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Böhmermann über Bosnien und Herzegowina: Recherchefehler

Jan Böhmermann moderiert seine Sendung
Jan Böhmermann moderiert seine Sendung "ZDF Magazin Royale". (FOTO: ZDF/Jens Koch)

Jan Böhmermann nahm in seiner Sendung „ZDF Magazin Royale“ Christian Schmidt aufs Korn. Er ist momentan der Hohe Repräsentant für Bosnien und Herzegowina in der EU.

Jan Böhmermann, der deutscher Entertainer und Satiriker, hat sich in seiner aktuellen Sendung mit Bosnien und Herzegowina auseinandergesetzt. Eigentlich mit Christian Schmidt, dem aktuellen Hohen Repräsentanten für Bosnien und Herzegowina. Er bekleidet das Amt seit 2021 und ist als CSU-Politiker auch in der deutschen Politik tätig. In Bosnien und hat Schmidt damit entscheidende exekutive Befugnisse. Er hat die Aufgabe, einen Staat mit einer komplexen Geschichte und einem komplizierten Demokratiesystem zu prägen, der ethnisch sehr vielfältig ist.

Böhmermann macht kein Geheimnis daraus, dass er Schmidt seine Sonderrechte für eine nationalistische Agenda instrumentalisiert.

Recherchefehler

Experten, wie der Balkan-Korrespondent Michael Mertens, sehen in der Sendung etliche Fehler. Mertens, der für die FAZ als Korrespondent für südosteuropäische Länder mit Sitz in Wien tätig ist, verfasste einen Text, in dem er die Ungereimtheiten in der Sendung aufdeckt. Diesen veröffentlichte er am vergangenen Sonntag: „Der Vorwurf der mangelnden Kompetenz, der gegen Schmidt in der Show unter anderem erhoben wird, fällt zum Teil auf die Macher der Sendung zurück. Viele der dort aufgestellten Behauptungen treffen so nämlich nicht zu. Auch wenn das gewiss nicht die Absicht von Böhmermanns Team gewesen sein wird, lässt sich die Sendung auch als Teil eines Machtkampfes verstehen, bei dem es einer kleinen, aber energischen Lobbygruppe in Deutschland darum geht, Schmidt abzulösen und durch einen anderen Kandidaten zu ersetzen.

Schmidt will Diskriminierung in Bosnien-Herzegowina ändern!

In Böhmermanns Sendung wird angedeutet, dass Christian Schmidt durch eine Wahlrechtsreform das Stimmengewicht der Serben in Bosnien um das Zehnfache erhöht haben soll. Mertens hält dies für bestenfalls irreführend. Auch die Nähe von Schmidt zum bosnisch-serbischen Separatistenführer Milorad Dodik, die von Böhmermann kritisiert wird, bewertet Mertens unter Berücksichtigung der Sendung als übertrieben. Darüber hinaus seien Angriffe auf die Pressefreiheit in der Sendung falsch dargestellt worden.

Wahlrechtsreform

Krsto Lazarevic, Balkan-Experte, der für die Grünen im Europaparlament tätig ist, wurde offenbar vor der Sendung von Böhmermanns Team kontaktiert. Er riet angeblich davon ab, die Wahlrechtsreform in der Sendung zu thematisieren. Trotzdem entschied sich Böhmermann dazu. Nun kritisiert Lazarevic öffentlich auf Twitter die Sendung. Er bemängelt, dass viele Ungenauigkeiten und Fehler in die Berichterstattung eingeflossen seien.

Nach dem Ende des Krieges in Bosnien im Jahr 1995 wurde der Posten des Hohen Repräsentanten geschaffen. Dieser sollte sicherstellen, dass der Westen bei der Neuordnung des Vielvölkerstaates auf einen Interessenausgleich achtet.