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INTERVIEW

Anderl: „Kündigungen sind für Firmen teurer als das Kurzarbeitsmodell“

Die Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die Corona-Krise kann man auf der Webseite der Arbeiterkammer unter „Jobs und Corona finden. (FOTO: Sebastian Philipp)

Die Arbeitslosigkeit ist seit dem Beginn der Krise um 65,7% gestiegen und derzeit haben wir über 500.000 Arbeitslosen. Was erwartet uns, ihrer Einschätzung nach, in den nächsten Monaten und gibt es geplante Maßnahmen seitens der AK, die den Beschäftigungsgrad wieder steigern können?
Ich kann die Zukunft nicht vorhersagen, ExpertInnen rechnen damit, dass die Arbeitslosigkeit so hoch bleibt oder noch steigt. Wir werden dringend Beschäftigungspakete brauchen, vor allem für ältere Arbeitslose, aber auch Jugendliche, andere Gruppen. Wir können zum Beispiel mit Maßnahmen gegen die Klimakrise gezielt Arbeitsplätze schaffen – denn wir brauchen beides, Arbeit und Klimaschutz. Wir haben als AK auch die „Chance 45“ vorgeschlagen, eine Maßnahme wie die Aktion 20.000, mit der man ganz gezielt älteren Arbeitslose wieder Arbeit verschaffen kann.

„Wir werden dringend Beschäftigungspakete brauchen, vor allem für ältere Arbeitslose, aber auch Jugendliche.“

In einem Interview haben Sie gesagt, dass Sie Maßnahmen setzen wollen, um das Arbeitslosengeld zu erhöhen. Angesichts der größten Arbeitslosenzahl in der Zweiten Republik – wie soll das funktionieren und wäre unser Sozialsystem nicht gefährdet?
Das Arbeitslosengeld in Österreich ist europaweit eines der niedrigsten. Man fällt auf knapp über die Hälfte des vorherigen Einkommens zurück. Die Kosten – Miete, Strom, Auto etc. – bleiben aber auf 100 Prozent. Eine Erhöhung ist daher aus meiner Sicht ganz dringend nötig.
Zur Gefährdung des Sozialsystems kann ich nur sagen: Das sehe ich gar nicht so. Es sind jetzt alle heilfroh über unseren gut ausgebauten Sozialstaat, der in der Krise die Unternehmen und Beschäftigten mit Milliarden unterstützt, der die erkrankten Menschen in den Spitälern gut versorgt. Die Krise zeigt, dass wir diesen Sozialstaat sichern und ausbauen müssen – das wird ohne Steuern auf große Vermögen und große Erbschaften nicht gehen. Sie werden endlich auch Beiträge leisten müssen.

Auf der Internetseite der AK gibt es auch Informationen in mehreren Fremdsprachen. Bieten Sie auch telefonische Beratungen in Fremdsprachen und welche Sprachen sind vertreten?
Wir stellen die wichtigsten Antworten auf Fragen zu „Job und Corona“ derzeit in Englisch, Französisch, Polnisch, BKS, Türkisch, Arabisch, Rumänisch, Bulgarisch, Ungarisch, Tschechisch und Russisch auf der Website jobundcorona.at zur Verfügung. Bei persönlichen Beratungsgesprächen direkt in der AK setzen wir bei Bedarf Videodolmetsch ein – das geht jetzt leider nicht, weil es im Moment keine persönlichen Beratungen gibt.