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AN DER SPITZE

Vom Kriegskind aus Bosnien-Herzegowina zum Jiu-Jitsu-Weltmeister

Almir Kapic ist Jiu-Jitsu Weltmeister. (Foto: zVg.)

Der Bosnier, Almir Kapic, ist zu einem nationalen Vorbild in seinem Land geworden. Denn trotz aller Hürden schaffte Kapic den Sprung an die Spitze des Jiu-Jitsu-Sports.

Der 38-Jährige Bosnier gewann den Titel als „Ultra Heavyweight Champion“ in der Brown Belt Division bei der World Professional Jiu-Jitsu Meisterschaft in Abu Dhabi, berichtet Al Jazeera. Kapic konnte seine Begeisterung bei der Siegerverleihung nicht zurückhalten.

„Ich konnte es nicht glauben … Ich fing vor Glück zu weinen an“, so Kapic über seinen Sieg gegenüber Al Jazeera. Das zermürbende Training und die jahrelange Ausdauer haben sich ausgezahlt.

„Ich habe erreicht, wovon ich in der Welt des Jiu-Jitsu geträumt habe – Meister zu werden und den Meistergürtel umzubinden“, erzählt Kapic. Für den Bosnier war es ein langer Weg bis zur Spitze der Weltmeisterschaft. Almir Kapic stammt aus der Kleinstadt Banovići. Seine Jugend war geprägt vom Krieg.

Mit 13 Jahren verlor der Sportler seinen Vater, der von einem serbischen Scharfschützen erschossen wurde. Das Leben gestaltete sich für Kapic sehr schwer, denn Essen gab es für die Familie kaum. „Wir haben um unser Überleben gekämpft“, sagte Kapic.

Der Geist des Trotzes blieb während seiner gesamten sportlichen Laufbahn und half ihm, viele Hürden zu überwinden. In seiner Heimat gibt es wenig staatliche Finanzierung und offizielle Unterstützung für Athleten wie Kapic. Um sein tägliches Training zu absolvieren mietet der Sportler, gemeinsam mit anderen Praktizierenden der Kampfkunst, private Räumlichkeiten in Sarajevo. Eine etwa 80 Quadratmeter große Anlage steht den Sportlern zur Verfügung. Der Boden des Raumes ist ungünstig für das Training, da sich die Athleten oft Verletzungen beim Stürzen holen.

„Es liegt an dir“

Um beim Wettbewerb in Abu Dhabi überhaupt teilnehmen zu können, wurde Almir Kapic von seinen Freunden finanziell unterstützt. „Bosnien und Herzegowina ist ein Land, in dem viele Dinge nicht in Ordnung sind – das gilt auch für den Sport“, sagte Kapic. Die Athleten müssen sich um die Bedingungen für das Training und die finanziellen Mitteln kümmern, wenn sie an Wettkämpfen teilnehmen wollen.

Wenn Almir Kapic nicht im Fitnessstudio trainiert, dann arbeitet er als Buchübersetzer. Vor zehn Jahren absolvierte Kapic in der ägyptischen Hauptstadt Kairo den Titel zum „Hafiz“. Dieser Titel wird verliehen, wenn jemand den gesamten Quran auswendig gelernt hat.  „Es liegt an dir selbst, zu arbeiten, positiv und progressiv zu sein“, richtet Kapic an die Jugend Bosnien-Herzegowinas aus.