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ALARM IM AKH WIEN

Keine Intensivbetten mehr: Anschober warnt vor Triage-Gefahr

(FOTOS: BKA/Andy Wenzel, iStockphotos)

In Wien, Niederösterreich und dem Burgenland spitzt sich die Situation auf den Intensivstationen zu. Die Auslastungsgrenze ist fast erreicht, so Gesundheitsminister Rudolf Anschober am Freitag zur aktuellen Corona-Lage im Land.

„Die Situation in Wien allgemein und bei uns im AKH ist sehr angespannt“, erzählte Intensivmediziner Thomas Staudinger vom AKH Wien in einem Interview mit „Puls 24“ alarmiert. Bereits vor einigen Tagen habe er davor gewarnt, nun sei es eingetreten: „Eigentlich sind alle Kapazitäten voll und ausgelastet“, sagt er zur Situation in den Wiener Intensivstationen. Auch Gesundheitsminister Anschober warnte in einer Pressekonferenz am Freitagvormittag, dass sich ein ähnliches Bild wie im Herbst zeige – wo eine Triage gerade noch verhindert werden konnte.

Durch die Durchsetzung der britischen Mutation steigt auch die Zahl jener, die in Spitälern behandelt werden müssen, so Anschober. Die Variante des Coronavirus sei nicht nur ansteckender, sondern führe auch zu schwereren Verläufen. Patienten müssen früher – oft bereits in der ersten Woche – auf Intensivstationen verlegt werden. Auch dass immer jüngere Patienten intensivmedizinisch betreut werden müssen, sei „ein Faktum“. Besonders betroffen von der immer kritischeren Situation auf den Intensivstationen ist der Osten Österreichs.

Gesundheitsversorgungs-Reduktion droht
Sollten die Intensivpatienten nun noch weiter steigen, müssten die Normalbehandlungen der Patienten reduziert werden, zeigt sich Intensivmediziner Thomas Staudinger besorgt. Dass gleichzeitig aktuell über weitere Öffnungsschritte diskutiert werde, könne Staudinger ebenfalls nicht nachvollziehen: „Ich glaube nur, es ist fair, dass man auch ganz klar sagt, was das bedeutet“: Lockerungsschritte könnten laut dem Experten „die Reduktion der Qualität der Gesundheitsversorgung, vor allem im akutmedizinischen Bereich“ bedeuten. Patienten könne man „so gut versorgen, wie es die Kapazitäten zulassen“.

Rendi-Wagner: „Nicht zwei Zentimeter vor der Wand gegensteuern“
Auch Pamela Rendi-Wagner warnte am Freitag vor dem Intensiv-Kollaps: „In zwei, drei Wochen“ sei der kritische Punkt erreicht, sagte die SPÖ-Parteichefin im Ö1-„Morgenjournal“. Bereits jetzt zeige sich, dass die Patienten immer jünger seien und früher auf die Intensivstationen kommen.

„Gleichzeitig weiß man: Je länger mit Gegenmaßnahmen zugewartet wird, desto höher steigen die Zahlen, desto schwerer und langwieriger wird die Bremsung und umso härter sind die Maßnahmen, die man dafür benötigt.“ Und weiter: „Wir können nicht zuschauen, wie die österreichischen Intensivstationen kollabieren und die Gesundheitsversorgung an den Rand des Machbaren kommt.“ Man müsse rechtzeitig gegensteuern – „und nicht zwei Zentimeter vor der Wand“.

397 Corona-Patienten auf Intensivstation
Derzeit befinden sich 1.834 Personen aufgrund des Corona-Virus in krankenhäuslicher Behandlung. Davon werden 397 auf Intensivstationen betreut. Bisher gab es in Österreich 508.096 positive Testergebnisse. Mit heutigem Stand (19. März 2021, 9:30 Uhr) sind österreichweit 9.024 Personen an den Folgen des Corona-Virus verstorben und 468.275 wieder genesen, melden die Gesundheitsbehörden.

Wien verschiebt bereits nicht dringende Operationen
In Wien werden bereits nicht dringende und planbare Operationen an Ordens- oder Privatspitäler ausgelagert. Wo dies nicht möglich ist, werden Termine verschoben – „noch nicht in großem Stil, aber die stärkere Dynamik im Infektionsgeschehen zwingt uns jetzt dazu, Maßnahmen zu ergreifen“, so Markus Pederiva vom Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV).

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