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OLOVO

Das unterirdisches Kriegsspital in Bosnien, das tausende Menschenleben rettete (FOTOS)

(FOTOS: zVg.)

Das Krankenhaus von Olovo war während des Jugoslawienkrieges ständig unter Artilleriebeschuss. Um trotzdem eine medizinische Versorgung zu gewährleisten, kamen die Bürger und Ärzte der Stadt auf eine geniale Idee, die schlussendlich tausende Menschenleben rettet.

Olovo ist die einzige Stadt in Bosnien-Herzegowina die mehr als 50 Tage lang ohne Pause mit schweren Geschützen beschossen wurde. Die gefährdetsten Objekte zu dieser Zeit waren unter anderem Krankenhäuser und Ambulanzen. Immer wieder versuchten Kriegsgegner diese wichtige Infrastruktur zu zerstören, um die Gegenseite so bestmöglich zu schwächen. Selbstredend waren genau diese medizinischen Einrichtungen zur Zeit des Jugoslawienkrieges restlos überfüllt.

„Es war Krieg, also mussten wir improvisieren“
„Panzer, die auf den umliegenden Hügeln standen, konnten direkt auf das Krankenhaus feuern. Und genau das haben sie auch gerne getan – Fenster für Fenster. Wir wurden uns bewusst, dass wir so nicht weitermachen können und dass wir eine neue Lösung brauchen“, erinnert sich Dr, Izudin Kućanović, der damals eine Sanitätsbrigade leitete. Schnell hat man sich dazu entschieden, ein Krankenhaus unter der Erde zu errichten, um den Patienten aber auch dem medizinischen Personal bestmöglichen Schutz zu bieten.

Mitte des Jahres 1993 wurde schlussendlich in Paska Luka das einzige unterirdische Krankenhaus in ganz Bosnien-Herzegowina eröffnet. Wie Dr. Kućanović gegenüber „Klix.ba“ erklärte, haben alle am Bau des Spitals mitgearbeitet – medizinisches Personal, das Militär und die Einwohner der Stadt: „Es war Krieg, also mussten wir improvisieren. Das Krankenhaus bestand zuerst aus zwei Barracken, die wir später mit einer eineinhalb Meter dicken Erdschicht und Holz bedeckten.“

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Geburtsort der Kinder von Olovo
Das unterirdische Krankenhaus stellte sich als geniale Idee heraus, weshalb kurze Zeit nach der Eröffnung auch Verletze aus anderen Gemeinden des Landes, wie zum Beispiel su Han-Pijesak, Sokolac, Ilijaš, Vareš und, Višegrad nach Olovo gebracht wurden. „Es kamen Ärzte und medizinische Personal aus vielen anderen Städten zu uns, um uns zu helfen. Ich kann heute gar nicht mehr sagen, wie viele Menschen im Spital gearbeitet haben bzw. dort behandelt wurden“, erklärte Senada Salibašić, die damals als Hebamme tätig war.

Über die Zeit hinweg wurde das Krankenhaus immer weiter ausgebaut und sogar eine Geburtenstation eingerichtet. Ein interessantes Detail ist die Tatsache, dass von 1993 bis 1996 fast alle Kinder aus der Stadt Olovo und ihrer Umgebung in diesem unterirdischen Krankenhaus zur Welt kamen.  

Heute nur noch Ruinen
Auch den Bürgern von Olovo das Krankenhaus bis heute sehr am Herzen liegt, so ist die Regierung nicht sehr darauf bedacht, das Gebäude vor dem Verfall zu schützen. Das „Symbol großer Heldentaten und Solidarität“, wie die Bewohner der Stadt das Spital gerne bezeichnen, ist heute eine Ruine.

Dennoch gibt es Hoffnung. Der Bürgermeister von Olovo, Džemal Memagić, erzählte kürzlich von Plänen, das Krankenhaus in den nächsten zwei bis drei Jahren zu renovieren. Er warnte jedoch davor, dass das Gebäude in einem sehr schlechten Zustand sei und deshalb „große finanzielle Ressourcen“ benötige.

Fotos vom unterirdischen Krankenhaus in Olovo findet ihr auf den nächsten Seiten!