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INTERVIEW

„Preiserhöhung in der Gastronomie ist längst überfällig“

Viele Betriebe mussten ihre ArbeitnehmerInnen am Anfang der Krise entlassen. Sind sie für die Wiedereröffnung überhaupt vorbereitet?
Nachdem die Arbeitslosenquote in der Gastronomie sehr gestiegen ist, stehen theoretisch auch genug MitarbeiterInnen zur Verfügung. Deswegen auch die Vorankündigung von 14 Tagen, um sich rechtzeitig vorzubereiten. Die, die in Kurzarbeit sind, haben es leichter, aber ich glaube nicht, dass es problematisch sein wird, genug Personal zu finden. Viele haben auch die Zeit genutzt, zu renovieren oder die Speisekarte zu ändern. Der Knackpunkt wird wirklich sein – wie viele Leute kommen werden.

Viele Lokale sind klein und haben nicht genug Platz, den Abstand von min. einem Meter zwischen den Tischen zu gewährleisten, weshalb sie die Zahl der Tische reduzieren und dadurch sehr wenige Gäste empfangen können. Ist ihre Existenz nicht gefährdet?
In der Anfangsphase, außer bei Veranstaltungen, werden die Vorgaben für den Platz nicht das Problem sein, weil die Lokale eigentlich nicht voll sein wird. In der ersten Woche werden die Gäste vielleicht in größeren Mengen in Lokale gehen, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Danach wird die Zahl der Gäste wieder abflachen. Ich erwarte, dass je mehr die Vorgaben gelockert werden, desto mehr wird es zu einem Anstieg der Gästezahl kommen und somit löst sich das Ganze von alleine.

Welche dieser Regel sorgen am häufigsten für die Verwirrungen bei Gastronomen bzw. was soll noch deutlicher definiert werden?
Die wesentlichen Fragen haben wir betreffend Mund-Nasen-Schutz bzw. ob die MitarbeiterInnen eine Maske brauchen oder ein Visier gestattet wäre. Ich bin froh, dass die Regierung unserer Anregung gefolgt ist, dass auch das Visier erlaubt ist. Das ist wesentlich angenehmer und es wäre für die MitarbeiterInnen nicht zumutbar, dass sie die ganze Zeit mit einer Maske arbeiten müssen. Die zweite häufigste Frage wäre: geht es um den Abstand vom Tisch zu Tisch oder von Sesselrücken bzw. von der Person zu Person? Der Abstand wird von Person zu Person gerechnet. In vielen Lokalen sind die Tische durch eine Wand getrennt. Dort kann man auch ein Plexiglas hochziehen, um den Abstand zu verringern.

Ist jeder Gastgeber für die Beschaffung von Schutzmasken und Aufsteller alleine zuständig?
Ja, aber wir, als WK verschicken an die Gastronomen ein sog. Starterpaket mit allen erforderlichen Aufstellern und Informationen für die Gäste. Auf der Webseite www.sichere-gastfreundschaft.at gibt es alle Informationen, die für Gäste und Lokale relevant sind.

Werden Lokale kontrolliert?
Ja – entweder von der Polizei oder vom Marktamt. Derzeit werden Lokale mit Abholservice stark kontrolliert. Das Marktamt überprüft, ob die Verpackungung richtig ist, ob die Regeln eingehalten werden und ob die Hygieneregelungen passen. Jede Verpackung hat eine eigene Bezeichnung und ist für bestimmte Speise zugelassen sind. Man sollte also darauf achten, dass das eingehalten wird.

Was passiert bei der Nichteihaltung der Regel – werden Strafen verhängt oder werden Gastronomen verwarnt?
Ich gehe davon aus, dass beim ersten Mal zuerst eine Verwarnung folgt. Wenn der Gastronom die vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen durchführt – keine Menage am Tisch, Desinfektionsmittel ist vorhanden, Abstände sind zumindest beim Eingang  mit Klebestreifen markiert und Schilder aufstellt – dann ist dem Gastronomen nichts vorzuwerfen. Wenn mitten im Lokal eine Gruppe steht und plaudert oder womöglich mit den Getränken in der Hand steht, was strengst verboten ist, dann wird er natürlich eine Strafe bekommen.

Was kann der Wirt/der Gastronom unternehmen, sollte sich ein Gast weigern, sich an die Regeln zu halten?
Erstens, ersuchen, daran zu halten. Zweitens des Lokals verweisen. Wenn der Gast zu randalieren beginnt oder diese Anweisungen nicht befolgt, dann sollte man auf jeden Fall die Polizei rufen.

Können sich die Gastronomen an ihre Fachgruppe im Falle der Missverständnisse wenden?
Ja, die Fachgruppe ist für sie zuständig. Außerdem gibt es auf der WKO-Webseite eine Corona-Hotline.

Wie sieht die Situation in der Nachtgastronomie aus?
Bars und Clubs sind besonders schwer belastet, weil sie noch nicht aufsperren dürfen und wir hoffen auf eine Regelung bis Ende Mai. Ich hoffe, dass sie auch bald klare Richtlinien bekommen, wann sie aufsperren dürfen, selbst, wenn es heißt – vor September nein! Aber da gibt es für die Nachtgastronomie eine zusätzliche Unterstützung vom Staat.

GÄSTEBEFRAGUNG:
Die Ergebnisse der Gästebefragung Wiener Gastronomiebetriebe und Kaffehäuser findet ihr HIER!