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Terrornetzwerk

Todesstrafe für Swift-Komplizen: Niederösterreicher in Saudi-Arabien angeklagt!

Swift Attentat Konzert absage
FOTO: EPA-EFE/MATTEO BAZZI/zVg

Ein Niederösterreicher sitzt seit über einem Jahr in Saudi-Arabien in Haft. Nun wurde Anklage erhoben – mit möglicher Verbindung zum vereitelten Taylor-Swift-Anschlag in Wien.

Nach Informationen des „Kurier“ wurde gegen den seit über einem Jahr in Saudi-Arabien inhaftierten 20-jährigen Niederösterreicher Hasan E. Anklage in neun Punkten erhoben. Dem im niederösterreichischen Bezirk Bruck an der Leitha aufgewachsenen jungen Mann wird vorgeworfen, einen religiös-ideologisch motivierten Anschlag auf dem Gelände der Al-Haram-Moschee (wichtigstes Heiligtum des Islam in Mekka) verübt zu haben. Obwohl sich der Vorfall bereits am 11. März 2024 ereignete, erfolgte die Benachrichtigung der österreichischen Behörden erst mit erheblicher Verzögerung – elf Tage später informierten die saudischen Behörden zunächst einen deutschen Verbindungsmann, der die Information dann an österreichische Stellen weiterleitete. Die Hauptverhandlung gegen den Beschuldigten, der Anfang März vergangenen Jahres fünf Personen mit einem Messer attackiert haben soll, steht in wenigen Wochen bevor.

IS-Netzwerk Verbindungen

Ermittlungen deuten darauf hin, dass E. in ein IS-Netzwerk eingebunden war, das in Ostösterreich operierte und dem auch Beran A. angehörte – jener Mann, der Anfang August 2024 mutmaßlich einen Terroranschlag auf ein Taylor Swift-Konzert im Wiener Ernst-Happel-Stadion geplant hatte. Die Verbindung zwischen Hasan E. und Beran A. besteht offenbar mindestens seit Mai 2023, wobei beide in engem Kontakt gestanden haben sollen. Seit Februar 2024 sollen die beiden gemeinsam mit einem bislang nicht näher identifizierten dritten IS-Anhänger koordinierte Anschläge in Mekka, Dubai und Istanbul zum Beginn des Ramadan vorbereitet haben.

Während Hasan E. seinen Teil des Plans in Mekka umsetzte, kehrte Beran A., der sich Anfang März nach Dubai begeben hatte, unverrichteter Dinge zurück. Auch der für Istanbul vorgesehene Anschlag wurde nicht ausgeführt.

Der Fall steht beispielhaft für die zunehmend internationale Vernetzung des IS-Terrornetzwerks. Die vereitelten Anschläge in Wien waren nur dank enger Zusammenarbeit zwischen US-Geheimdiensten und österreichischen Behörden möglich, die durch rechtzeitige Hinweise mehrere Verdächtige festnehmen und die Großveranstaltung absagen konnten.

Konsularische Betreuung

Auf APA-Anfrage teilte das Wiener Außenministerium am Donnerstag mit, dass die österreichische Botschaft in Riad seit Bekanntwerden der Verhaftung konsularischen Beistand für Hasan E. leiste und Haftbesuche durchführe. Allerdings lägen zum weiteren Verlauf des Strafverfahrens und zum möglichen Strafausmaß „keine Informationen vor“, erklärte eine Sprecherin. Aus Datenschutzgründen könnten grundsätzlich keine Details kommuniziert werden.

Das Außenamt befinde sich jedoch „im laufenden Austausch mit der Familie sowie mit den saudischen Behörden“.

In Saudi-Arabien wird die Todesstrafe praktiziert, wobei die Zahl der Hinrichtungen laut Angaben von Menschenrechtsorganisationen im vergangenen Jahr drastisch angestiegen ist: Von 172 Exekutionen im Jahr 2023 erhöhte sich die Zahl auf 345 Hinrichtungen im Jahr 2024, was nahezu einer Verdoppelung entspricht. Die Staatsanwaltschaft Korneuburg hat nach Bekanntwerden des Anschlags – wie in solchen Fällen üblich – ein sogenanntes Inlandsverfahren gegen den 20-Jährigen eingeleitet, das die Tatbestände versuchter Mord, terroristische Vereinigung und kriminelle Organisation umfasst.

Nach österreichischem Strafrecht können im Ausland wegen Terrorismusverdachts inhaftierte Staatsbürger auch in Österreich strafrechtlich verfolgt werden. Die österreichischen Behörden haben daher ein paralleles Verfahren eingeleitet, das unabhängig vom saudischen Prozess geführt wird.