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INTERVIEW

Volksverständigung, die durch den Magen geht

FOTO: zVg.

Elma Pandžić ist Foodbloggerin, aber keine gewöhnliche! Ihre Follower verzückt die gebürtige Bosnierin in ihrem zweisprachigen Blog „Hanuma kocht“ regelmäßig mit Rezepten aus ihren beiden Heimaten – Österreich und Bosnien-Herzegowina.

Mit uns sprach sie über ihre Anfänge mit „Hanuma kocht„, die Unterschiede zwischen der Balkanküche und der österreichischen, und worauf es im Leben wirklich ankommt…

KOSMO: Wie kam es dazu, dass du das Projekt „Hanuma kocht“ ins Leben gerufen hast?
Elma: Ich koche und backe seit meiner Kindheit sehr gerne und habe diese Leidenschaft von meiner Mutter in die Wiege gelegt bekommen. Sie ist, wie die meisten Frauen vom Balkan, eine talentierte Köchin und hat mich früh selbstständig für Gäste, Verwandte und Bekannte backen lassen. Ich habe immer nach einem Weg gesucht, diese Leidenschaft und meine Liebe zur Fotografie mit anderen zu teilen und mit Youtube und meinem Blog auch einen gefunden. Es war mein Wunsch, für Austausch zwischen der deutschsprachigen und der Balkanküche zu sorgen, quasi Volksverständigung, die durch den Magen geht.

Welche Zielgruppe möchtest du durch deinen Blog in erster Linie ansprechen?
Mir liegen vor allem junge Frauen am Herzen, die Kochen und Backen lernen wollen oder dabei noch unsicher sind. Ich möchte ihnen mit meinen Rezepten und Videos eine Hilfestellung geben und dafür sorgen, dass diese wunderbare Küche auch in den neuen Generationen weiterlebt.

Du führst deinen Blog zweisprachigen. Ist das nicht kompliziert?
Kompliziert nicht aber sehr zeitintensiv und definitiv eine Herausforderung, weil ich alles im Doppelpack mache. Egal ob Rezept, Video, Facebook-Post oder Instagram-Hashtags – alles wird gleich an mehrere Zielgruppen angepasst. Zudem muss ich länderspezifische und sprachliche Besonderheiten bedenken und die Tatsache, dass nicht alle Zutaten in allen Ländern im gleichen Maß vorhanden sind. Das bedeutet, dass ich immer bemüht bin, meinen ZuseherInnen Alternativen anzubieten.

LESEN SIE AUCH: Die beste Köchin der Welt kommt vom Balkan

  

Nur knapp eine Stunde Autofahrt von der österreichischen Grenze befindet sich das Restaurant Hiša Franko, in welchem die beste Köchin der Welt ihre sieggekrönten Speisen zubereitet.

 

 

Was bedeutet eigentlich „Hanuma“ und aus welchem Grund nennst du deinen Blog so?
Hanuma ist ein türkisches Wort für „Frau“, das in Bosnien seit der Zeit des Osmanischen Reichs verwendet wird, aus welcher die meisten Rezepte der bosnischen Küche stammen. Ich nenne meine Seite so, weil es mir wichtig war, die Zweisprachigkeit und meine Liebe zur bosnisch-orientalischen und österreichisch-westlichen Küche im Titel hervorzuheben.

Wann kommst du dazu, an deinen Videos zu arbeiten?
Ich sage nur „carpe noctem“ – nütze die Nacht. Als Mutter, Ehefrau und Berufsmensch bin ich tagsüber sehr eingespannt. Darum nehme ich die Videos meist am Wochenende auf und bearbeite sie im Laufe der Woche, nachdem ich meine Tochter zu Bett gebracht habe. Das Übersetzen der Rezepte, das Beantworten der Kommentare und Fragen die mich erreichen, erledige ich ebenfalls in dieser Zeit.

Was passiert mit den Speisen, die du kochst? Wer verspeist sie alle?
Weil ich berufstätig bin, koche ich häufig vor, damit wir ein bis zwei Tage lang etwas Hausgemachtes zu essen haben. Einen Teil der Gerichte, insbesondere die Süßspeisen, friere ich auch ein, um immer auf Besuch vorbereitet zu sein. Zudem teile ich mit Nachbarn und Freunden und spende gerne einen Teil an Flüchtlingsunterkünfte oder andere Orte, an denen gerade etwas Essbares benötigt wird.

„Es war mein Wunsch, für Austausch zwischen der deutschen und der Balkanküche zu sorgen – quasi Volksverständigung, die durch den Magen geht.“
– Elma

Wie unterscheidet sich die Balkanküche von der österreichischen?
Beide Küchen sind geprägt von Geschichte. In Bosnien-Herzegowina ist es vor allem der Einfluss der türkischen bzw. orientalischen Küche, der sich in den Gerichten niederschlägt. Menschen vom Balkan lieben Fleisch, kalorienreiche und sehr süße Gerichte. Burek, Ćevapi, Baklava und Co. sind Kalorienbomben, schmecken aber auch ziemlich lecker. Die österreichische Küche ist geprägt von der Kochtradition der k. u. k. Monarchie Österreich-Ungarn und besitzt neben Gulasch, Schnitzel und Tafelspitz auch eine Riesenauswahl an wunderbaren Mehlspeisen.

Was isst du am liebsten?
Die Frage sollte wohl eher lauten – was isst du nicht? (lacht) Ich bin ein Genussmensch und liebe so ziemlich alles, daher habe ich auch kein Lieblingsessen wie andere Menschen.

Womit verdienst du eigentlich deine Brötchen?
Ich habe Medienwissenschaften mit Schwerpunkt Pressearbeit studiert. Derzeit arbeite ich als Entwicklungspolitische Presse- und Bildungsreferentin in einer gemeinnützigen Organisation in Oberösterreich. In der Praxis bedeutet das, dass ich mit den lokalen Medien zusammenarbeite und dabei Pressetexte verfasse, Newsletter erstelle, Veranstaltungen plane, die Referenten/innen betreue und Workshops für Kinder und Jugendliche durchführe.

Wie sehen deine Zukunftspläne aus?
Gesund bleiben und dabei nicht zunehmen – wird schwierig bei diesem Hobby, ich weiß (lacht). Das Leben ist kurz und darum wünsche ich mir eines, das es mit Sinn und den richtigen Menschen erfüllt ist. Natürlich wünsche ich mir auch, dass mein Kanal wächst und meine Rezepte und Videos für viele Menschen von Nutzen sind und ich mich in all meinen Rollen und Aufgaben auch konstant weiterentwickeln kann.

https://www.youtube.com/watch?v=veyQPAZKe2M

Von nun an werden wir euch alle zwei Wochen mit tollen Video-Rezepten des sympathischen Multitalents versorgen.

Im Web:

FacebookHanuma Kocht

Instagramhanumakocht

YoutubeHanuma kocht!