Start Aktuelle Ausgabe
KOSMO CLASSICS

Jakov Ugljar: „Das Dayton hat es geschafft, alle zusammenzubringen”

„ich wollte auch nicht um jeden Preis Konzerte veranstalten. Geld ist einfach nicht alles.” (FOTO: KOSMO)

Nach dem „Dayton” hast du begonnen, in der Stadt Konzerte zu organisieren. Wie ist es dazu gekommen?
Als ich aus dem „Dayton” ausgestiegen bin, tat es mir leid, all die Kontakte zu verlieren, die ich im Laufe meiner Karriere aufgebaut hatte. Daher habe ich mich entschieden, als Konzertveranstalter neu anzufangen. Jedes Jahr habe ich drei bis fünf Konzerte organisiert. Die Räume habe ich entweder mit jemandem zusammen angemietet oder im Auftrag meiner Bekannten Sänger zu Auftritten in ihre Lokale gebracht.

Die Zeiten haben sich geändert, die Musik, das Publikum, die Ansprüche, die Konkurrenz – wie haben Sie sich in der Szene behauptet angesichts all dieser Herausforderungen?
Ich habe mich nie irgendwo hineingedrängt, wo kein Platz für mich war, und ich wollte auch nicht um jeden Preis Konzerte veranstalten. Mir war nicht an Publicity gelegen und es war mir nicht wichtig, dass die Leute wussten, dass ich hinter einem Konzert stehe. Das war mir schon mit 20 Jahren nicht wichtig, geschweige denn in meinem heutigen Alter. Man muss abwägen, was man gewinnt und was man verliert. Wenn ein Konzert stattfindet, muss die Logistik gut geplant sein und man muss einen Sponsor finden. Unabhängig davon, wie viel Geld man selber hat, sind Sponsoren wichtig. Man bekommt auch nicht einfach so einen Kredit und darf nicht denken, dass ein Konzert leicht zu organisieren ist, wenn man von dieser Branche keine Ahnung und keine Erfahrung hat. Oft habe ich von meinen Kollegen gehört, dass ich „nicht normal” bin, denn ich habe nicht immer jede Chance für eine Kooperation genutzt. Geld ist einfach nicht alles. Viele begreifen das leider nicht und enden dann unrühmlich. Ich habe mein Rückgrat und meine Prinzipien. Ich werde niemanden schädigen, und wenn ich jemandem helfen kann, tue ich das gerne. Ich habe die Latte für alle meine Konzerte niedrig gehängt. Und wenn die Latte niedrig hängt, ist es kein Problem, Erfolg zu haben und zufrieden zu sein. Eine Latte von 20 cm überspringt man leicht, aber bei 2 m ist das schwer und dann leidet man sein Leben lang. Mein Motto ist: „Mir gibt Gott immer mehr, als ihr von der Erde nehmt”. Von zehn Konzerten, gehen neun super und eines mittelmäßig. Und das ist schon seit 20 Jahren so, das bleibt mir. Ich habe die goldene Mitte gefunden, bin realistisch geblieben und nicht gierig geworden. Alles ist vergänglich und nichts von all dem werden wir ins Jenseits mitnehmen.

Welche Konzerte organisiersen Sie am liebsten? Haben Sie bei der Musik und unter den Interpreten Favoriten?
Es gibt kein besonderes Genre, aber am liebsten sind mir definitiv die Konzerte, bei denen das Publikum kultiviert ist wie bei den Konzerten von Parni Valjak. Bei solchen Konzerten ist die Atmosphäre immer entspannt und angenehm, es gibt keinen Stress um irgendwelche besonderen Sitzplätze wie bei VIPs und alles, was die Leute brauchen, um Spaß zu haben, ist gute Musik und ein Bier in der Hand.

Wie würden Sie die heutige Musikszene in Wien beschreiben, soweit sie unsere Gemeinschaft betrifft?
Wien ist eine Stadt, in der bei 90 Prozent der Konzerte Volksmusik gespielt wird. Vor 15 bis 20 Jahren waren es noch halb Volksmusik, halb Pop- oder Rockkonzerte. Heute sind neun von zehn Interpreten Volksmusiker. Früher war die Atmosphäre in jedem Sinne des Wortes gesünder. Dieses jüngere Publikum will unbedingt und über Nacht alles haben, sie leben ein künstliches Leben und sind nicht authentisch. Die Werte sind komplett verlorengegangen. Darum wundert es mich auch nicht, dass die MCs in letzter Zeit ein Hit sind. Das sind alles irgendwelche unbedeutenden Namen, die ihre Musik aus Amerika „gestohlen” haben.