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INTERVIEW

Shisha-Bars: 10.000 Arbeitsplätze stehen auf der Kippe

Jakob Baran_Interview (FOTO: iStock, Screenshot_Video krone.tv)

Mit 1. November 2019 und dem allgemeinen Rauchverbot kamen auf österreichische Gastronomen einige Veränderungen zu, doch kein Betriebsfeld scheint davon derart betroffen zu sein wie die Shisha-Lokale. Sie haben dadurch nicht nur ihre Existenzgrundlage verloren, manche von ihnen stehen sogar vor dem kompletten Aus. Wir sprachen mit Jakob Baran, Obmann der Vereinigung der Shisha-Bar Betreiber Österreich, über die aktuelle Situation.

KOSMO: Seit dem Rauchverbot, das die Existenz von Shisha-Bars sehr stark bedroht, sind mehr als zwei Wochen vergangen. Wie sieht die Situation mit Shisha-Bars nach dieser Zeit aus?
Jakob Baran: Ein regelrechter Totalausfall in allen Shisha Bars Österreichs. Noch schlimmer als erwartet! Wir bekommen täglich Meldungen über Betriebsschließungen. Anhand unserer Informationen sind schon in den ersten zwei Wochen mindestens 1000 Abmeldungen von MitarbeiterInnen durchgeführt worden. Unsere Warnungen der letzten Monate sind 1 zu 1 eingetreten.

„Wir bekommen täglich Meldungen über Betriebsschließungen”. – Jakob Baran

Haben Sie vielleicht Informationen darüber, ob und wie viele Shisha-Bars zugesperrt haben bzw. vor dem Zusperren stehen?
Wie schon erwähnt, erreichen uns täglich Meldungen über Schließungen. Wir rechnen mit einer Schließungsflut gegen Weihnachten herum. Viele Betriebe versuchen noch zu retten, was zu retten ist, arbeiten mit den letzten Reserven.

Inwieweit wirkt sich das Rauchverbot auf die Ethno-Wirtschaft aus angesichts der Tatsache, dass solche und ähnliche Lokale von MigrantInnen betrieben und besucht werden?
Grundsätzlich wurde MigrantInnen in den vergangenen Jahren tagtäglich erzählt, dass, erst wenn sie sich integrieren und wirtschaftlich ihren Beitrag leisten, sie ein Teil der Gesellschaft sind. Heute kommt man innerhalb von vier Monaten her und verbietet ihr Geschäftsmodell und kriminalisiert es. Viele Jungunternehmer, die Kredite aufgenommen haben und ihr Erspartes ausgegeben haben, stehen vor dem eigenen Ruin. Shisha Lokale sind ein Schmelztiegel für Altwiener und Eingewanderte, denn es spiegelt unsere Gesellschaft wieder. Auch das ist ein Grund für den Erfolg der Shisha Bars.

Wie viele ArbeitnehmerInnen müssen aufgrund des neuen Gesetzes um ihren Job bangen?
Mittlerweile wurden bisher schon bis zu 1500 Erwerbstätige in der Shisha Branche abgemeldet. Bis Jahresende wird es eine weitere Kündigungswelle geben. Insgesamt hängen in der Branche bis zu 10.000 Arbeitsplätze.

Ein wichtiger, wirtschaftlicher Beitrag von MigrantInnen wurde verboten und kriminalisiert.

In anderen EU-Ländern mit Rauchverbot sind Shisha-Bars immer noch erlaubt. Warum war das, Ihrer Meinung nach, in Österreich nicht möglich und was wäre für Sie eine mögliche Problemlösung?
Am 2.Juli 2019 wurde ein unüberlegtes Schwarz-Weiß-Gesetz beschlossen, das darauf abzielte den Parteien strategisch für den Wahlkampf von Nutzen zu sein. Die politischen Parteien agierten in einer verantwortungslosen Weise und opferten Existenzen der Menschen für die Wählermaximierung. Unter Bruno Kreisky und Helmut Zilk wäre das unvorstellbar! Dennoch arbeiten wir im Moment unter Zeitdruck an einer politischen Lösung im Parlament. Wir sind mit allen Parteien im Gespräch um einen Abänderungsantrag dieses Jahr noch einzubringen.

1.500 Erwerbstätige in dieser Branche wurden abgemeldet.

Plant die Vereinigung weitere Schritte und Maßnahme, wenn es um den Schutz der Shisha-Bar-Betreiber geht?
Wie schon erwähnt arbeiten wir an einer politischen Lösung. Weiters werden wir den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte anrufen.

„Wir wollen einen Abänderungsantrag dieses Jahr noch einbringen”, so Jakob Baran.

Sie betreiben selbst eine Shisha-Bar. Wie gehen Sie mit der Situation um?
Nach 7 Jahren als erfolgreicher Unternehmer trifft mich diese Situation sehr hart. Man kann sich nicht vorstellen, was das für ein Schmerz ist. Nach jahrelangem Aufbau und Einsatz sitzt man in seinem eigenen leeren Lokal, bangt um die eigene Zukunft und auch der Mitarbeiter.