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BLEIBURG

Umstrittenes Kroaten-Treffen heuer abgesagt

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(Foto: zVg.)

Die umstrittene Gedenkfeier am Loibacher Feld in Bleiburg wird heuer allem Anschein nach nicht stattfinden.

Wie Polizeisprecher Rainer Dionisio gegenüber der APA bestätigt, sei für das Wochenende keine Veranstaltung gemeldet worden sein – auch nicht vonseiten des „Bleiburger Ehrenzugs“, unter dessen Organisation das Treffen üblicherweise stattfindet. Eine Kranzniederlegung soll dennoch stattfinden und auch eine Gegendemonstration wurde für Samstag gemeldet.

Laut der kroatischen Nachrichtenagentur HINA soll das Treffen aufgrund der Corona-Pandemie ähnlich wie im vergangenen Jahr ablaufen. Im Beisein des kroatischen Botschafters in Österreich, Daniel Glunčić wird an der Gedenkstätte ein Kranz niedergelegt. Auch am zentralen Zagreber Friedhof den Bleiburger Opfern gedacht.

Landeshauptmann begrüßt Absage
„Ich habe den dortigen Aufmarsch von geschichtsrevisionistischen Rechtsradikalen, die das Treffen missbraucht haben, um ihre zurecht verbotene Ideologie mehr oder weniger offen zur Schau zu stellen, immer abgelehnt und verurteilt. Derartige Kundgebungen dürfen einfach nicht stattfinden, schon gar nicht auf österreichischem Grund und Boden“, so der Kärtner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ).

Treffpunkt für Anhänger faschistischer Ideologien
Der Begriff Massaker von Bleiburg bezeichnet eine Reihe von Kriegsverbrechen, welche 1945 von der jugoslawischen Volksbefreiungsarmee (JNA) an Angehörigen der Truppen des faschistischen Unabhängigen Staates Kroatien (NDH), serbisch-montenegrinischen Tschentiks und der slowenischen Heimwehr verübt wurden. Auch Zivilisten kamen bei diesen Kriegsgeschehnissen ums Leben. Grund für die Ereignisse war vor allem die Kollaboration der militärischen Truppen mit dem nationalsozialistischen Deutschen Reich und dem faschistischen Italien.

Laut dr.sc. Tvrtko Jakovina, Professor für Geschichte in Zagreb, könne ein Teil des heutigen Kroatiens den Kriegsverlust der Ustascha, sowie den Sieg von Titos Partisanen nicht verkraften, weshalb alles getan werden würde um seinen Sieg schlecht, bzw. zumindest problematisch dastehen zu lassen.

Gedenkmessen werden am Ort des Geschehens bereits seit 1945 begangen, zuerst nur von kroatischen Emigranten, seit der Unabhängigkeit jedoch auch offiziell seitens des Staates Kroatien. Nicht selten nahmen hochrangige Politiker an den Gedenkfeierlichkeiten teil.

Immer wieder rückt die Kommemoration in den Mittelpunkt sowohl österreichischer als auch Balkan-Berichterstattungen, da sich der Gedenkort, das Loibacher Feld, zu einer Pilgerstätte für Anhänger faschistischer bzw. nationalsozialistischer Ideologien entwickelt hat.

„Dieser Wandel ist nur vor dem Hintergrund des Rechtsruckes in der kroatischen Politik und Gesellschaft zu verstehen. Wie in vielen Ländern Europas wurden auch hier der Faschismus und die Nazi-Kollaboration normalisiert“, so Andreas Peham vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW).