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BANJA LUKA

„Gerechtigkeit für David“: Vater und Demonstranten brutal verhaftet (FOTOS & VIDEOS)

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(FOTOS: Goran Šurlan / RAS Srbija, Twitter-Screenshots)

Bereits seit Monaten fordert die Gruppe „Gerechtigkeit für David“ in Banja Luka von den zuständigen Behörden, dass der mysteriöse Tod des 21-jährigen David Dragičević (KOSMO berichtete) aufgeklärt wird. Die Verhaftung seines Vaters und weiterer Demonstranten löste weitere Proteste aus.

„Ich, Davor Dragičević, werde diesen Platz nicht verlassen, bis wir Gerechtigkeit erhalten“, forderte der Vater des ermordeten 21-Jährigen aus Banja Luka bei einer Kundgebung. Seit mehreren Monaten Tagen protestiert die Familie des getöteten Studenten. Ihnen schlossen sich in der Zwischenzeit immer mehr Demonstranten an. Die Proteste weiteten sich auch auf die Nachbarländern Bosnien-Herzegowinas aus. Auch in Wien kam es im Mai dieses Jahres zu einer Kundgebung. (KOSMO berichtete)

Vater verhaftet, Situation kippte
In der serbischen Teilrepublik Bosnien-Herzegowinas wurden vor zwei Tagen die Anführer der Protestbewegungen festgenommen. Dies sorgte für extreme Spannungen zwischen den Demonstranten und der Polizei. Medienberichten zufolge gingen die Polizeibeamten bei besonders brutal gegen die Protestteilnehmer vor.

Vor allem die Verhaftung von Davids Vater, Davor Dragičević, löste Unverständnis und Wut unter den Mitgliedern von „Gerechtigkeit für David“ aus. Eine Polizeisprecherin erklärte, dass Davids Vater festgenommen worden sei, da er einer Vorladung zu einer Vernehmung nicht nachgekommen sei.

Ebenso soll, Medienberichten zufolge, auch der Oppositionspolitiker Draško Stanivuković und weitere Aktivisten festgenommen worden sein. Rund 20 der Teilnehmer, darunter Dragičević, wurden von der Staatsanwaltschaft anschließend der „Bedrohung der Sicherheit“ beschuldigt. Davids Vater und weitere Verhaftete wurden nach rund 24 Stunden wieder freigelassen.

Auch die EU-Delegation reagierte auf die Geschehnisse in Bosnien-Herzegowina. „Tief besorgt“ über die Ereignisse fordert sie eine sofortige Aufklärung von den Behörden: Die Ereignisse in Banja Luka senden ein alarmierendes Signal über den Zustand der Rechtsstaatlichkeit in Bosnien-Herzegowina aus.“

Kritik gegen das Regime
Schon längt ist der Fall rund um David Dragičević ist nicht nur ein trauriges Einzelschicksal, sondern ein Sinnbild für den Kampf gegen Korruption, Freunderlwirtschaft und andere Missstände innerhalb Bosnien-Herzegowinas. Vor allem das serbische Mitglied des bosnischen Staatspräsidiums Milorad Dodik steht im Kreuzfeuer der Kritik. Täglich gehen zahlreiche Demonstranten auf die Straßen Banja Lukas und anderer Städte der Region, um gegen die Ungerechtigkeiten zu kämpfen.

„Ich habe mich gestern nicht zu den Vorfällen geäußert, da ich sofort nach der Verhaftung von Davor Dragičević erfahren habe, dass alles rechtens abgelaufen ist. Ebenso wurde ich darüber informiert, dass die darauffolgenden Geschehnisse Teil einer Polizeiaktion sind, die ich als Politiker nicht kommentieren kann, bzw. möchte“, erklärte Dodik. Er betonte zudem sein Beileid für die Familie Dragičević und äußerte seine Enttäuschung darüber, wie lange die zuständigen Behörden für die Klärung des Falles benötigen.

Fotos und Videos von den Protesten und Verhaftungen findet ihr auf der zweiten Seite!