen auf irgendeine Weise zu berühren. Es ist ein unglaubliches Gefühl, wenn man merkt, dass die eigenen Lieder beim Publikum ankommen und dass sie ihnen etwas bedeuten. Wenn man bestimmte Assoziationen mit seinen Songs schafft, ein Kennenlernen, Verliebtheit und Liebe im Allgemeinen, dann hat man es tatsächlich geschafft. Musik kann neue Ideen oder Gefühle hervorrufen. Wie in einem Laboratorium, in dem neue Bereiche unseres Herzens getestet werden. Leider stößt man auch auf jene, die sich gegen alles Neue und Innovative wehren. Das stellt eine Bedrohung der Freiheit dieser traditionellen Musikrichtung dar. Meine größte Angst ist, dass Sevdah in der Folklore erstickt wird.

„Eine Sevdalinka kann für jemanden ein Heimatlied bedeuten, für andere wiederum ist es eine intime Erinnerung“, Damir Imamović

Wie hat sich in den letzen Jahren Sevdah verändert?

Meiner Meinung nach hat sich Sevdah in der Ausführung nicht grundlegend verändert, nur ein wenig ausgewaschen. Manche polieren die Lieder auf und versuchen den Hauch der Volksmusik, der sich im Sevdah gestaut hat, auszulöschen. Dies geht relativ schleppend voran, da die Medien dagegen wirken. Dennoch freut es mich zu sehen, dass meine Arbeit, die ich über zehn Jahre betreibe, Früchte trägt. Viele junge Musiker wurden dadurch inspiriert. Mit der Zeit werden wir erst erkennen, welche Einflüsse der Gegenwart diese Musikrichtung geprägt hat.

Was sind die größten Erfolge Ihrer Karriere? Worauf sind Sie besonders stolz?

Ich versuche nicht zurück zu blicken. Die besten Dinge stehen mir noch bevor. Was ich aber gerne erwähne sind einige bedeutende Konzerthallen, die ich füllen konnte,  das Konzerthaus Concertgebouw in Amsterdam, das Kennedy Center in Washington, Cemal Resit Rey in Istanbul. Ich hatte auch großes Glück und konnte mit namhaften Musikern wie Derya Türkan, Bojan Z oder Jadranka Stojaković zusammenarbeiten. Mit Jadranka verbinde ich auch meinen ersten bedeutenden Auftritt auf der Baščaršija in Sarajevo.

Imamović mit seiner Band auf dem internationalen Musikfestival in Budapest. (Foto: zVg.)

„Das Interesse an meiner Musik ist in Wien auch relativ hoch, weshalb ich hier auch oft Konzerte abgehalten habe“, Damir Imamović

Wie ist die Idee zu ihrem Buch über Sevdah entstanden? 

Die Idee ist eigentlich aus einer Notwendigkeit entstanden. Auch wenn es zum Thema Sevdah genügend Literatur gibt, hat eine moderne Art über Sevdah zu erzählen, schlicht gefehlt. Was ich bemerkt habe, ist dass die Menschen Wert darauf legen, dass der Autor eines Buchs über Sevdah, auch selbst Sänger dieser Musikrichtung ist. Auch der Blick aus verschiedenen Perspektiven, sowohl aus akademischen als auch ideologischen, sind bedeutend, um die Bedeutung der traditionellen Musik zu verstehen. Ich habe mich damit leidenschaftlich auseinandergesetzt, bevor ich mit dem professionellen Gesang begonnen habe. Auf der Suche nach den Sevdah-Meistern habe ich viel gelernt auch bei persönlichen Gesprächen. Des Weiteren habe ich auch diverse Archive durchstöbert und mit vielen Menschen, die genauso am Sevdah interessiert sind, diskutiert. Letztlich war es nur ein logischer Schritt aus dem Material ein Buch zu verfassen.

Du bist oft in Wien, was gefällt dir am besten an der österreichischen Hauptstadt?

In Wien habe ich sehr viele Freunde. Das Interesse an meiner Musik ist in Wien auch relativ hoch, weshalb ich hier auch oft Konzerte abgehalten habe. Ich wurde auch als Vortragender an diversen musischen, politischen und kulturellen Institutionen eingeladen. Auch dieses Mal bin ich für einen besonderen Anlass in Wien, um mein Buch Sevdah vorzustellen. Ich freue mich, dass die Präsentation im Rahmen der bosnisch-herzegowinischen Kulturplattform ablaufen wird, gemeinsam mit meinen Freunden Kemal Smajić, Edin Islamović und Darko Marković.