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ÄHNLICH KAWASAKI-SYNDROM

Komplikation nach Covid-19-Erkrankung: Neues Syndrom für Kinder gefährlich?

Symbolbild (FOTO: iStockphoto)

Weltweit gesehen machen Kinder und Jugendliche nur einen geringen Prozentsatz der Corona-Infizierten aus. Allerdings wurden nun Fälle öffentlich, die zeigen, dass eine Covid-19-Erkrankung bei Kindern zu Komplikationen führen könnte.

Bisher gehen viele internationale Forscher davon aus, dass sich Kinder nicht so leicht anstecken und auch in den meisten Fällen einen milden Krankheitsverlauf aufzeigen dürften. Aus einigen Ländern war nun jedoch zu hören, dass Kinder an Fieber, Hautveränderungen und entzündeten Organen leiden. Mediziner vermuten dahinter eine Komplikation nach einer Infektion mit dem Coronavirus.

Zwei führende Kinderärzte aus Großbritannien, Russel M Viner und Elizabeth Whittaker verfassten dazu einen Bericht für die medizinische Fachzeitschrift „The Lancet“. Diese Entzündungskrankheit ähnle dem Kawasaki-Syndrom. Es führt zur einer Überreaktion des Immunsystems und wird auch als multientzündliches Syndrom (MIS-C) bezeichnet. Ausgelöst wird es vermutlich durch Bakterien oder Viren.

Mehrere hundert Kinder erkrankt
Nachdem im April britische Ärzte auf das MIS-C aufmerksam machten, meldete am Freitag ein Marseiller Krankenhaus den ersten Todesfall durch dieses Syndrom. Ein Neunjähriger starb infolge „neurologischer Schäden im Zusammenhang mit einem Herzstillstand“, so die französische Nachrichtenagentur AFP.

Alleine in Frankreich seien 135 Fälle dieses neuen Syndroms gemeldet worden. Das Alter der betroffenen Patienten beläuft sich zwischen einem und 14 Jahren. Mehr als hundert Kinder erkrankten auch in New York, wobei drei von ihnen an MIS-C verstarben.

Der Kinderarzt Sunil Sood an der Cohen-Kinderklinik in New York bestätigte, dass etwa die Hälfte der Patienten wegen Herzmuskelentzündungen auf die Intensivstation verlegt werden müssen. Bei den andren MIS-C-Patienten sei die Krankheit milde verlaufen.

WHO schaltet sich ein
Das Syndrom sei bei den Patienten in New York in den letzten vier bis sechs Wochen nach einer Infektion mit dem Coronavirus aufgetreten. Sood erklärte, dass die Kinder bereits Antikörper gegen Sars-CoV-2 entwickelten. Es handle sich um „verspäteten und übersteigerten Immunabwehrreaktion“.

Laut WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus sei es von höchster Wichtigkeit, das neuartige Syndrom genau zu beschreiben, die Auslöser der Krankheit zu erforschen und Behandlungsmöglichkeiten zu finden.

Drosten: „Gut behandelbar“
Vergleichsweise handelt es sich bei diesem neuen Syndrom immer noch um einen seltenen Fall. Ferner stammen alle Berichte aus Europa bzw. Nordamerika, während in Asien bis dato keinen MIS-C-Fall registriert wurde. Wie Kinderarzt Sood erklärte, vertreten einige seiner Kollegen die These, dass manche Bevölkerungsgruppen anfälliger für das Syndrom seien als andere.

Der deutsche Virologe Christian Drosten betonte in einem Podcast, dass kein Grund zu Alarmismus bestehe. Es handle sich um eine sehr seltene Krankheit, die gut behandelbar sei. Ebenso fehle bis jetzt ein eindeutiger wissenschaftlicher Nachweis über die Zusammenhänge zwischen der neuen Krankheit und einer Corona-Infektion. Bisher handle es sich um Beobachtungen und Einschätzungen, die aufgrund der niedrigen Fallzahl schwer wissenschaftlich zu verifizieren seien.

Quellen & Links: