Boško und Admira bekommen ein Denkmal in ihrer Heimatstadt. Ein serbischer Scharfschütze hatte das Paar 1993 erschossen, als die beiden versuchten, das belagerte Sarajevo zu verlassen. Nach ihrem Tod wurden sie als Sarajevos Romeo und Julia weltbekannt.
Ma kakva Julija, kakav Romeo, niko se nije tako volio
I niko nikad neće, sve dok Miljacka voda teče
I pitaj se kad će još jednom, na svijetu malom bijednom
Da se dotaknu srca dva i stave ljubav ispred zastava30 Jahre hat es gedauert, bis die Stadt Sarajevo dem tragischen Liebespaar ein Denkmal widmen wollte, das öffentlich wie kein anderes für diese Stadt steht und das, was ihr angetan wurde.
Aus: Boško i Admira von Zabranjeno pušenje
Vielleicht auch ein Zeichen, dass manche Wunden heilen – mögen die republikaserbischen Nationalisten in Istocno Sarajevo noch so versuchen, sie mit Geschichtsklitterung zum Eitern zu bringen.
Auch so manchem bosnjakischen Nationalisten von der SDA und ihren Splitterparteien war und ist die Erinnerung an Bosko und Admira etwas, das nicht ins Konzept passt.
Admira Ismic war Bosnjakin, Bosko Brkic Serbe.
Seitdem sie 16 waren, waren sie ein Paar.
Im Sarajevo der 1980-er waren „gemischte“ Paare die Norm.
Das Liebespaar sah in der belagerten Stadt keine Zukunft.
Im Mai 1993 versuchten sie, über die Vrbanja-Brücke über die Miljacka ins serbisch kontrollierte Territorium zu kommen – der einzige Weg hinaus aus der belagerten Stadt.
Von dort sollte es irgendwohin geben, in die Freiheit, weg von Tod und Krieg und Hass.
Die Posten auf bosnischer Seite ließen sie durch. Man hatte sich vorab abgesprochen.
Ein Scharfschütze der Armee der Republika Srpska erschoss sie auf der Brücke.
Bosko traf die erste Kugel. Er war sofort tot.
Admira wurde schwer verletzt.
Sie kroch in die Arme ihres toten Freundes und starb 15 Minuten später.
Boško und Admira wurden 23 Jahre alt.
Ihre Leichname lagen acht Tage lang auf der Brücke.
Wegen Scharfschützen auf der anderen Seite konnte sie niemand bergen.
Ein Foto des amerikanischen Fotografen Mark H. Milstein mit den beiden Toten ging damals um die Welt.
Es wurde, gemeinsam mit einem Artikel von Kurt Schork, ein Symbol, was Sarajevo sein konnte und nicht mehr war.
Seitdem sind Bosko und Admira als Sarajevos Romeo und Julia bekannt.
Wer sie erschossen hat, ist bis heute nicht bekannt.
Srdjan Mandic, Bezirksvorsteher von Sarajevo Centar, hat die Initiative für eine Gedenktafel für das tragische Liebenspaar gesetzt.
In Abstimmung mit den Familien der Getöteten wird es an dem Ort angebracht, wo sie starben – an der Vrbanja-Brücke, die auch als Suada- und Olga-Brücke bekannt ist – zwei Frauen, die bei der Flucht aus Sarajevo ebenfalls hier ums Leben kamen.
Der bekannte Bildhauer Adis Lukac wird die Gedenktafel gestalten.
Sie wird auch Bezug nehmen auf ein musikalisches Denkmal, das eine von Sarajevos bekanntesten Bands Bosko und Admira gesetzt hat – das gleichnamige Lied von Zabranjeno pusenje.
Gemeint ist das Original, nicht die Kopie.
Bandleader Davor Sucic/Sejon Sexon unterstützt das Denkmal ausdrücklich und hat die Genehmigung erteilt, dass die Tafel den Text des Liedes enthält.
Balkan Stories, Christoph Baumgarten

Christoph Baumgarten ist Journalist und Balkanreisender aus Leidenschaft. Seit 2015 verbindet er beide Leidenschaften auf seinem Blog Balkan Stories. Dort versucht er, Geschichten zu erzählen, für die es in größeren Medien meist keinen Platz gibt und stellt die Menschen in den Mittelpunkt.
Mehr von Christoph könnt ihr unter balkanstories.net nachlesen.
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