Start Aktuelle Ausgabe
REPORTAGE

Das Leben eines Detektivs: „Die Gefahr gehört zu meinem Beruf!“

FOTO: Radule Bozinovic

DETEKTIV. Das ist ein in vieler Hinsicht besonderer Beruf, der Präzision in der Planung und Umsetzung, Ruhe und besondere Menschenkenntnis erfordert. KOSMO hat einen Mann unserer Herkunft kennengelernt, der bereits volle drei Jahrzehnte in diesem Metier tätig ist.

Miomir Mike Bjelić (70), ein gebürtiger Belgrader, ist konzessionierter Detektiv. Mit seinem Psychologiediplom kam er vor 45 Jahren nach Wien, weil er hoffte, dass Österreich das Sprungbrett für seinen weiteren Weg durch die Welt werden sollte. Aber er ist geblieben.

Wie sind Ihre ersten Jahre in Wien verlaufen?
„Ich habe in einer Vertretung der Autofirma ’Lamborghini’ gearbeitet, und dann habe ich mich an der Akademie des berühmten Detektivbüros ’Penk Lipovsky’ eingeschrieben, wo ich die einjährige Ausbildung zum Detektiv abgeschlossen habe. Ich habe in meiner Karriere gewisse Stufen genommen. Einige Zeit habe ich bei ihnen gearbeitet, und dann die Konzession zur selbständigen Ausübung der Detektivtätigkeit erworben, die ich noch heute betreibe.“

LESEN SIE AUCH: Das Gefängnis als Arbeitsplatz

EXKLUSIV. Unsere Landsleute sind in allen Bereichen der österreichischen Gesellschaft vertreten. Wir treffen sie auf allen Arbeitsplätzen an, die Neugier und den Wunsch nach einem Blick hinter die Kulissen wecken. Ob Sie es glauben oder nicht: Das KOSMO-Team hat ein Wiener Gefängnis besucht.

 

Wie viel hat Ihnen Ihr Psychologiediplom bei der Arbeit geholfen?
„Die Hochschulausbildung im Bereich der Psychologie hat mir die Arbeit sehr erleichtert. Denn verschiedene Betrügereien und Verbrechen, mit denen ich konfrontiert bin, haben ihre Wurzeln in Wirtschaftsvergehen bzw. in der ungesetzlichen Aneignung materieller Güter. Die Kenntnis des menschlichen Charakters, aber auch der politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten auf globalem Niveau hilft mir, wenn ich einen neuen Fall übernehme, Arbeitsstrategien zu entwickeln. Ich gehe von der Voraussetzung aus, dass Menschen, die sich auf Abwege begeben, eine relativ hohe Intelligenz besitzen, darum darf man gegen sie keineswegs laienhaft vorgehen.“

Wer sind Ihre Auftraggeber?
„Mich engagieren Versicherungen, Banken, verschiedene Firmen und Einzelpersonen. Ehelicher Betrug und Liebesverwicklungen liegen nicht im Fokus meines beruflichen Interesses, aber mit den Jahren hat das Interesse der Menschen an dieser Arbeit der Detektivarbeit ohnehin abgenommen.“

FOTO: Radule Bozinovic

Welche Arten von Betrug begehen unsere Landsleute?
„Das sind meistens Kleinigkeiten. Zum Beispiel: Einer unserer Landsleute behauptete nach einem Arbeitsunfall gegenüber den Ärzten, es gehe ihm sehr schlecht, viel schlechter, als die medizinischen Untersuchungen ergeben hatten. Er klagte über stärke Schmerzen, er könne nicht gehen, ihm sei schwindelig, wenn er schlafe, er hätte psychische Probleme und bräuchte eine Arbeitsunfähigkeitspension. Und obwohl man seine Beschwerden mit diagnostischen Methoden nicht nachweisen konnte, erhielt er die Pension. Dann packte er zusammen und ging zurück in seine Heimatstadt. Kurz danach erhielt ich den Auftrag zu überprüfen, was er dort tat und ob sich seine Behinderung im Alltagsleben zeigte. Wie Sie sich denken können, war er in Serbien plötzlich geheilt und pflügte, grub, mistete und machte alles, was nur ein gesunder Mensch tun kann.“

Auf der nächsten Seite geht’s weiter…

Vera Marjnaovic
Meine Berufung zur Journalistin entdeckte ich bereits als Sechzehnjährige während meiner Gymnasialzeit in Montenegro. Diesem Berufszweig bin ich seither treu geblieben. Nach meiner Ankunft in Wien widmete ich mich der Arbeit mit Mitgliedern der BKS-Gemeinschaft, wodurch ich tiefgreifende Einblicke in die Lebensgeschichten und sowohl die Triumphe als auch die Herausforderungen verschiedener Generationen gewann. Diese vielfältige Palette an Persönlichkeiten prägte meinen journalistischen Weg und festigte mein Engagement für soziale Themen.