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GERECHTIGKEIT

Kundgebung in Wien: Zwei tote Söhne rütteln Bosnien-Herzegowina und Diaspora auf

Die beiden Väter von David Dragicevic und Dzenan Memic fordert Gerechtigkeit für ihre Söhne. (Foto: zVg.)

Zwei trauernde Väter einen ein ethnisch getrenntes Land. Davor Dragicevic und Muriz Memic haben ihre Söhne auf kontroverse Weisen verloren. Das Misstrauen in die Institutionen Bosnien-Herzegowina wächst. Auch die Welle der Empörung schlägt weit über die Grenzen des Landes aus. In Wien findet am Samstag eine Kundgebung statt.

Es ist eine Geschichte die sich so in Österreich womöglich nicht abgespielt hätte. Ein tragischer Todesfall, ein trauender Vater und ein Land das für seine Bürger nicht einsteht. In Bosnien-Herzegowina keine Einzelfall. Der aktuelle Fall David Dragicevic wirbelte auch den ungeklärten Tod von Dzenan Memic auf.

Seit zwei Jahren kämpft die Familie des in Sarajevo ermordeten Dzenan Memic für Gerechtigkeit. Sie fordern die Wahrheit über den Tod ihres Sohnes und Bruders. Der damals 21-jährige wurde am 8.2.2016 bei einem nächtlichen Spaziergang im Beisein seiner Freundin mit einem stumpfen Gegenstand am Kopf verletzt. Nach sieben Tagen im Koma, unterlag er den schweren Kopfverletzungen. Der Fall sorgte für Unruhen und Kontroversen in der bosnischen Hauptstadt. Familie und Freunde gingen bereits sieben Mal auf die Straßen, um Gerechtigkeit zu fordern.

Ungeklärte Umstände

Die Staatsanwaltschaft führt seit ein und halb Jahren einen Prozess gegen Ljubo Seferovic, dem zur Last gelegt wird, Dzenan Memic angefahren zu haben und somit die tödliche Verletzung verursacht zu haben. Doch die Beweise und Indizien sprechen klar für Mord. Unteranderem konnte keine Kontaktstelle des Fahrzeuges mit dem Körper des jungen Mannes ermittelt werden. Die Obduktion zeigte, dass die einzige Verletzung jene an Dzenan Memics Kopf war und keine weitere Verletzungen bestehen, die in Folge eines Autounfalles zustande gekommen wären.

Schrei nach Gerechtigkeit

Zwei Jahre später, in der Nacht vom 17. auf den 18. März verschwand der ebenfalls 21-jährige David Dragicevic aus Banja Luka. Sechs Tage lang suchten Familie und Freunde den jungen Mann, der zufällig von Passanten im Kanal Crkvena entdeckt wurde. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf. Das Ergebnis: Keine Hinweise auf ein Fremdverschulden. David soll Drogen konsumiert haben, in ein Privathaus eingebrochen und dann im Fluss ertrunken sein. Freunde, Familie und allen voran sein Vater glauben nicht an diese Version. Erneut gehen die Menschen auf die Straßen in Bosnien-Herzegowina. Doch der Fall David Dragicevic weitet sich über die Grenzen des Landes aus. Die Facebook Gruppe „Gerechtigkeit für David“ (Pravda za Davida) zählt über 300.000 Mitglieder. Sie setzen sich für die Klärung der Umstände, unter denen David Dragicevic sein Leben verloren hat.

Seine Angehörigen sind überzeugt, dass Davida entführt, misshandelt, ermordet und anschließend in den knöcheltiefen Kanal geworfen wurde. Die zuständigen Behörden wissen wer dafür verantwortlich ist, würden dies jedoch vertuschen. Anzeichen dafür seien Bilder der Obdkution. Diese wurden von der Familie veröffentlicht und zeigen Verletzungen die noch zu Lebzeiten entstanden sein mussten. David Dragicevics Körper war mit Verletzungen übersät. Des Weiteren beschuldigte die Polizei David in jener Nacht in ein umliegendes Familienhaus eingeborchen zu sein. Es wurde sogar post mortem Anklage Seitens der Staatsanwaltschaft erhoben, mit der Begründung, dass es Videoaufnahmen gäbe, die zeigen wie David Dragicevic das Haus betritt und wieder verlässt.

Protestbewegung über Grenzen hinaus

Die Familie lehnte diese Behauptungen entschlossen ab und veröffentlichte Videoaufnahmen vom anderen Ende der Stadt, die zur gleichen Zeit aufgenommen wurden und auf denen David Dragicevic klar zu erkennen war. Dies belegt, dass David Dragicevic nicht in das Haus eingebrochen ist, unterstütz aber auch die Spekulationen über die versuchte Vertuschung seines Mordes. Diese und viele andere Ungereihmheiten bewegten die zwei Väter unterschiedlicher Ethnien sich gemeinsam im Kampf für Wahrheit und Gerechtigkeit für ihre ermordeten Söhne zu stellen. Mehrere hunderttausende Menschen in Bosnien-Herzegowina und der Region unterstützen sie dabei und organisieren mit ihnen gemeinsam Proteste.

Kundgebung in Wien

Die bosnisch-herzegowinische Diaspora in Wien-Umgebung organisiert unter dem Motto „Gerechtigkeit für David, Dzenan und all‘ unsere Kinder“ am Samstag den 19.05.2018 ab 18:00 Uhr eine friedliche Versammlung am Wiener Heldenplatz. Sie rufen über die Facebook Gruppe Pravda za Davida, die Facebook Seite Pravda za Dzenan Memica sowie eine eigenserstellte Veranstaltung („Pravda za Davida, Dzenana i svu nasu djecu“) alle Menschen auf am Samstag zum Heldenplatz zu kommen und somit ihre Unterstützung den zwei Familien zu zeigen. Anwesend werden auch Davids Mutter Suzana, Schwester Teodora und Dzenans Cousine Dzenita, sein.